Tipps für Führungskräfte

So meistern Sie Konflikte in Projektteams

01.10.2010 von Renate Oettinger
Gerade bei IT-Projekten kommt es häufig zu Konflikten im Team. Dr. Renate Oettinger gibt Tipps, wie man als Vorgesetzter reagieren sollte.

Es gibt wohl keinen Arbeitsbereich im Unternehmen, in dem nicht Konflikte entstehen. Besonders stark ausgeprägt ist die Häufigkeit von Konflikten in der Projektarbeit, weil dort verschieden geprägte Menschen eng zusammenarbeiten müssen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Dass Konflikte in Projektteams entstehen, können Sie als Unternehmer oder als Projektleiter nicht verhindern.

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Foto: L. Smokovski - Fotolia.com

Aber Sie können lernen, mit Konflikten richtig umzugehen. Sie müssen Sie schnell erkennen, ihre Ursachen richtig analysieren und eine konstruktive Lösung erarbeiten. Folgende Tipps sollen Ihnen dabei helfen:

Erkennen Sie die Ursachen für die unterschiedlichen Konflikte:

Interessenkonflikte. Zwischen den Teammitgliedern bestehen voneinander abweichende oder gegensätzliche Interessen. Einzelne identifizieren sich nicht mir dem Projekt und verfolgen individuelle Ziele, die vom Projektziel abweichen.

Kompetenzkonflikte. Sie entstehen, wenn die Aufgabenverteilung innerhalb des Teams unklar ist und es Missverständnisse über die Funktionen, Kompetenzen und Verantwortungsbereiche der einzelnen Mitglieder gibt.

Beziehungskonflikte. Die Atmosphäre zwischen den Teammitgliedern ist von Misstrauen, Vorurteilen und Antipathie gekennzeichnet. Dies kann eine Folge nicht stimmender "Chemie", aber auch von unklarer Aufgabenverteilung sein. Die Beziehungen im Team leiden auch, wenn sich einzelne Mitglieder nicht an die Spielregeln halten oder "ihr eigenes Süppchen kochen".

Verteilungskonflikte. Sie entstehen, wenn keine Einigkeit über die Anteile einzelner Bereiche am Projektbudget hergestellt werden kann.

Beachten Sie: Konflikte müssen ausgetragen werden. Probleme dürfen nicht verschwiegen oder "ausgesessen" werden, denn sie lösen sich dadurch nicht selbst, sondern verstärken sich gegenseitig. Unterschwellige Konflikte sind wie ein Schwelbrand: Ohne dass es jemand unmittelbar merkt, richten Sie immer größere Schäden an und können letztlich den Erfolg des Projekts gefährden.

Um Konfliktsituationen im Team zu managen, sollten Sie in drei Schritten vorgehen:

Schritt 1: Konflikte identifizieren

Schritt 2: Konflikte analysieren

Finden Sie heraus, worum genau es bei dem Konflikt geht und wer daran beteiligt ist. Zu diesem Zweck müssen Sie herausfinden, welche Standpunkte, Interessen, Ziele und Argumente die Konfliktparteien haben. Berufen Sie ein außerordentliches Meeting ein, in dem ausschließlich Fragen der Zusammenarbeit besprochen werden.

Stellen Sie zwei bis drei Fragen in den Raum, beispielsweise: Wie schätzen Sie die Zusammenarbeit im Team ein? oder: Was könnte die Leistungsfähigkeit der Projektgruppe erhöhen? Bitten Sie jeden Teilnehmer, seine Meinung in ein paar Stichworten auf Papier zu bringen. Anschließend werden die angesprochenen Punkte offen diskutiert. Parallel dazu können Sie Einzelgespräche mit den Konfliktpartnern führen.

Schritt 3: Konflikte lösen.

Die Lösung des Konflikts baut auf der offenen Diskussion des Problems auf. Sie findet in Gruppen- oder in Einzelgesprächen statt, in der Sie die Rolle des Vermittlers übernehmen. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür - sie ist gut investiert, denn wenn das Problem aus der Welt geschafft ist, wird das Team "gestärkt" wieder an die Arbeit gehen und das Versäumte schnell nachholen.

Streben Sie einen Konsens im Team an: Am Ende müssen sich alle als Gewinner fühlen, es darf keinen Verlierer geben. Sämtliche Teammitglieder müssen den Konsens mittragen, "Lösungen" von oben in Gestalt von Vorgesetzten-Entscheidungen decken den Konflikt nur zu und erlauben ihm, unter der Oberfläche weiterzuarbeiten.

Halten Sie sich also stets vor Augen: Konflikte sind normal in der Projektarbeit. Ihre Aufgabe ist es nicht, sie zu verhindern, sondern sie zu managen.

Die Autorin Dr. Renate Oettinger ist freiberufliche Journalistin und Redakteurin in München.