Digitales Arbeiten

So profitieren mittelständische Unternehmen von der Digitalisierung

Kommentar  von Michael Krause
Fast kommt es einem so vor, als würde sich die Bezeichnung Digitalisierung in die lange Reihe der Bullshit-Bingo-Begriffe einreihen. Aber greift diese Einschätzung und die Tatsache, dass sich Politiker aller Couleur damit schmücken, nicht etwas zu kurz?

Viele mittelständische Unternehmen in Deutschland tun sich mit der Digitalisierung ihres Business immer noch schwer. Sie spüren, dass sie sich der Digitalisierung stellen müssen, haben aber keine konkrete Vorstellung, was zu tun ist. Deshalb wird oft der Fehler begangen, das Thema in die Verantwortung der IT zugeben.

Für ein Gelingen der Digitalisierung muss der Mittelständler seine Mitarbeiter und Anwender "abholen" und weiterentwickeln.
Foto: everything possible - shutterstock.com

Dabei ist die Digitalisierung ein strategisches Thema und die Geschäftsführung muss entscheiden, welche Technologien ihr Business vorantreiben und die Menschen bei ihrer Arbeit unterstützen sollen. Hinzu kommt, dass Unternehmen, um sich am Markt zu etablieren und neue Mitarbeiter zu begeistern, anders als vor zwanzig Jahren, gegenwärtig vor der Herausforderung stehen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, respektive die bestehenden Modelle weiterzuentwickeln.

Great Places to Work: Die Sieger in der Größenklasse mit 101 bis 500 Mitarbeitern
Great Places to Work: Die Sieger in der Größenklasse mit 101 bis 500 Mitarbeitern
Great Place to Work zeichnet dieses Jahr in der Größenklasse mit 101 bis 500 Mitarbeitern insgesamt 23 Firmen als besten Arbeitsplatz aus. 13 davon stellen sich im Online-Portrait vor.
Platz 23: COMLINE
Bei COMLINE gibt es je nach Geschäftsbereich individuelle Aufmerksamkeiten: So lässt der Geschäftsbereich Infrastruktur seinen Mitarbeitenden mit Beginn der kalten Jahreszeit zum Beispiels ein „Erkältungs-Care-Paket“ (Tee, Hustentabletten, Taschentücher, Vitamin C, etc.) zukommen – so fühlen sich die Mitarbeiter wertgeschätzt.
Platz 22: HENRICHSEN
Bei 20-jähriger Betriebszugehörigkeit steigt man bei HENRICHSEN in den Club der „Grauen Panther“ auf. Zur Feier lädt die Familie Henrichsen die Jubilare auf eine unvergessliche Safari Tour durch Afrika ein, da ein Großteil der Familie in Namibia lebt.
Platz 21: Ubisoft Blue Byte
Toleranz und Vielfältigkeit haben einen hohen Stellenwert. Um diese Werte über den Beruf hinaus zu pflegen, wurde die Initiative „GooodMoood“ ins Leben gerufen. Die 12.000 Ubisoft-Mitarbeiter weltweit teilen besondere Momente mit Kollegen. Kochrezepte, Hobbies, Musikempfehlungen und vieles mehr werden auf der Plattform „Out of Office“ gesammelt.
Platz 20: USU
Zur mehrmals im Jahr stattfindenden Einführungsveranstaltung „U Step In!“ sind deutschlandweit alle neuen Mitarbeiter eingeladen. Hier lernen neue Mitarbeiter die Firma, deren Geschichte, Geschäftsprinzipien, Spirit sowie den Vorstand kennen.
Platz 18: Acando
Seit 2017 können Mitarbeiter bei Acando ein JobRad leasen und dieses beruflich und privat nutzen. Die Kosten für die dazugehörige Vollkaskoversicherung werden von Acando übernommen. Zudem fördert Acando die Nutzung von diversen Sportstätten deutschlandweit durch seine Mitarbeiter im Rahmen einer Kooperation mit einem Dienstleister.
Platz 17: NRW.BANK – Bereich IT/Organisation
Neben 30 Tagen bezahltem Jahresurlaub sowie „Bankfeiertagen“ (24.12., 31.12., Rosenmontag) und ggf. Gleitzeittagen können MitarbeiterInnen bei der NRW.BANK unbezahlt 10 Tage zusätzlichen Jahresurlaub und/oder ein 1 – 2-monatiges Sabbatical (Letzteres alle 5 Jahre) erhalten.
Platz 12: jambit
Das 90°-Feedback wird bei jambit als wichtigstes Instrument zur Personalentwicklung genutzt. In diesem Peer-Feedback beurteilen sich die jambitees gegenseitig. Das Feedback wird als reines Entwicklungsinstrument verwendet, nicht, um die Entlohnung- oder Personalauswahl zu bestimmen.
Platz 10: Pixum – Diginet
Das Keep-in-Touch-Programm bei Pixum sorgt dafür, dass der Kontakt während der Elternzeit nicht abreißt und erleichtert den Wiedereinstieg. Alle am Programm teilnehmenden Eltern werden zu monatlichen Company Meetings und anderen Firmenveranstaltungen eingeladen.
Platz 7: iteratec
Der mehrfach im Jahr stattfindende „Was-stört“-Workshop bietet 18 Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, mit der Geschäftsführung in einem zweitägigen Workshop über alles zu sprechen, was sie aktuell bewegt.
Platz 6: shopware
Bei Themen, die die ganze Firma betreffen, wie der Umbau des Headquarters, werden bei shopware im Intranet Befragungen gestartet, die eine breite Teilnahme am Planungsprozess ermöglichen. Diese werden ebenfalls dazu genutzt, um Feedback zu Änderungen an der Website oder für Veranstaltungen einzuholen.
Platz 4: viadee
Mit dem Einsatz von LUXX-Profilen können Mitarbeiter bei viadee herausfinden, was sie intrinsisch antreibt und was daher auch im Arbeitskontext eine große Bedeutung für sie hat. Nach einem Online-Test folgt ein ausführliches Gespräch zu dem Persönlichkeitsprofil mit einem dafür qualifizierten Berater.
Platz 2: mindsquare
Eine Personalreferentin fördert bei mindsquare als Feel-Good-Managerin ein positives Klima. Sie ist zuständig für Gesundheitsförderung, Quartalsveranstaltungen und Aktivitäten nach Feierabend, etwa die monatlichen Stammtische.
Platz 1: MaibornWolff
Die Mitglieder des Culture Clubs „Gehaltsgerechtigkeit“ entwickelten unter intensiver Beteiligung der Mitarbeiter das Karriere- und Gehaltsmodell weiter. In zwei Experimenten wurden ein Peer-Ranking und ein intensiveres Peer-Feedback ausprobiert. Das Feedback hat sich bewährt und bleibt.

Digital Workplace - Hemmnisse, wohin man schaut

Warum aber ist das so schwer? Man muss konstatieren, dass viele Menschen sowohl mit der modernen Technik als auch mit der Dynamik von Innovationen überfordert sind. Vermutlich bereitet zudem unser Bildungssystem junge Menschen nicht ausreichend auf diese Masse moderner Techniken vor. Hinzu kommt, dass es auch infrastrukturelle Einschränkungen bei der Nutzung moderner Cloud-Lösungen gibt - etwa in Regionen mit schwachem Internet-Bandbreiten. Noch schwieriger wird es, wenn die vom Gesetzgeber geforderten Richtlinien zum Datenschutz ins Spiel kommen. Genügend Unsicherheitsfaktoren, die den Mittelstand eher von der Digitalisierung abhalten, als ihn zu beflügeln.

So muss Digitalisierung

Die Digitalisierung ist vielschichtig. Quasi jeder hat eine andere Sichtweise auf den Begriff und somit auf die Chancen und Risiken. Oft liegt der Fokus zu stark auf den Technologien, Prozessen und Maschinen. Viel wichtiger aber ist der Wandel der Unternehmenskultur, hier muss der Mittelständler seine Mitarbeiter und Anwender "abholen" und weiterentwickeln.

Im Gegensatz zu Großunternehmen, die vielfach große Digitalisierungsprojekte umsetzen, müssen mittelständische Organisationen die Digitalisierung im Prinzip nebenbei umsetzen. Umso wichtiger ist es, die Mitarbeiter vertrauensvoll in die Veränderungen einzubeziehen, denn diese sind nur dann erfolgreich, wenn gemeinsam die Chancen der neuen Technologien gesehen werden, anstatt über die Gefahren und Probleme zu klagen.