Trend in Prozent

So ticken die deutschen IT-Manager

25.11.2010 von Karin Quack
Die Bewerbungen zum "CIO des Jahres 2010" spiegeln - obschon sie keine repräsentative Umfrage darstellen - die Wirklichkeit in den deutschen IT-Abteilungen wider. Hier ein paar Ergebnisse, selbstverständlich anonymisiert.

Was treiben CIOs eigentlich den lieben langen Tag? Sie führen ihre Mitarbeiter und kommunizieren mit den Fachbereichen. Diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls, wenn man sich die Fragebögen genau anschaut.

Für Personalführung wenden die IT-Verantwortlichen in Großunternehmen im Durchschnitt 22 Prozent ihrer kostbaren Zeit auf. Im Extremfall befassen sie sich sogar mehr als zwei Fünftel ihres Arbeitstags mit der Frage, woher sie die richtigen Mitarbeiter bekommen und wie sie sie richtig einsetzen. Die CIOs in kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) stehen dem kaum nach. Sie widmen dieser Aufgabe durchschnittlich 19 Prozent ihrer Arbeitsenergie. Diese Aufgabe wird vermutlich sogar immer wichtiger, denn im vergangenen Jahr lagen die Werte deutlich niedriger: bei 19 Prozent in den Konzernen und 16 Prozent im Mittelstand.

Mit wem CIOs reden

Beinahe ebenso intensiv betreiben die IT-Chefs die Kommunikation mit den Fachbereichen. Im Durchschnitt räumen sie ihr 21 Prozent ihres Alltags ein - ungeachtet der Unternehmensgröße. Das ist nichts Neues. Schon im vergangenen Jahr rangierte dieses Thema ganz oben auf der Prioritätenliste der Wettbewerbsteilnehmer. Es wäre auch verwunderlich, wenn es anders wäre. Top-CIOs müssen schließlich genau wissen, wie sie vorhandenes Geschäft optimal unterstützen und wo sie helfen können, neue Business-Möglichkeiten aufzutun. Und dazu ist es notwendig, mit den Fachbereichen zu reden.

Für die Kommunikation mit der Firmenleitung bleibt mit elf Prozent (Großunternehmen) beziehungsweise zwölf Prozent (KMUs) nur etwa halb so viel Zeit. Das mag am begrenzten Zeitbudget des Top-Managements liegen. Außerdem bekommen Unternehmenslenker gern Entscheidungen vorgelegt, die sie nur noch abzunicken brauchen. Und wenn sich die IT mit den Fachbereichen auf eine Strategie oder ein viel versprechendes Projekt geeinigt hat, wäre der Geschäftsführer schlecht beraten, noch einmal in die Diskussion einzusteigen.

Wieviel Zeit CIOs planen

Als ihr ureigenstes Thema betrachten die CIOs die strategische Planung. Mit ihr beschäftigen sich die IT-Verantwortlichen in Großunternehmen durchschnittlich acht Stunden pro Woche, also 16 Prozent einer in diesem Beruf als "normal" angesehenen 50-Stunden-Woche.

Wofür CIOs ihre Arbeitszeit aufwenden.

Die IT-Chefs im Mittelstand sind sogar noch stärker mit Planungsaktivitäten befasst als ihre Kollegen in den Konzernen, nämlich 21 Prozent ihrer Arbeitszeit. Tendenziell bestätigt das einen Trend aus dem vergangenen Jahr. Damals hießen die Werte: 14 Prozent in Großunternehmen, aber 18 Prozent in KMUs. Eine mögliche Erklärung ist, dass der Mittelstands-CIO weniger unternehmensspezifischen Zwängen unterliegt, also mehr selbst entscheiden und deshalb auch planen kann.

Darüber hinaus belegen die Zahlen auch, dass die CIOs aller Unternehmen wieder mehr Augenmerk auf eine längerfristige Planung legen können. Während der Wirtschaftskrise mussten sie meist reagieren, jetzt dürfen sie wieder agieren.

Relativ wenig Bedeutung messen die CIOs offenbar den Themen Dienstleister-Management und Administration bei. Dafür fallen jeweils zehn bis zwölf Prozent der Arbeitszeit an. Für die erstgenannte Aufgabe haben vor allem die IT-Verantwortlichen in größeren Unternehmen häufig jemanden eingestellt, der sich hauptberuflich damit beschäftigt, und in den kleineren Betrieben mag der dafür anfallende Aufwand vergleichsweise überschaubar sein. Verwaltungsaufgaben hingegen sind ein notwendiges Übel, dem IT-Manager ungern allzu viel Zeit einräumen - egal wie groß die Firma ist, die ihr Gehalt bezahlt.

An wen CIOs berichten

Rechenschaft über ihre Arbeit müssen die meisten CIOs nur der Firmenleitung gegenüber ablegen. Das gilt vor allem für kleinere Unternehmen. Dort berichten 53 Prozent der Bewerber eigenen Angaben zufolge an den Vorstand oder Geschäftsführer.

An wen der CIO berichtet.

In den Großunternehmen sind die Berichtswege häufig etwas komplizierter: Nur 35 Prozent der Teilnehmer am diesjährigen CIO-Wettbewerb ordnen sich in der Firmenhierarchie direkt unterhalb des Vorstandsvorsitzenden oder Geschäftsführers ein. Der größere Teil berichtet an ein Vorstands- oder Geschäftsführungsgremium, einen Chief Operating Officer (COO) oder ein anderes Vorstandsmitglied, beispielsweise den Personal-, Supply-Chain- oder Finanzverantwortlichen. Letzteres gaben 17 Prozent der CIOs in Großunternehmen zu Protokoll; in den KMUs taten das 25 Prozent. Die von Marktbeobachtern vertretene Auffassung, dass immer mehr CIOs an den Finanzvorstand berichten, wird damit aber wohl nicht gestützt.

Wie sich die Budgets verändern

Wie sich die Budgets verändern.

A propos Finanzen: Die IT-Budgets nehmen wieder zu - vor allem in den mittleren Unternehmen. Hier gaben 65 Prozent der Teilnehmer an, in diesem Jahr mehr Mittel zur Verfügung zu haben als im vergangenen: 31 Prozent verzeichnen ein moderates Wachstum von bis zu zehn Prozent, 34 Prozent sogar eine - zum Teil deutlich - größere Steigerung.

Gravierende Einschnitte mussten die IT-Verantwortlichen im Mittelstand zudem nicht hinnehmen. Die haben sie offenbar schon hinter sich. Im vergangenen Jahr klagte jeder fünfte von ihnen, sein Budget sei um mehr als zehn Prozent gekürzt worden. Insgesamt musste damals mehr als die Hälfte der CIOs mit schrumpfenden Finanzmitteln zurechtkommen. Heuer sind es nur 22 Prozent - und keiner davon büßte mehr als ein Zehntel seines Etats ein.

In den Konzernen sieht das ein wenig anders aus. Aber auch hier hat sich die Lage entspannt. Verzeichneten 2009 noch 65 Prozent der IT-Chefs aus Großunternehmen einen Budgetschwund, so sind es in diesem Jahr nur 40 Prozent. Ihnen gegenüber stehen 43 Prozent, die wieder mehr Geld ausgeben dürfen.

CIOs entdecken Social Media

Zum ersten Mal wurden die CIOs in diesem Jahr nach ihrer Teilnahme an sozialen Netzwerken gefragt. Wie sich dabei herausstellte, haben die IT-Chefs diese Möglichkeit der Kommunikation im Großen und Ganzen gut angenommen.

Welche Social Media CIOs nutzen.

Am meisten Zuspruch erhalten erwartungsgemäß die für Business-Anwender ausgelegten Netze Xing und LinkedIN. Über Xing sind 78 Prozent der IT-Verantwortlichen aus KMUs erreichbar; in der Gruppe der Großunternehmen sind es immerhin 61 Prozent. LinkedIn ist in den Konzernen offenbar beliebter als im Mittelstand. In den KMUs sind nur 22 Prozent der IT-Manager über LinkedIn erreichbar, in den Großunternehmen gilt das für 43 Prozent der CIOs.

Facebook fällt demgegenüber etwas ab, was wohl mit der Historie des Dienstes zusammenhängt: Er wurde - und wird immer noch - vorwiegend von einer jüngeren Nutzergruppe und meist für private Zwecke verwendet. Umso erstaunlicher ist es, dass in den Großunternehmen 35 Prozent und im Mittelstand 28 Prozent der IT-Verantwortlichen ein Facebook-Profil pflegen.

Auch der Kurznachrichtendienst Twitter hat einige Anhänger unter den CIOs - 26 Prozent in den Konzernen und 13 Prozent in den KMUs. Daneben nutzen viele IT-Verantwortliche auch oder ausschließlich Netze mit strikt begrenzten Nutzergruppen für spezielle Fachinteressen. Insgesamt machen 78 Prozent der Bewerber aus Großunternehmen und sogar 84 Prozent der Mittelstands-CIOs zumindest von einem dieser "sozialen Medien" Gebrauch. Das heißt aber auch: Jeder fünfte hat hier noch Nachholbedarf. (qua)

CIO des Jahres 2010 - Live dabei!

Seien Sie live dabei, wenn die wichtigsten IT-Chefs im deutschsprachigen Raum gekürt werden. Alles von der Preisverleihung heute Abend ab 18 Uhr über Twitter und Facebook.

Bildquelle: Fotolia, Shyrokova