Schluss mit Perfektionismus

So schützen Sie Mitarbeiter vor Burnout

07.04.2012 von Andrea König
Perfektionisten, die schlecht delegieren können, droht der Burnout. Wie Führungskräfte Gefährdete erkennen können, erklärt Personalberater Hans-Joachim Maar.
Prävention muss Jahre vor dem Zusammenbruch beginnen, fordert Hans-Joachim Maar von Rochus Mummert.
Foto: Rochus Mummert

Das Thema Burnout ist derzeit in aller Munde. Es ist so präsent, dass Kritiker sogar von einer Modediagnose sprechen. Wie häufig Burnout vorkommt, können Experten nur schätzen, denn eine klare Definition dafür gibt es nicht. Laut dem Fehlzeiten-Report der AOK sind psychische Erkrankungen mittlerweile für fast zehn Prozent der Krankschreibungen in Deutschland verantwortlich.

Hans-Joachim Maar, Partner der Unternehmens- und Personalberatung Rochus Mummert, plädiert für eine sehr frühzeitige Burnout-Prävention, damit es gar nicht erst zu den Fehlzeiten kommt. Die rechtzeitige Prävention beginnt für ihn bereits viele Jahre vor dem Punkt, an dem der Zusammenbruch letztendlich droht.

Wenn man nicht nein sagen kann

Führungskräfte wie CIOs tragen eine Verantwortung für ihre Mitarbeiter und sollten wachsam verfolgen, ob es im Team überforderte oder Burnout-gefährdete Angestellte gibt. "Ein Warnsignal ist beispielsweise, wenn ein Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben immer wieder bereitwillig übernimmt und es nicht wagt, auch mal Nein zu sagen", so Hans-Joachim Maar.

Wer nicht delegieren kann, ist ein Kandidat für Burnout.
Foto: Fotolia, Gudellaphoto

Zu den Alarmzeichen gehört auch, wenn Mitarbeiter mit einem sehr hohen Anspruch an Perfektion arbeiten, schlecht delegieren können, kaum Risiken eingehen und ihr Verhalten generell eher unsicher und misstrauisch wirkt. "Für Mitarbeiter mit einer solchen Arbeits- und Denkweise kann ein weiterer Karriereschritt gefährlich werden", sagt Maar. Denn jeder Karriereschritt, so Maars Erfahrung als Personalberater, führt dazu, dass die Fremdbestimmung im Job weiter zunimmt. Wenn jemand dann nicht gern delegiert, perfektionistisch arbeitet und viel zu viele Aufgaben übernimmt, kann das zum Zusammenbruch führen.

Erholung für Gestressten
Typ1: Wer ermüdet ist,
braucht Regeneration im Urlaub.
Typ 2: Wem die Routine im Berufsalltag stresst,
sollte für Abwechslung im Urlaub sorgen.
Typ3: Wer unter Stress leidet,
braucht dringend Entspannung.
Typ 4: Wer Frust und Ärger im Job verspürt,
braucht in seiner Auszeit Erfolgserlebnisse.
Zeit für sich allein
Menschen, die nur noch für ihren Job brennen, wissen nicht, was ihnen guttut. Deswegen kann es hilfreich sein, vor dem Sommerurlaub mit der Familie ein paar Tage nur für sich zu haben. Wenn das nicht geht: Zeiten vereinbaren, in denen man sich zurückziehen kann. Spazieren gehen, in der Sonne liegen, über den Wochenmarkt streifen.
Ein medizinischer Check-Up...
sollte folgende Fragen klären: Stimmen die Blutwerte, wie hoch ist das Herzinfarktrisiko, was machen die inneren Organe und der Stoffwechsel? Stimmt das biologische mit dem tatsächlichen Alter überein? Wie hoch sind der Stresspegel und die mentale Leistungsfähigkeit? Was machen der Rücken und die körperliche Flexibilität?
Welche Nährstoffe....
fehlen dem Körper? Welcher Sport ist ideal?
Nach dem Urlaub weitermachen
Mit der Familie frühstücken, meditieren oder eine Runde um den Block laufen - wer sich morgens positiv auf den Tag einstimmt, hat nicht das Gefühl, von früh bis spät fremdgesteuert zu sein, und bleibt nach dem Urlaub länger gelassen.
Zeitfresser enttarnen
Wer täglich zwei Stunden mit Kollegentalk, Netzwerken auf Xing und E-Mails beantworten befasst ist, sollte genau hinschauen: Was davon bringt mich wirklich weiter? Wie viele Personen müssen wirklich auf cc gesetzt werden?
Neuer Umgang mit E-Mails
Übung: Mails nur alle drei Stunden und nicht alle 15 Minuten abfragen und beantworten.
Finger weg vom Mountainbike
Wer erschöpft und gestresst ist, sollte nicht mit dem Mountainbike über die Alpen preschen.

Zielvereinbarungs- und Jahresgespräche eignen sich nach Meinung von Hans-Joachim Maar besonders gut, um auch über die Arbeitsweise der Mitarbeiter zu sprechen. Er rät IT-Verantwortlichen, ihren Mitarbeitern in einem solchen Gespräch etwa die folgenden Fragen zu stellen:

Was Sie gefährdete Mitarbeiter fragen sollten

Work-Life-Balance Fehlanzeige?

"Gibt es für einen Mitarbeiter neben dem Beruf nichts, sollte man als Vorgesetzter hellhörig werden", sagt Hans-Joachim Maar. Kommen die oben beschriebenen Warnsignale hinzu, würde er das Thema offen ansprechen und den Mitarbeiter auf die Gefahr der Überforderung hinweisen, die ihm mit dem nächsten Karriereschritt droht.

Möchte der Mitarbeiter diesen Schritt trotzdem gehen, sollte der CIO ihn zunächst einmal in übergreifenden Projekten einsetzen. "So bekommt man ein Gefühl dafür, ob man dem nächsten Karriereschritt überhaupt gewachsen ist", sagt Maar. Weitere Unterstützungen können spezielle Führungskräftetrainings, ein persönlicher Coach und der Vorgesetzte selbst sein, der fortan auf Themen wie zum Beispiel das Delegieren achtet. Merkt der CIO, dass sein Mitarbeiter dem Karriereschritt trotz dieser Maßnahmen nicht gewachsen ist, sollte man ihm dies offen sagen und vom Schritt nach oben abraten. "Karriere ist nicht alles", sagt Hans-Joachim Maar. (kf)

Dieser Artikel stammt von unserer Schwesterpublikation CIO-Magazin.

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