Flash-Turbo

So tunen Sie Ihren Laptop mit SSD-Speicher

19.10.2011
Endlose Wartezeiten beim Laden von Programmen und Kopieren von Dateien? Flash-Speicher in Form einer SSD oder einer Mini-Steckkarte schaffen Abhilfe.

Wenn das lieb gewonnene Notebook für den Systemstart fünf Minuten braucht, Photoshop 30 Sekunden lang ein großes Foto abspeichert und der Start des Webbrowsers 20 Sekunden dauert, dann ist es Zeit für ein neues Gerät. Aber nicht jeder kann sich gleich ein neues Notebook leisten. Der Warterei Abhilfe schaffen kann der Einbau eines schnellen SSD-Speichers, auf dem das Betriebssystem installiert wird. Wir zeigen in diesem Artikel, welche Möglichkeiten des Nachrüstens mit einem Flash-Speicher es gibt und welche Vor- und Nachteile es gibt.

Wir wollen nicht die Geschwindigkeit der SSDs im Detail analysieren. Folgende Grafik zeigt kurz, welche enormen Unterschiede zwischen normalen 2.5-Zoll Festplatten und SDDs liegen. Der Vereinfachung Willen unterscheiden wir hier nur zwischen dem Datendurchsatz beim Sequentiellen Lesen und Schreiben (Herstellerangaben).

Bei reinen Lesevorgängen und gleichzeitigem Lesen und Schreiben (Multitasking) sind die SSDs den Festplatten deutlich überlegen. Der Grund ist einfach vorstellbar: Die HDD muss ihren Lese-Schreibkopf erst in die richtige Position fahren, bei der SSD entfällt diese Zeit. Kleine und verstreut liegende Dateiblöcke sind daher die Spezialität für Flash-Speicher.

SSDs bestehen aus Halbleiterspeicherbausteinen, ähnlich denen in USB-Sticks. Es sind immer Flash- und Controllerchips, die auf einer Leiterplatte angeordnet sind. Dem Typ der Flash-Chips kommt eine hohe Bedeutung zu, denn SLC-Chips sind beim Schreiben schneller als die MLC-Ausführung. Beide Typen gehören zur Familie der NAND-Chips.

Der Speichertyp hat einen nennenswerten Nachteil: Eine Flashzelle kann nur zwischen 10.000 (MLC) und 100.000 (SLC) Schreibvorgänge durchführen. Danach kann sie sich Schreibvorgänge nicht mehr merken, sie „vergisst“. Der Controller im Flashlaufwerk wirkt dem mit dem „Wear-Levelling“-Verfahren entgegen. Dabei werden die Schreibvorgänge gleichmäßig auf alle Speicherzellen verteilt.

Das Solid State Drive zeichnet sich durch mechanische Robustheit, sehr kurze Zugriffszeiten und das Fehlen von Geräuschen aus. Damit und mit dem niedrigen Energieverbrauch sind SSDs das ideale Speichermedium für tragbare Computer. Auf Grund der niedrigen Kapazitäten im Vergleich zum Preis konnten sich die Speicher noch nicht gegen konventionelle Festplatten durchsetzen.

Klassisch: Flash in Form eines 2.5-Zoll Speichers

Der einfachste Weg zum schnelleren Netbook oder Notebook geht über den Austausch der alten 2.5-Zoll Festplatte durch eine 2.5-Zoll SATA II SSD. In fast allen Geräten sind die HDDs einfach über eine Klappe am Boden zu erreichen. Vor dem Tausch sollte unbedingt eine Recovery-DVD erstellt werden, mit der das neue primäre Laufwerk wieder bespielt werden kann. Die Hersteller haben dazu entsprechende Hilfsprogramme vorinstalliert, z. B. den Samsung Recovery-Manager. Jede Notebook-HDD hat im Werkszustand eine geschützte Wiederherstellungs-Partition. Wenn Sie die Festplatte entfernen, ist dieser natürlich weg. Wie bei jedem Tausch von Komponenten muss der Akku und das Netzkabel entfernt werden. Die Hände dürfen beim Anfassen der empfindlichen Bauteile (auch der SSD) nicht statisch aufgeladen sein, deshalb ist auch der Wollpullover tabu.

Wer nicht seine einzige Festplatte rauswerfen möchte und auch nicht den Luxus von zwei HDD-Schächten besitzt, der kann sich einen HDD-Caddy für den Schacht des optischen Laufwerks kaufen. Es handelt es sich um einen Adapter, der das optische Laufwerk durch einen zusätzlichen 2.5-Zoll Massenspeicher ersetzt. Die Adapter gibt es für nahezu alle Notebook Typen.

Die aktuell am Markt befindlichen 2.5-Zoll SSDs sind haben bereits eine unübersichtliche Anzahl gebildet. Die Preise liegen bei etwa 1.40 Euro pro Gigabyte. Eine ADATA S599 128GB kostet zum Beispiel 174 Euro. Typische Kapazitäten sind 32/64/128/256GB, es gibt aber auch ungerade Zahlen, wie 90GB (OCZ Agility 2 Extended).

Extravagant: Flash in Form einer Mini-Steckkarte

Im Handel sind so genannte Mini-PCI-Express-Karten (Mini PCIe) mit 32 bis 256 MB Kapazität zu haben. Die Preise rangieren von 54 Euro (Super Talent SSD 16GB, Half Size, FEM16GFDL) über 100 Euro (Super Talent SSD 32GB, FEM32GHDL) bis zu 383 Euro (OCZ Onyx 2 240GB).

Flash per Mini-Card. Das hört sich nach einer einfachen Lösung an, bei der sogar die rotierende Festplatte im 2.5-Zoll SATA Steckplatz erhalten bleibt. Damit hat der Nutzer einerseits viel Platz für seine Musik, Videos oder Dokumente. Andererseits kann das Betriebssystem auf der 32 oder 64 GB großen Mini-Card sitzen und von den hohen Datenraten profitieren. Leider ist das Theorie, bei den meisten Notebooks können Flash Mini-Cards aus folgenden Gründen gar nicht genutzt werden.

Platzproblem –Steckplatz ist belegt

Jedes Notebook und Netbook hat einen Mini PCIe Steckplatz. Dieser ist nicht von außen zugänglich, sondern entweder über eine Wartungsklappe oder im schlimmsten Fall erst nach der Demontage der kompletten Bodenplatte zu erreichen. Fast alle Geräte haben aber nur einen einzigen Steckplatz und der wird vom WLAN-Modul belegt. Die wenigsten Anwender werden nun bereit sein, zu Gunsten des Flash-Speicher-Projektes auf das Funkmodul und ggf. auch auf Bluetooth zu verzichten.

Wer nun mit großem Glück vielleicht doch einen unbesetzten Mini PCIe findet, der muss die Baugröße für die zu kaufende Steckkarte ermitteln. Das viereckige und kleinste Format mit 30 × 31.9 mm (Half Size) ist auch das gebräuchlichste. Die wenigsten unserer Test-Notebooks haben Platz für 30 × 56 mm (Full Size) oder gar 30 x 70 mm (Selten).

Unbekannte Hardware – BIOS ignoriert Mini-Card

Die physischen Hürden sind genommen und die Mini-Card steckt im Slot? Sie sind noch nicht am Ziel, denn das Notebook-BIOS verweigert die Arbeit mit der neuen Hardware. Mit einem BIOS-Update ist es nicht getan, denn der Hersteller hat im BIOS genau eingetragen, mit welchen Steckkarten das System arbeiten kann. Die hierfür hinterlegten VendorIDs (Hersteller ID) können nur mit einem BIOS-Modifikations-Tool (z. B. AMIBIOS Utilities 8) verändert werden.

Hier wird es aus zwei Gründen kompliziert: Sie müssen die VendorID der Mini-Card ermitteln und herausfinden, ob diese im BIOS eingetragen wurde. Falls nicht, dürfen Sie keinen Fehler beim Verändern des BIOS machen. Wir raten von Veränderungen dringend ab, denn mit einem fehlerhaften BIOS wird ihr Computer mit einem Schlag unbrauchbar.

Fein raus – Zertifiziertes Zubehör

In einigen wenigen Fällen zertifiziert ein Hersteller Mini-PCIe SSDs als kompatibel mit bestimmten Produkten. Dies gibt es für die älteren Eee PC Baureihen 900, 900A, 901, 901 Go und S101. Hier soll die 70mm SandForce Mini-PCIe SSD (128GB, 69.73 x 31.5 mm), für die wir vergeblich einen Steckplatz in unzähligen Test-Notebooks gesucht haben, hineinpassen und vom BIOS als Systemlaufwerk erkannt werden.

Mit den Eee PCs 701, 702, 900, 901, 903, 905 und 1000 soll die Super Talent SATA Mini 2 SSD (64GB, 69.5mm x 32.1mm) kompatibel sein. Richtig schlüssig erscheint uns das nicht, denn unser vorliegender Eee PC 1000H Go hat keinen Platz für eine 70mm lange Karte. Wer eine solche Karte kaufen will, der sollte sich nicht auf die Aussage „kompatibel mit Eee PC“ verlassen, sondern die Abmessungen mit dem vorhandenen Schacht vergleichen.

Sicher: Funktionsgarantie mit 2.5-Zoll

Ihr Netbook oder Notebook soll schneller werden und Sie denken über einen SSD-Speicher nach? Wir empfehlen auf Grund der Einfachheit, der Modellvielfalt und der günstigeren Preise den Erwerb einer SATA SSD im 2.5-Zoll Formfaktor. Damit ersetzen Sie Ihre alte Festplatte und haben keinen Stress mit Baulängen und Inkompatibilitäten (Mini PCIe Cards).

Angesichts der extrem niedrigen Preise für Festplatten (52 Euro für eine 500 GB HDD) ist das Preis-Leistungsverhältnis einer SSD fraglich. Wer aber zu Gunsten der Leistung auf viel Speicher verzichten kann, der kommt um eine SDD nicht herum.

Speicherkarten für den Mini PCIe Schacht passen entweder gar nicht erst ins Notebook oder das BIOS erkennt sie nicht. Dieses Thema ist etwas für Extrem-Bastler mit viel Geduld.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.