Remote Access Security

So schützen Sie den Zugriff von außen

29.09.2016 von Ryan Francis und Simon Hülsbömer
Externe Zugänge sind ein beliebtes Einfallstor ins Unternehmen. Wir zeigen, wie Anwender benötigte Zugriffe von Dritten besser absichern können.

Die Third Party Advisory Group des Security-Anbieters Soha Systems veröffentlichte eine Studie, für die über 200 Unternehmens-IT- und Security-Entscheider auf C-Level zum Thema Anwendungs- und Zulieferersicherheit befragt wurden. 98 Prozent der Befragten schätzen Zugriffe durch Dritte auf Anwendungen und Netze demnach nicht als ihre Top-Priorität innerhalb von IT-Projekten ein. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass fast zwei Drittel aller Datenabflüsse durch mangelhaften Zugriffsschutz von außen verursacht oder zumindest begünstigt werden - so zumindest das Ergebnis eines Trustwave-Reports von 2013 - ist diese Zahl besorgniserregend.

Auf Grundlage der Studienergebnisse entwickelte die Soha Advisory Group - bestehend aus Security- und IT-Experten diverser Anbieter und Beratungsunternehmen - einen Sechs-Punkte-Plan, mit dem Unternehmen den externen Zugang auf ihre Applikationen und Netze besser absichern können. Wir stellen ihn im Folgenden vor.

Ob Mitarbeiter, Partner, Kunden oder andere Dienstleister: Der Zugriff von außen auf interne Systeme und Anwendungen ist normal geworden - umso wichtiger, dass er gut abgesichert ist.
Foto: Keith A Frith - www.shutterstock.com

Risiken festlegen

Ajay Nigam, Senior Vice President Products bei Cloud-Software-Anbieter Accellion, rät Unternehmen, Kennzahlen festzulegen, um objektiv Risiken definieren zu können. Außerdem empfiehlt Nigam einen Risikoplan, um Compliance-Veränderungen und -Risiken besser adressieren zu können und einen Gesamteindruck von der Ende-zu-Ende-Sicherheit und den bestehenden Risiken im gesamten Unternehmen zu gewinnen. Darüber hinaus sollten Anwender auf sichere Kollaboration über ihr gesamtes Ökosystem hinweg setzen, insbesondere im Kontext der digitalen Transformation, wo immer mehr Systeme und Datenbanken von externen Stellen aus angezapft werden, um die Produktivität zu verbessern. Entscheidend sei es, vertrauliche Daten auch im Collaboration-Zeitalter zu schützen.

Das Einmaleins der IT-Security
Adminrechte
Keine Vergabe von Administratorenrechten an Mitarbeiter
Dokumentation
Vollständige und regelmäßige Dokumentation der IT
Sichere Passwörter
IT-Sicherheit beginnt mit Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter sowie mit einer klaren Kommunikation der internen Verhaltensregeln zur Informationssicherheit:<br /><br /> Komplexe Passwörter aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen, mindestens achtstellig.
Passwortdiebstahl
Niemals vertrauliche Daten weitergeben oder/und notieren.
E-Mail-Sicherheit
E-Mails signieren, sensible Daten verschlüsseln, Vorsicht beim Öffnen von E-Mail-Anlagen und Links.
Soziale Manipulation
Bewusst mit vertraulichen Informationen umgehen, nur an berechtigte Personen weitergeben, sich nicht manipulieren oder aushorchen lassen.
Vorsicht beim Surfen im Internet
Nicht jeder Link führt zum gewünschten Ergebnis.
Nur aktuelle Software einsetzen
Eine nicht aktualisierte Software lässt mehr Sicherheitslücken offen.
Verwendung eigener Software
Unternehmensvorgaben beachten und niemals Software fragwürdiger Herkunft installieren.
Unternehmensvorgaben
Nur erlaubte Daten, Software (Apps) und Anwendungen einsetzen.
Backups
Betriebliche Daten regelmäßig auf einem Netzlaufwerk speichern und Daten auf externen Datenträgern sichern.
Diebstahlschutz
Mobile Geräte und Datenträger vor Verlust schützen.
Gerätezugriff
Keine Weitergabe von Geräten an Dritte, mobile Geräte nicht unbeaufsichtigt lassen und Arbeitsplatz-PCs beim Verlassen sperren.
Sicherheitsrichtlinien
Die organisatorischen Strukturen im Hintergrund bilden den erforderlichen Rahmen der IT-Sicherheit. Hier gilt es, klare Regelungen zu formulieren und einzuhalten:<br /><br />Definition und Kommunikation von Sicherheitsrichtlinien
Zugriffsrechte
Regelung der Zugriffsrechte auf sensible Daten
Softwareupdates
Automatische und regelmäßige Verteilung von Softwareupdates
Logfiles
Kontrolle der Logfiles
Datensicherung
Auslagerung der Datensicherung
Sicherheitsanalyse
Regelmäßige Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen durch interne und externe Sicherheitsanalysen
Notfallplan
Erstellung eines Notfallplans für die Reaktion auf Systemausfälle und Angriffe
WLAN-Nutzung
Auf technischer Ebene muss ein Mindeststandard gewährleistet sein. Dieser lässt sich größtenteils ohne großen Kostenaufwand realisieren:<br /><br />Dokumentation der WLAN-Nutzung, auch durch Gäste
Firewalls
Absicherung der Internetverbindung durch Firewalls
Biometrische Faktoren
Einsatz von Zugangsschutz/Kennwörter/Biometrie
Zugangskontrolle
Physische Sicherung/Zugangskontrolle und -dokumentation
Schutz vor Malware
Schutz vor Schadsoftware sowohl am Endgerät als auch am Internetgateway, idealerweise durch zwei verschiedene Antivirenprogramme
Webzugriffe
Definition einer strukturierten Regelung der Webzugriffe
Verschlüsselung
Verschlüsselung zum Schutz von Dateien und Nachrichten mit sensiblen Inhalten
Löschen
Sicheres Löschen der Daten bei Außerbetriebnahme
Update der Sicherheitssysteme
Sicherstellung regelmäßiger Updates der Sicherheitssysteme
Monitoring
Permanente Überwachung des Netzwerkverkehrs auf Auffälligkeiten

Zugangserfordernisse überdenken

Mike Kotnour, IT-Security-Berater beim Versicherer Assurant, betont, dass der effiziente Schutz von Fremdzugriffen immer davon abhänge, wie der Einzelfall und die Zugangserfordernisse genau aussehen. Externe Vertragspartner, Mitarbeiter und andere Drittparteien sollten nur einen ihrem Risikoprofil entsprechendem Zugriff erhalten, der die Bereiche Segmentierung, Verschlüsselung und Federation berücksichtigt. Der Ansatz "one size fits all" - auch wenn er oft eine schnelle Problemlösung verspreche - könne zu einem unnötigen Übermaß an Zugriffsrechten führen. Wer sich die Zeit nehme, den richtigen Level zu finden, erspare sich hingegen viel Kopfzerbrechen, so Kontour.

Assets inventarisieren

Principal Consultant Steve Hunt von Hunt Business Intelligence weist darauf hin, dass die Inventarisierung der eigenen Assets und Werte von Unternehmen gerne vergessen werde, obwohl es ein wertvolles Werkzeug zur Lösung zahlreicher Security-Probleme darstelle - unter anderem dem des externen Zugriffs. Unternehmen sollten ihre Assets deshalb regelmäßig ordnen und nachverfolgen, um mögliche Compliance-Verstöße innerhalb des Netzwerks auszuschließen.

Lieferanten besser verwalten

Jim Rutt, CTO der Dana Foundation, rät zu einem Lieferantenverwaltungsplan, der gemeinsam mit den Geschäftsbereichen entwickelt wird und zudem in einen Kommunikationsplan mündet. Dadurch könne das Unternehmen seine internen Disaster-Recovery-Pläne untermauern und die Reportings von Dienstleistern auf einer regelmäßigen Basis verpflichtend prüfen. Es sei zudem wichtig, ein jährliches Versicherungsrisiken-Review vorzunehmen, um sicherzustellen, dass die Firma ausreichend versichert ist.

Remote Access überdenken

Mark Carrizosa, CISO und Vice President Security bei Soha Systems, ist der Auffassung, dass in cloud-basierten Umgebungen de facto alle Nutzer als Externe wahrgenommen werden. Unternehmen sollten deshalb auch vom Kontrolltechnischen her alle Mitarbeiter so behandeln, als seien sie externe Dienstleister. Carrizosa: "Unternehmen müssen fundamentale Veränderungen vornehmen, was die Verwaltung dieser riskanten Nutzertypen angeht und Konzepte wie Zero-Trust, erweiterte Identitätsprüfung und die Aufzeichnungen kompletter Sitzungen in Betracht ziehen. Nur so lassen sich die Gesamtrisiken reduzieren und mögliche Schäden durch Dritte und Fernzugriffe vermeiden."

Wenn Cloud Security dem CISO den Schlaf raubt
Security-Verantwortlichkeiten
Ihr Cloud-Provider ist für die IT-Sicherheit seiner Infrastruktur verantwortlich. Ihr Unternehmen ist hingegen dafür verantwortlich, welche Nutzer Zugriff auf seine Ressourcen und Applikationen erhalten. Mit anderen Worten: Sie müssen sich um das Management der Zugriffsrechte kümmern und dafür sorgen, dass sich User und Devices, die Cloud-Zugriff benötigen, authentifizieren. <br><br /> Tipp für CISOs: Erstellen Sie Security-Protokolle wie Authentifizierungs-Richtlinien, Verschlüsselungs-Schemata und Datenzugriffs-Richtlinien. Benutzen Sie IAM (Identity & Access Management) um den Nutzerzugriff auf Services und Daten abzusichern und einzuschränken. Außerdem sollten Sie ein Audit durchführen, um Compliance-Verstöße oder unauthorisierten Zugriff sichtbar zu machen.
Unmanaged Traffic
Es gab eine Zeit, da war es in Unternehmen Gang und Gäbe, dass alle User Connections durch einen allgemeingültigen Security-Checkpoint müssen. In Zeiten von Netzwerk-Vielfalt und mobilen Devices ist das nicht mehr praktikabel. Unmanaged Traffic bezeichnet im Übrigen Bandbreitennutzung, über die Sie nichts wissen. Das kann von Usern verursachter Datenverkehr sein, oder Cloud-to-Cloud-Traffic, der in der Regel signifikant ausfällt. Datenverkehr, der Ihnen nicht bekannt ist, kann auch nicht durch den Security Checkpoint geleitet werden. <br><br /> Tipp für CISOs: Cloud Services mit einem Checkpoint - also Proxy - abzusichern, sorgt für zahlreiche Sicherheitslücken. Sie sollten deshalb Nutzer und Daten des Cloud Services über APIs absichern. Unauthorisierten Zugriff decken sie über Monitoring, privilegierte Administratoren und Apps von Drittanbietern auf.
Managed Traffic
Wenn Sie sich dafür entscheiden, den Datenverkehr, über den Sie Bescheid wissen - also den Managed Traffic - durch einen zentralen Checkpoint zu leiten, kann darunter die Performance leiden. Der Grund: große Datenmengen sorgen für Stau im Netzwerk. Fällt die Performance ab, führt das wiederum dazu, dass frustrierte User Wege suchen, den Stau zu umgehen. <br><br /> Tipp für CISOs: Bewerten Sie in Frage kommende Sicherheitslösungen nach Ihren Use Cases. Einige Drittanbieter haben Security Tools im Programm, die sämtliche Cloud Services - also SaaS, PaaS und IaaS - ohne zentralen Checkpoint absichert.
User-Eigenmacht
Eigenmächtige User können für die Entstehung neuer Sicherheitsrisiken sorgen, wenn sie unbemerkt Traffic verursachen. Eine weitere Folge kann ein Erstarken der sogenannten Schatten-IT sein. In diesem Fall könnten User ohne Wissen der IT-Abteilung Applikationen und andere Ressourcen nutzen, die nicht authorisiert sind. <br><br /> Tipp für CISOs: Schatten-IT sorgt für Compliance-Verstöße und kann für ineffiziente und inkonsistente Prozesse verantwortlich sein. Sie sollten deshalb gemeinsam mit Ihrem Team die Nutzung von Schatten-IT im Unternehmen identifizieren und auf dieser Grundlage Richtlinien entwerfen, die nicht nur der IT-Abteilung, sondern auch allen anderen Abteilungen helfen, im Sinne der IT-Sicherheit produktiv und effizient zusammenzuarbeiten.
Kein Mut zur Lücke
Die meisten Cloud-Security-Lösungen legen ihren Fokus auf den Schutz von SaaS-Applikationen - was wiederum für grobe Sicherheitslücken sorgen kann. Für eine ganzheitliche Security-Strategie sollten Sie den Schutz aller Daten, User und Devices über SaaS-, IaaS- und PaaS-Applikationen forcieren. <br><br /> Tipp für CISOs: Die Risiken und Schwachstellen von IaaS-, PaaS- und SaaS-Modellen unterscheiden sich grundlegend. Sie sollten deshalb nach einer ganzheitlichen Lösung Ausschau halten, die die Cloud in ihrer Gesamtheit abdeckt.
Wahl der richtigen Security-Lösung
Derzeit gibt es zwei grundlegende Ansätze für das Deployment einer Cloud-Security-Lösung: den Proxy- und den API-Ansatz. Beide haben ihre vOr- und Nachteile - aber woher weiß man, welcher Ansatz der richtige ist? <br><br /> Tipp für CISOs: Denken Sie an die Bedürfnisse Ihres Unternehmens. Suchen Sie nach einer Proxy-Lösung, die Überwachung in Echtzeit ermöglicht? Oder ist der ganzheitliche API-Ansatz besser geeignet, der eine serviceübergreifende Absicherung aller Daten, Nutzer und Devices ermöglicht?

Authentisierung optimieren

Derek Brink, Vice President und Research Follow bei der Aberdeen Group, empfiehlt ein strategisches Investment in bessere Authentisierungslösungen für Drittnutzer, die mehr können als nur Nutzername und Passwort abzufragen. "Im privatwirtschaftlichen Bereich zeigen unsere Untersuchungen, dass Unternehmen jedes Jahr im Durchschnitt 370.000 Dollar verlieren, nur weil ihre Nutzer-Authentisierung zu schlecht ist", berichtet Brink. Nach eingehender Analyse sei man zu dem Schluss gekommen, dass bessere Authentisierungslösungen das Risiko eines Datendiebstahls um 90 Prozent senken und das Risiko eines Security Incidents allgemein um über 50 Prozent reduzieren würden.

Dieser Beitrag erschien im englischen Original bei unserer US-Schwesterpublikation CSOonline.