CW-Anwenderstudie Teil 1

So planen IT-Entscheider 2010

01.03.2010 von Wolfgang Herrmann
In der Studie "IT-Kompass" beleuchten IDC und die COMPUTERWOCHE exklusiv die deutsche IT-Landschaft aus Sicht der Anwenderunternehmen.

Die gute Nachricht zuerst. Der überwiegende Teil deutscher IT-Anwender hält die Wirtschafts- und Finanzkrise für überwunden (siehe unten "Hoffen auf den Aufschwung"). Die schlechte: Mehr finanzielle Mittel stehen trotzdem nur wenigen IT-Verantwortlichen zur Verfügung. Das ist ein Ergebnis der Studie "IT-Kompass", die die COMPUTERWOCHE gemeinsam mit dem Marktforschungs- und Beratungshaus IDC organisierte (Teil 2 der Studie finden Sie hier!). Befragt wurden rund 470 Entscheider und IT-Spezialisten aus Firmen und Organisationen mit mindestens 100 Beschäftigten.

Der Kunde steht im Mittelpunkt

Geht es um die allgemeinen, sprich: nicht IT-bezogenen Herausforderungen für ihr Unternehmen, setzen die Befragten klare Prioritäten. Auf einer Skala von sehr wichtig bis völlig unwichtig stufen sie die "Steigerung der Kundenzufriedenheit/Kundenbindung" mit Abstand am höchsten ein. Auf den Plätzen folgen die konjunkturelle Entwicklung und das Erreichen der Wachstums- und Gewinnziele (siehe Grafik).

Wie wichtig sind die folgenden Herausforderungen für Ihr Unternehmen? (1 = sehr wichtig; 5 = völlig unwichtig)

Problemfelder wie der Fachkräftemangel, steigende Rohstoff- und Energiepreise oder die zunehmende Regulierung sind aus Sicht der Entscheider zwar ebenfalls wichtig; sie zählen aber nicht zu den drängendsten Herausforderungen. "Der Kunde steht bei den befragten Unternehmen ganz klar im Mittelpunkt", kommentiert IDC-Analyst Joachim Benner die Zahlen. "Nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlich schwierigen Situation sind die Firmen bestrebt, die Kundenbindung und -zufriedenheit zu steigern." Die IT müsse dazu einen Beitrag leisten.

Wie wichtig sind folgende Anforderungen des Business an die IT? (1 = sehr wichtig; 5 = völlig unwichtig)

Das gelingt der Studie zufolge immer dann, wenn die IT betriebswirtschaftliche Anforderungen unmittelbar unterstützt. Den Umfrageteilnehmern geht es dabei in erster Linie um das Optimieren von Geschäftsprozessen (siehe Grafik). Eine wichtige Rolle spielen IT-Systeme auch für die Unternehmenssteuerung. Von der IT-Abteilung erwartet das Business-Management zudem, dass sie Compliance-Anforderungen umsetzt.

"IT-Lösungen zur Unterstützung der Unternehmenssteuerung gewinnen an Bedeutung", beobachtet Benner. Das hänge eng mit Compliance-Vorgaben zusammen, beispielsweise im Risiko-Management: "Gerade im Kredit- und Versicherungswesen spielt dies eine wichtige Rolle." Die hohen Werte für Compliance und Unternehmenssteuerung zeigten, dass in diesen Bereichen erheblicher Handlungsbedarf bestehe.

COMPUTERWOCHE-Marktstudie

Mehr zum Thema IT-Kompass erfahren Sie in der aktuellen Marktstudie der COMPUTERWOCHE, die Sie hier herunterladen können.

Bedeutung der IT im Unternehmen

Die hohen Anforderungen passen indes nicht so recht zum Stellenwert, den die Unternehmen der IT in der strategischen Planung zubilligen. Zwar erklären 21 Prozent, die IT sei Kernbestandteil der Unternehmensstrategie; in 18 Prozent der Fälle ist die IT-Abteilung sogar in der Geschäftsführung vertreten und gestaltet die Strategie mit. Doch mehr als 40 Prozent geben an, die IT werde nur "in Einzelfällen" explizit eingebunden. Für knapp ein Fünftel spielt sie in der strategischen Planung nur eine untergeordnete Rolle. Benner sieht diese Ergebnisse kritisch: "Nur wenn die Aktivitäten der IT mit den Geschäftszielen im Einklang stehen und sie in die Unternehmensplanung eingebunden wird, kann sie innovativ sein und als Motor für das Business fungieren." Eine konsequente Ausrichtung der IT an den Geschäftszielen könne letztlich nur durch ein Einbinden in die Unternehmensplanung erreicht werden.

Welche Bedeutung hat die IT Ihres Unternehmens für die Differenzierung im Wettbewerb? (Zustimmung zu den vier Aussagen in Prozent)

Dass die Befragten die Bedeutung der IT als Wettbewerbsfaktor durchaus hoch einschätzen, zeigt ein anderes Ergebnis der Studie. Für 22 Prozent ist sie "ein wichtiges Differenzierungsmerkmal" im Wettbewerb. Jeder Dritte gibt an, dass er sich ohne eine leistungsfähige und moderne IT gar nicht am Markt halten könnte (siehe Grafik ).

Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass die meisten Unternehmen die Einsatzmöglichkeiten der IT offenbar nicht ausschöpfen (siehe Grafik unten). In 18 Prozent der Betriebe liegen die Potenziale sogar völlig brach.

Werden die Potenziale des IT-Einsatzes in Ihrem Unternehmen ausgeschöpft?

Gerade in der angespannten wirtschaftlichen Situation sollten Unternehmen prüfen, wie sie mehr aus den Möglichkeiten der IT herausholen können, rät Benner. "Durch blinde Budgetkürzungen in diesem Bereich können vielleicht kurzfristig Kosten eingespart werden, mittelfristig vergeben die Unternehmen aber die Chance auf Produktivitätssteigerungen, Innovationen und Steigerung der Kundenzufriedenheit."

Welche Hardware-, Software- und Servicethemen deutschen IT-Verantwortlichen auf den Nägeln brennen und wie zufrieden sie mit ihren Lieferanten sind, lesen Sie im zweiten Teil der Studie "IT-Kompass".

Hoffen auf den Aufschwung

Die Wirtschafts- und Finanzkrise hinterlässt auch unter deutschen IT-Anwenderunternehmen ihre Spuren, allerdings weniger stark, als viele Experten befürchtet hatten. Für mehr als ein Drittel der Befragten hat sich die wirtschaftliche Situation in den vergangenen zwölf Monaten zwar verschlechtert. Doch die Hälfte gibt an, die Lage sei etwa gleich geblieben, 15 Prozent registrierten sogar eine Verbesserung.

Der Blick in die Zukunft fällt denn auch eher zuversichtlich aus: Mehr als ein Drittel der Organisationen rechnet damit, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den nächsten zwölf Monaten verbessert; die Hälfte erwartet kaum Veränderungen. Eine weitere Verschlechterung fürchten nur 14 Prozent. "Die Erwartungen zur wirtschaftlichen Entwicklung sind optimistisch", resümiert IDC-Analyst Joachim Benner. "Dies zeigt, dass sich die Stimmung in der Industrie aufhellt und die Unternehmen erwarten, dass die Krise bald überwunden ist."

IT-Budgets bleiben konstant

Zu den vorsichtig optimistischen Zukunftserwartungen deutscher Unternehmen passt die Entwicklung der IT-Budgets. Eine Mehrheit von rechnet in diesem Jahr mit einigermaßen stabilen finanziellen Mitteln für Hardware, Software und Dienstleistungen. Ein weiteres Viertel darf sich über ein größeres Budget freuen. Dagegen muss knapp ein Drittel der Umfrageteilnehmer in den kommenden zwölf Monaten mit weniger Geld auskommen.

Wie wird sich Ihr IT-Budget 2010 im Vergleich zum Vorjahr entwickeln? (Angaben in Prozent)

Die Zahlen decken sich mit IDCs Prognosen für die IT-Ausgaben in Deutschland im laufenden Jahr. Die Marktforscher gehen unterm Strich von einer "roten Null" aus, wie Analystin Lynn Thorenz berichtet. Demnach werden Hardwareausgaben eher schrumpfen; Software- und Serviceanbieter können mit steigenden Umsätzen rechnen.

Studiensteckbrief

Initiatoren:

IDG Business Media GmbH und IDC Central Europe GmbH.

Befragte Personen:

Entscheider und IT-Spezialisten aus Unternehmen in Deutschland.

Methode:

Online-Befragung.

Gesamtstichprobe:

580 Entscheider und IT-Spezialisten (davon 472 in Organisationen mit mindestens 100 Beschäftigten).

Untersuchungszeitraum:

27. Oktober bis 13. Dezember 2009.