Digitalisierung der Arbeitswelt

So tragen Sie die Digitalisierung ins Mindset Ihrer Mitarbeiter

31.12.2018 von Jörg Hawlitzeck
Viele Führungskräfte kennen es nur allzu gut: Der hohe Veränderungsdruck - verursacht durch Digitalisierung, technologisches Entwicklungstempo und exponentielles Wachstum - ist den Menschen im Unternehmen zwar bewusst. Doch in den Köpfen der Mitarbeiter will eine konstruktive Einstellung digitalen Veränderungen gegenüber nicht wirklich Fuß fassen.

Mir brummt der Kopf! Schon wieder so ein Tag, an dem ich mich den ganzen Tag getrieben gefühlt habe, nur um die Punkte auf meiner eigenen To-Do-Liste auf morgen zu verschieben und mich nach der ganzen Hetze gestresst zu fragen: "Wer bin ich und wenn ja wie viele?" Verständnis für die hohe Schlagzahl finden meine Kollegen und ich eher selten. Stattdessen heißt es "Ihr schafft das schon!" und dann folgt das übliche Blabla über Digitalisierung, Veränderungsdruck und hohes Tempo, das ginge ja schließlich uns allen so…

Während sich das Management versucht in puncto Digitalisierung zu informieren und weiterzubilden, ist die Belegschaft nach wie vor ziemlich orientierungslos.
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Ich finde nicht! Mir geht es nicht so. Ich gebe ehrlich zu, dass ich mich in einer Welt, in der die Kompetenzen von gestern - eine breite Allgemeinbildung, fundiertes Fachwissen und eine solide Ausbildung - nichts mehr wert zu sein scheinen, nicht wirklich wohl fühle. In einer Welt, in der YouTube-Teenager das Einkommen ihrer Eltern locker in den Schatten stellen, in der neue Jobs wie Pilze aus dem Boden schießen und in der Google Analytics entscheidender geworden ist als ein fundiert gerechneter Businessplan, in dieser Welt will ich mich nicht mehr zurechtfinden müssen! Ganz zu schweigen von meiner Angst vor dem Verlust meines Jobs, weil ich vielleicht irgendwann durch digitale Intelligenz ausgemustert werde oder mich zu alt fühle, um mitzuhalten oder gar um mich als Digitalnomade auf den Weg in die Selbständigkeit zu machen…

Diskrepanz zwischen Theorie und erlebter Realität

So oder so ähnlich sieht es in den Köpfen vieler Ihrer Mitarbeiter aus! Die triste Realität in vielen Unternehmen lautet: Während sich Eigentümer und Führungskräfte auf Konferenzen zum digitalen Wandel herumtreiben, auf denen sie hören, sie müssten "sich selbst disruptieren", treibt ihre Mannschaft orientierungslos daher! Die Digitalisierung sorgt an der Basis eben gerade nicht für Begeisterung, sondern oft genug für Verwirrung, Orientierungslosigkeit und Irritation.

Was sagt uns das? Menschen wollen abgeholt, in ihren Sorgen und Ängsten ernst genommen und auf dem Weg der Veränderung mitgenommen werden. Sie suchen nach Sinn für ihr alltägliches Wirken. Doch wie können wir als Verantwortungsträger - die wir doch selbst mitten drin stecken im Schlamassel - genau das bewerkstelligen?

Die Quadratur des Kreises

Wir leben in einer Zeit, in der wir tagtäglich scheinbare Widersprüche miteinander vereinen müssen. Wir müssen Antworten parat haben auf Fragen, die keine eindeutigen Antworten zulassen. Wir müssen Prozesse steuern, deren Ziel wir noch gar nicht kennen können. Wir müssen Sicherheit vermitteln in einem Umfeld, das höchst volatil ist. Wie kann diese Quadratur des Kreises gelingen? Wie können wir unserer eigenen Verantwortung und gleichzeitig der für unser Unternehmen und für unsere Mitarbeiter gerecht werden?

Veränderung muss nicht immer als Bedrohung gesehen werden, gehört sie doch zum Lauf der Dinge dazu. Zwar ist der Abschied von Altbewährtem manchmal schmerzhaft, er birgt aber auch viele Chancen. Und so können wir alle eine vorurteilsfreie Einstellung Veränderungen gegenüber einüben. Was wir als Verantwortungsträger dazu beitragen können, ist:

Mögliche Ängste nehmen

Unser Gehirn - auch das unserer Mirarbeiter - ist so gestrickt, dass es zukunftsträchtige Lösungen nur in einem angstfreien Zustand entwickelt. Solange die Amygdala noch mit Überlebensstrategien (z. B. "Wie sichere ich den Fortbestand meines eigenen Jobs?") beschäftigt ist, sieht es mit innovativen Zukunftsentwürfen mau aus. Wir müssen unsere Mitarbeiter regelrecht vor Ängsten beschützen:

Sinn stiften

Veränderungen und die mit ihnen verbundenen unbequemen Anpassungen von Vorstellungen und Gewohnheiten werden desto bereitwilliger akzeptiert, wenn der übergeordnete Sinn einer Entwicklung verstanden ist. Diesen herzustellen ist unsere Aufgabe als Führungskraft und Manager:

Die Chancen der Digitalisierung können wir klug nutzen, wenn wir Schwarz-Weiß-Denken überwinden. Wenn wir es schaffen, auch in unsicheren Umgebungen Sicherheit in uns selbst zu verwirklichen. Wenn wir scheinbare Gegensätze mental überwinden. Wenn wir wissen, wofür wir unbequeme Herausforderungen annehmen. Mit dieser Geisteshaltung können wir als Verantwortungsträger Innovationen befördern, Sinn stiften und Orientierung bieten. Und unter uns gesprochen: Wir können den Segen des digitalen Fortschritts zu mehr nutzen, als bloß für noch mehr Konsum und Bequemlichkeit für die Menschen in Industriegesellschaften!

Weitere Tipps und Erfahrungsberichte zu diesem Thema finden Sie auch in dem Buch Das Zukunfts-Mindset.