Umsatzfaktor Mitarbeiterzufriedenheit

So machen Sie Ihre Mitarbeiter glücklich

20.07.2018 von Anne-Katrin Sträßer
Unternehmen sollten das Glück ihrer Mitarbeiter wie jeden anderen Produktionsfaktor optimieren. Oft reichen dazu schon kleine Veränderungen. Welche, lesen Sie hier.
  • Glückliche Mitarbeiter sind deutlich produktiver als negativ eingestellte Kollegen.
  • Unternehmen können mit Hilfe von Happiness Scorecards den Glückszustand messen.
  • Ein wertschätzender Führungsstil setzt in der Regel positive Entwicklungen in Gang.

Die Umfragen gleichen sich von Jahr zu Jahr: Nur die wenigsten Menschen sind in ihrem Beruf glücklich. Unternehmen wären also gut beraten, ganz konkret der Frage auf den Grund zu gehen, was Mitarbeiter mit dem Begriff "Glück" verbinden und wie sich die Arbeit so gestalten ließe, dass beide Seiten davon einen großen Vorteil haben.

Wenn Unternehmen es schaffen, den Faktor Glück in ihren Geschäftsalltag zu integrieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen und ihren Job lieben - aber auch die Produktivität.
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Es würde sich lohnen, denn immerhin stellen positive und glückliche Mitarbeiter ihre negativ eingestellten Kollegen in Bezug auf Produktivität, Umsatz, Energie, Fluktuations- und Gesundheitskosten in den Schatten. So fand Harvard-Forscher Shawn Achor heraus, dass glückliche Vertriebsmitarbeiter rund 40 Prozent mehr Umsatz generieren als ihre unglücklichen Kollegen.

Die Leistung glücklicher Mitarbeiter erhöht sich nachweislich in allen Bereichen: Produktivität, Kreativität, Engagement oder Resilienz gegen Stress. Unternehmen haben also eine Menge Ansatzpunkte, um das Glück der Mitarbeiter und damit ihren Erfolg zu steigern. Mit den folgenden Tipps kommen Sie dem Ziel näher.

Wie Sie Mitarbeiter glücklich machen
So steigern Sie die Mitarbeiterzufriedenheit
Unternehmen sollten das Glück ihrer Mitarbeiter wie jeden anderen Produktionsfaktor optimieren. Um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern, reichen oft schon kleine Veränderungen. Welche, verrät Dr. Anne-Katrin Sträßer, Dozentin an der FH Kufstein und Leiterin des Happiness Management Instituts in München.
Messbare Kriterien finden
Wie jeder Bereich, den Unternehmen optimieren wollen, sollte auch das weite Feld des „Glücks“ zunächst mit Blick auf messbare Faktoren betrachtet werden. Hier kommen Happiness Scorecards ins Spiel. Sie basieren auf dem Oxford-Glücksfragebogen, einem von Peter Hills und Michael Argyle erarbeiteten Fragenkatalog, mit dem Glück messbar ist.
Gezielt auf Stärken der Mitarbeiter setzen
Laut einer Umfrage des Gallup-Instituts sind Menschen in ihrer Arbeit sechs Mal engagierter, wenn sie sich jeden Tag auf ihre Stärken fokussieren können. Es lohnt sich also für Unternehmen, die Talente von Mitarbeitern zu fördern und abzurufen.
Auf einen wertschätzenden Führungsstil achten
Ein wertschätzender Führungsstil wird in der Regel eine positive Entwicklung in Gang setzen. Der Grund: Das, worauf Personen ihre Aufmerksamkeit richten, wird verstärkt. Wer also zum Beispiel nach Fehlern sucht, wird Fehler finden und sogar provozieren. Die Suche nach positiven Aspekten im Verhalten fördert hingegen ein solches.
Gestaltungsfreiräume schaffen
Die Kontingenztheorie für situatives Führen unterscheidet den Reifegrad eines Mitarbeiters. Er umfasst zwei Aspekte: einen sachlichen und einen psychologischen. In sachlicher Hinsicht wollen „reife“ Mitarbeiter Verantwortung. Sie entwickeln ihre Fähigkeiten und ihr Fachwissen selbständig. In psychologischer Hinsicht möchten „reife“ Mitarbeiter etwas erreichen. Sie sind motiviert und engagiert. Erhalten sie zu wenig Autonomie und Handlungsspielraum in ihren Tätigkeiten, wirkt sich das negativ auf ihr Glücksempfinden und schließlich auch auf ihre Motivation aus. Zu viel Kontrolle durch den Vorgesetzten wäre also kontraproduktiv.
Auf die Beziehungsebene achten
Die sogenannte „hohe Sachorientierung“ der deutschen Arbeitswelt schafft viele Probleme. Das heißt, das Ergebnis einer Aufgabe ist oft wichtiger als die Gestaltung der Beziehung mit jenen Menschen, mit denen die Aufgabe ausgeführt wird. In Deutschland ist es wichtig, schnell ein gutes Ergebnis zu erzielen, auch wenn dafür manchmal „klare Worte“ gesprochen oder direkte Konfrontationen in Kauf genommen werden müssen. Immerhin hat in vielen modernen und international geprägten Unternehmen mittlerweile eine informellere und sozial betontere Kultur Einzug gehalten.
Positive Grundstimmung erzeugen
Emotionen übertragen sich immer auch auf die Interaktionspartner. In Vertriebsschulungen wird Verkäufern deshalb aus gutem Grund nahegebracht, dem Kunden gegenüber gute Laune zu signalisieren. Ein solches Verhalten überträgt sich und steigert die Kaufbereitschaft. Auch Humor und Selbstironie tragen zum Wohlempfinden bei. Glückliche Menschen nehmen sich selbst nicht so ernst und sehen die freudvolle und lustige Seite jeder Situation. Diese Freude ist ansteckend und wirkt sich auf die direkte Umgebung aus. Auch Spontanität und Authentizität wirken sich positiv aus.

Tipp 1: Messbare Kriterien finden

Wie jeder Bereich, den Unternehmen optimieren wollen, sollte auch das weite Feld des "Glücks" zunächst mit Blick auf messbare Faktoren betrachtet werden. Hier kommt die Happiness Scorecard des Happiness Management Instituts ins Spiel. Sie basiert auf dem Oxford-Glücksfragebogen, einem von Peter Hills und Michael Argyle erarbeiteten Fragenkatalog, mit dem Glück messbar ist. Er zählt 29 verschiedene Gefu?hlszusta?nde auf, die anhand einer Skala mit sechs Möglichkeiten eingeordnet werden können.

Mit Hilfe der Scorecard ist es Unternehmen möglich, den aktuellen Glücks-Level in den vier Bereichen Mitarbeiter, Kunden, Geschäftspartner und Shareholder systematisch zu messen, Rückschlüsse auf den Erfolg eigener Unternehmenshandlungen zu ziehen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um erfolgreicher zu werden.

Tipp 2: Gezielt auf die Stärken der Mitarbeiter setzen

Laut einer Umfrage des Gallup-Instituts sind Menschen in ihrer Arbeit sechs Mal engagierter, wenn sie sich jeden Tag auf ihre Stärken fokussieren können. Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit dreimal höher, dass sie im Allgemeinen mit ihrem Leben zufrieden sind. Fokussieren sich die Führungskräfte vorrangig auf die Schwächen der Mitarbeiter, kritisieren sie und suchen nach Fehlern, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 22 Prozent, einen innerlichen Rückzug des Mitarbeiters von seiner Arbeit auszulösen. Wenn sich Vorgesetzte hingegen auf die Stärken ihrer Teammitglieder konzentrieren, sinkt die Wahrscheinlichkeit auf nur ein Prozent, dass sich die Beschäftigten innerlich von ihrer Arbeit distanzieren.

Menschen, die ihre Talente und Fähigkeiten bei der Arbeit nicht einbringen können, weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf

Tipp 3: Auf einen wertschätzenden Führungsstil achten

Ein wertschätzender Führungsstil wird in der Regel eine positive Entwicklung in Gang setzen. Der Grund: Das, worauf Personen ihre Aufmerksamkeit richten, wird verstärkt. Wer also zum Beispiel nach Fehlern sucht, wird Fehler finden und sogar provozieren. Die Suche nach positiven Aspekten im Verhalten dagegen fördert ein solches.

Der Rat: Führen Sie Gespräche mit Mitarbeitern gezielter und setzen Sie auf das Element der "Personenzentrierung": Dabei werden die Leistungen der Mitarbeiter positiv verstärkt, um sie für neue Aufgaben zu motivieren. Die Anerkennung durch einen Vorgesetzten wirkt sich direkt auf die Motivation aus.

Wie bei der klassischen Konditionierung verstärkt auch ein Lob eine gute Leistung. Ein Mitarbeiter, der für seine Leistung Lob erntet, wird sich in Zukunft eher noch mehr anstrengen. Kritik dagegen verwandelt eine mangelhafte Leistung nicht unbedingt in eine bessere. Oft wird sie sogar noch schlechter.

Im Bereich der Arbeitssicherheit setzen einige Unternehmen mittlerweile auf das Prinzip der Behavioral Based Security. Wenn sich Mitarbeiter an die Vorschriften halten, wird dieses erwünschte Verhalten gelobt. Betriebe, die diese Art der positiven Verstärkung anwenden, beklagen wesentlich seltener Arbeitsunfälle als solche, die lediglich Kritik üben.

Tipp 4: Gestaltungsfreiräume schaffen

Die Wirtschaftswissenschaftler Paul Hersey und Ken Blanchard haben die Kontingenztheorie für situatives Führen entwickelt. Sie unterscheiden dabei den sogenannten Reifegrad eines Mitarbeiters. Er umfasst zwei Aspekte: einen sachlichen und einen psychologischen. In sachlicher Hinsicht wollen "reife" Mitarbeiter Verantwortung. Sie entwickeln ihre Fähigkeiten und ihr Fachwissen selbständig. In psychologischer Hinsicht möchten "reife" Mitarbeiter etwas erreichen. Sie sind motiviert und engagiert. Erhalten sie zu wenig Autonomie und Handlungsspielraum in ihren Tätigkeiten, wirkt sich das negativ auf ihr Glücksempfinden und schließlich auch auf ihre Motivation aus. Zu viel Kontrolle durch den Vorgesetzten wäre also kontraproduktiv. Es gibt allerdings auch Menschen, die Führung benötigen, um sich sicher zu fühlen. Bei ihnen würde mangelnde Kontrolle zur Unsicherheit und zum Unglu?cklichsein beitragen.

Tipp 5: Auf die Beziehungsebene achten

Die sogenannte "hohe Sachorientierung" der deutschen Arbeitswelt schafft viele Probleme. Das heißt, das Ergebnis einer Aufgabe ist oft wichtiger als die Gestaltung der Beziehung mit jenen Menschen, mit denen die Aufgabe ausgeführt wird. In Deutschland ist es wichtig, schnell ein gutes Ergebnis zu erzielen, auch wenn dafür manchmal "klare Worte" gesprochen oder direkte Konfrontationen in Kauf genommen werden müssen. Immerhin hat in vielen modernen und international geprägten Unternehmen mittlerweile eine informellere und sozial betontere Kultur Einzug gehalten.

Tipp 6: Positive Grundstimmung erzeugen

Emotionen übertragen sich immer auch auf die Interaktionspartner. In Vertriebsschulungen wird deshalb aus gutem Grund Verkäufern nahegebracht, dem Kunden gegenüber gute Laune zu signalisieren. Ein solches Verhalten überträgt sich und steigert die Kaufbereitschaft.

Auch Humor und Selbstironie tragen zum persönlichen Wohlempfinden bei. Die Glücksforschung hat herausgefunden, dass Selbstironie zudem häufig Hand in Hand mit Selbstachtung geht. Glückliche Menschen nehmen sich selbst nicht so ernst und sehen die freudvolle und lustige Seite jeder Situation. Diese Freude ist ansteckend und wirkt sich auf die direkte Umgebung aus. Auch Spontanität und Authentizität sind bei glücklichen Menschen häufiger zu finden - sie sagen, was sie denken und fühlen.

Dabei gilt die Faustregel der Glücksforscherin Claire Beazley. Alles, was man sagt, muss jeweils mindestens zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen: Es sollte ehrlich, notwendig oder freundlich sein. Die Glücksforscherin Elena Pruvli wiederum mahnt, alles zu ignorieren, was sarkastisch und giftig ist: "Unterstützen Sie keinesfalls Spott, Neckereien oder demütigende Witze auf Kosten anderer Kulturen, mit denen Sie nicht vertraut sind. Erinnern Sie sich stattdessen lieber an die lustigen und glücklichen Momente in Ihrem Leben. Hören Sie sich fröhliche Witze an und kommunizieren Sie mit positiv denkenden Menschen."

Bonus und Motivation: Was sich Mitarbeiter vom Chef wünschen
Prämien und Anerkennung vom Chef
Ein gutes Betriebsklima ist das A und O für den Erfolg eines Unternehmens sowie die Mitarbeiterbindung. Grund genug, sich als Chef und HR-Abteilung Gedanken über die Motivation der Angestellten zu machen. Benefit-Berater Markus Sobau nennt die sieben größten Mitarbeiterwünsche.
Flexible Arbeitszeiten
Besonders ausgeprägt ist der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten. Jeder zweite Beschäftigte möchte selbst entscheiden können, wann er wie viel arbeitet.
Home-Office
Ein Drittel der Beschäftigten möchte zu Hause arbeiten. Übernimmt der Arbeitgeber für das Arbeiten im Home-Office die Kosten für die nötige Infrastruktur, ist das Interesse an Heimarbeit sogar noch größer.
Mehr brutto vom Netto
Ein höheres Gehalt motiviert allen Unkenrufen zum Trotz doch - vorzugsweise, wenn es sich netto auswirkt. Das geht elegant über eine Firmen-Card. Auf diese können Arbeitgeber monatlich 50 Euro überweisen. Der Betrag steht dem Mitarbeiter netto als Sachbezug zur Verfügung. Er kann damit essen gehen, sein Auto tanken oder das Geld sparen. So ein Benefit ist mehr wert als eine Gehaltserhöhung von 100 Euro, die versteuert werden muss.
Altersvorsorge
Viele Mitarbeiter wünschen sich, dass der Chef bei der Altersvorsorge hilft. Firmen sollten daher eine betriebliche Altersvorsorge anbieten. Für Beiträge, die sie in die private Rente der Mitarbeiter überweisen, entfallen anteilige Sozialversicherungsbeiträge. Legt der Chef diese 20 Prozent als Zuschuss oben drauf, ist das auch eine gute Investition in das Betriebsklima.
Gesundheitsvorsorge
Liegt einem Unternehmen die Gesundheit seiner Mitarbeiter besonders am Herzen, ist eine betriebliche Krankenversicherung ein guter Tipp. Sie spart dem Arbeitnehmer etwa die Ausgaben für Brille, Zahnersatz oder Heilpraktiker-Behandlung. Vorteil für den Arbeitgeber: Er kann die Versicherung zunächst für ein Jahr abschließen, etwa als Bonus für erfolgreiche Mitarbeiter, und später bei Bedarf verlängern.
Kredit vom Chef
Unternehmen erhalten aufgrund ihrer oft großen Kreditvolumina und der nötigen Bonität günstige Zinskonditionen. Diese können sie an ihre Leute weitergeben. So bezahlt der Mitarbeiter statt elf Prozent Überziehungszins bei seiner Hausbank vier Prozent an seinen Chef.
Selbständiges Arbeiten
Mitarbeiter legen Wert darauf, dass Chefs ihnen vertrauen und zutrauen, die gestellten Aufgaben eigenverantwortlich zu erledigen. Im Sinne einer agilen Unternehmenskultur wollen sie Aufgaben auf Basis vereinbarter Leitplanken wie Umsatzerlöse, Renditeziele oder Produktinnovationen eigenständig entwickeln.

Mit dem Glück kommt der Erfolg

Wenn Unternehmen es schaffen, den Faktor Glück in ihren Geschäftsalltag zu integrieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommen und ihren Job lieben, Kunden langfristig bei diesem Unternehmen kaufen und Lieferanten alles tun, um mit diesem Betrieb zusammenzuarbeiten. Damit werden die Menschen, die mit der Firma in Verbindung stehen, nicht nur glücklicher, sondern auch erfolgreicher.