Ausgewählte Festplatten-Rekorder oder PC mit Spezialzubehör

So lässt sich HDTV aufzeichnen

19.12.2007 von Handelsblatt 
Mit wachsender Verbreitung von HD-Fernsehern wächst auch die Basis der Zuschauer, die in den Genuss von HDTV kommen können. Doch wer die ausgestrahlten Programme aufzeichnen will, hat ein Problem: Die Möglichkeiten dazu sind derzeit noch sehr begrenzt. Handelsblatt.com verrät, wie Sie HDTV trotzdem aufnehmen können.

DÜSSELDORF. Herkömmliche DVD- und Festplatten-Rekorder haben als Aufzeichnungsgerät für HDTV ebensowenig eine Chance wie Satelliten-Receiver mit Festplatte. Die dort unterstützten Videoformate liegen alle im Bereich des Standard-PAL-TV, so dass schon allein aus diesem Grund keine Aufzeichnungen im HD-Format möglich sind. Dazu kommen diverse andere technische Hindernisse, wie etwa das Fehlen geeigneter Schnittstellen oder die fehlende Unterstützung des HDCP-Kopierschutzes. Wer etwa seine Lieblings-TV-Serie in HD-Auflösung archivieren will, braucht also eine Alternative. Derzeit bieten sich zwei Möglichkeiten, HDTV-Programme zu konservieren.

Die naheliegende Lösung für das Problem liegt darin, anstelle eines herkömmlichen Satelliten-Receivers mit Festplatte einen HD-fähigen Satelliten-Receiver mit Festplatte zu verwenden. Wer jetzt erwartet, am deutschen Markt eine handliche Auswahl an entsprechenden Geräten zu finden, wird jedoch enttäuscht. Lediglich eine winzige Anzahl von Receivern bietet die Möglichkeit, HD-Programme zu empfangen und auf einer eingebauten Festplatte aufzuzeichnen. Dazu gehören der "DigiCorder HD S2" von TechniSat oder der "TF 7700 HD PVR" von Topfield. Die Preise liegen bei beiden Geräten noch weit jenseits der 500-Euro-Marke: Mit Festplatten zwischen 160 und 250 GB Kapazität muss man für ein derartiges Weihnachtsgeschenk etwa 650 Euro bezahlen, wer eine 500-GB-Festplatte bevorzugt, muss rund 100 Euro mehr einkalkulieren.

Damit ist es jedoch nicht getan, wenn nicht nur frei empfangbares Fernsehen, sondern auch Pay-TV-Sender wie Premiere empfangen und aufgezeichnet werden sollen. Für die Decodierung von verschlüsselten Programmen wird eventuell ein so genanntes CA-Modul ("Conditional Access Module", kurz CAM) benötigt, das einerseits den mathematischen Algorithmus zur Entschlüsselung bereit stellt und andererseits die vom Pay-TV-Anbieter zugeteilte persönliche Code-Karte aufnimmt. Je nach Fähigkeiten kostet ein solches CA-Modul weitere 50 bis 150 Euro. Ob diese Anschaffung nötig ist, hängt davon ab, welche Entschlüsselungs-Algorithmen der Receiver bereits eingebaut hat, und ob damit die gewünschten Pay-TV-Sender angeschaut werden können.

Eine Alternative zum Rekorder bietet der HDTV-Empfang am PC. Der erste Schritt, um den PC für die Aufzeichnung HDTV fit zu machen, ist die Nachrüstung einer DVB-S2-Karte oder eines DVB-S2-Receivers für die USB-Schnittstelle. Damit ist der Empfang von HDTV via Satellit möglich. Karten oder Geräte sind zu Preisen zwischen 100 und 170 Euro erhältlich. Um die HDTV-Bilder ruckelfrei am Bildschirm darstellen zu können, muss der PC über eine schnelle CPU verfügen, die mindestens die Leistungsstufe eines Pentium 4 mit 3,2 GHz Taktfrequenz besitzt. Besser sind aber neuere CPUs mit mehreren Prozessorkernen, wie zum Beispiel aus der Intel Core2Duo- oder der Athlon-64-X2-Serie. Um volle HDTV-Qualität im 1080i-Format genießen zu können, sollte der Monitor eine native Auflösung von mindestens 1920x1080 Pixel haben, das Gerät muss zudem HDCP unterstützen. Für das kleinere HDTV-Format 720p genügen 1280 x 1024 Bildpunkte. Bei einer Bildschirmgröße von 24 Zoll, die nahezu alle Monitore mit einer Auflösung von 1920x1200 Pixel besitzen, kann man schon recht komfortabel fernsehen.

Die Grafikkarte des PCs sollte eine HDMI-Schnittstelle besitzen, um die problemlose Ausgabe der Bilddaten an Monitor oder Fernseher zu gewährleisten. Meistens wird das Signal über einen der üblichen DVI-Anschlüsse ausgegeben, ein Adapterstecker von DVI auf HDMI ermöglicht die Verbindung mit dem Fernseher oder Monitor. Darüber hinaus sollte die Karte HDCP unterstützen, um die Wiedergabe von entsprechend geschützten Videos und HDTV-Sendungen zu ermöglichen. Oft weisen aktuelle Grafikkarten, die mit den genannten Eigenschaften ausgestattet sind, das Kürzel "HD" in der Typenbezeichnung auf. Für Premiere und andere Pay-TV-Sender ist auch am PC mehr Ausstattung erforderlich: Vor allen Dingen wird ein so genannter CI-Slot ("Common Interface") benötigt, dabei handelt es sich um einen Steckplatz für das oben erwähnte CA-Modul. Den CI-Slot gibt es als Erweiterung für eine Reihe der handelsüblichen DVB-S2-Karten ab ungefähr 40 Euro. Wahlweise kann man auch gleich zu einem externen DVB-Receiver greifen, in den ein CI-Slot bereits fertig integriert ist.

Bislang strahlt nur eine sehr kleine Anzahl von Sendern in Deutschland (u. a. Pro Sieben HD, Sat1 HD, Anixe HD) frei empfangbares HDTV aus, und auch dort werden bei weitem nicht nur echte HD-Inhalte versendet. Dem HDTV-Enthusiasten bleibt deshalb eigentlich nur ein Abonnement von Premiere HD oder Discovery HD, um ein hoch auflösendes Vollprogramm zu empfangen. Das Problem ist jedoch, dass für den Abschluss eines neuen Vertrags ein Sat-Receiver mit offizieller Premiere-Lizenz gekauft oder gemietet werden muss. Ohne dessen individuelle Lizenznummer wird kein Abonnement vergeben. Zu den lizenzierten Geräten gehört allerdings kein Receiver mit Aufnahme-Funktion.

Wer Premiere aufzeichnen möchte, muss also unter Umständen gleich drei Mal in die Tasche greifen: Falls noch kein Abo vorhanden ist, muss der lizenzierte Receiver gekauft werden, um die gültige Schlüsselkarte zu bekommen. Zusätzlich fallen das Aufnahme-Gerät oder die fehlende Computer-Hardware an. Dazu kommt gegebenenfalls noch das oben erwähnte CA-Modul. Offiziell gibt es aber nicht ein einziges Modul am Markt, das für Premiere geeignet ist. Bei genauerem Hinsehen beherrschen dennoch einige der erhältlichen CAMs die Entschlüsselung, als empfehlenswert hat sich das "AlphaCrypt Light"-Modul der Firma Mascom erwiesen, das etwa 60 Euro kostet und mit den meisten Empfangsgeräten problemlos funktioniert. Nach einem Update dessen interner Software auf die neuste Version kann Premiere mit einer gültig erworbenen Schlüsselkarte problemlos empfangen und aufgezeichnet werden. Nichtsdestotrotz bleibt der Gebrauch von nicht lizenzierter Empfangshardware ein Verstoß gegen die Premiere-AGB. Der Nachweis dieses Verstoßes ist in der Praxis jedoch so gut wie ausgeschlossen.