Besprechungen dynamisch moderieren

So erzeugen Sie Motivation in Meetings

25.05.2012 von Renate Oettinger
Wie die im Unternehmen vorhandenen Kommunikationsressourcen optimal genutzt werden können, sagt Thomas Müllenholz.

Die Arbeits- und Kommunikationsprozesse in den Unternehmen sind heute viel dynamischer als früher. Das spiegelt sich in der Art, wie Besprechungen und Entscheidungsprozesse in ihnen moderiert werden, jedoch kaum wieder. Dies führt bei hoch qualifizierten und -motivierten Mitarbeitern regelmäßig zu Frust.

Langeweile in Meetings ist weit verbreitet, aber vermeidbar.
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Noch immer gilt: Besprechungen in Unternehmen sind häufig eine Quelle von Zeitverschwendung, und die vorhandenen Ressourcen werden in ihnen nicht effektiv genutzt. Das liegt unter anderem daran, wie Besprechungen durchgeführt werden und wie sie in die Arbeitsabläufe eingebunden sind.

Häufig sind Besprechungen Bestandteil der Regelkommunikation in Unternehmen. Das heißt, mehrere "Experten" mit unterschiedlicher Kompetenz sowie verschiedenen (Teil-)Aufgaben treffen sich regelmäßig, um Informationen auszutauschen, sich abzustimmen, gemeinsam Entscheidungen zu treffen und ihre Aktivitäten zu koordinieren. Das Ziel hierbei: die (Zusammen-)Arbeit koordinieren, um Synergien und den größtmöglichen gemeinsamen Output zu erzielen.

Zehn Tipps für Meetings
Meetings sind wie Eisberge
Auch wenn es um ein Sachthema (= Spitze des Eisbergs) geht, entscheidet die emotionale Kommunktion über Erfolg und Misserfolg einer Sitzung. Und letztere ist leider nicht sichtbar, ebenso wie der größte Teil des Eisbergs.
1. Lichten Sie Ihre Agenda ...
... sonst sehen Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht. Beschränken Sie sich auf das Wesentliche und halten Sie sich an eine Struktur: Begrüßung und Vorstellung; Themenblock; Zusammenfassung; weiteres Vorgehen.
2. Bringen Sie alle an einen Tisch ...
... sonst fühlen sich einige übergangen. Bei schwierigen Themen bieten sich Vorgespräche an.
3. Videokonferenzen ...
... sparen Zeit und Geld. Sie eignen sich für Routine-Meetings. Bei Kick-offs oder Krisengesprächen ist der persönliche Kontakt dagegen ein Muss.
4. Der Zeitpunkt eines Meetings ...
... ist schon die halbe Miete. Wer ausschweifende Sitzungen vermeiden will, setzt sie vor der Mittagspause oder dann an, wenn der Berufsverkehr schon einsetzt.
5. Die Einladung ...
...ist die erste Möglichkeit mit den Teilnehmern in Kontakt zu treten. Dabei zeigen schon kleine Gesten grosse Wirkung: kann ein Parkplatz angeboten werden, gibt es gerade örtliche Besonderheiten bei der Anreise zu beachten.
6. Begrüßen Sie die Teilnehmer ...
... nicht erst im Sitzungsraum, sondern schon am Empfang.
7. Eine kleine Aufmerksamkeit aus der Teeküche ...
... erfreut besonders die weiter angereisten Teilnehmer der Besprechung.
8. Flipchart statt Powerpoint
Eine gemeinsam entwickelte Skizze am Flipchart fördert das offene Gesprächsklima und bringt oft mehr als eine vorgefertigte Präsentation, weil sich die Teilnehmer aktiv einbringen können.
9. Erfahrene Moderatoren ...
... fassen die Ergebnisse am Ende des Besprechungspunktes zusammen und haken noch einmal nach, ob es Einwände gibt.
10. Nach dem Meeting ist vor dem Meeting
Zu Ergebnissen kommen, ist die eine Sache. Die andere ist aber, die Ergebnisse auch umzusetzen beziehungsweise die Ziele zu verfolgen, und zwar möglichst zeitnah zur Besprechung.

Erfolgreiche Team wissen um die interdependente Natur ihres Zusammenwirkens. Sie wissen zudem, wie wichtig das wechselseitige Abstimmen und Koordinieren der Aktivitäten für den Teamerfolg ist. Entsprechend groß ist ihr Wunsch, Meetings so zu gestalten, dass zum Beispiel folgende Ziele erreicht werden:

Klassische Moderationsmethoden stoßen an Grenzen

Um all diese Ziele zu erreichen, genügen die klassischen Moderationsmethoden vielfach nicht - unter anderem, weil sie in einer tayloristischen Art und Weise versuchen, den Kommunikations- und Entscheidungsprozess in der Gruppe in linear aufeinander aufbauende Teilschritte zu zergliedern. Damit werden sie weder der Komplexität der Aufgaben, noch der Komplexität des Beziehungsgeflechts in modernen Unternehmen gerecht.

Hinzu kommt: Je qualifizierter die Teilnehmer einer Besprechung sind, umso größer ist ihr Verlangen nach Mitbestimmung und konsensorientierten (Entscheidungs-)Verfahren, sowie nach mehr Verantwortung und Entscheidungsfreiräumen. Gerade für Unternehmen mit vielen hoch qualifizierten Mitarbeitern gilt: Vielfach findet eine Art Umwälzung von der Basis her statt, der das Management teilweise hilflos gegenüber steht. Denn die hoch qualifizierten "Spezialisten" wollen nicht nur wahr- und ernst genommen werden. Sie pochen regelrecht darauf, einbezogen zu werden.

Mit den klassischen Moderationsmethoden wie zum Beispiel der legendären Kartenabfrage gelingt dies nur begrenzt. Bei dieser Moderationsmethode wird der Moderationsprozess zumeist in folgende Teilschritte zergliedert:

Bei Aufgabenstellungen, die sich durch eine geringe Komplexität auszeichnen, hat dieses standardisierte Verfahren, vielfach Vorteile - unter anderem, weil der Moderator diesen Prozess aufgrund seiner linearen Struktur einfach steuern kann.

Spielregeln für das Projekt-Team
Spielregeln für das Projekt-Team
Diese Spielregeln sorgen für eine offene Kommunikation und bieten auch im Konfliktfall eine Orientierung.
Tipp 2
Eine offene Kommunikation einhalten.
Tipp 3
Eine konstruktive Zusammenarbeit umsetzen.
Tipp 4
Zu Problemen grundsätzlich Lösungsvorschläge anbieten.
Tipp 6
Keine Arbeitspakete ohne Termin und Verantwortlichen definieren.
Tipp 7
Delegieren von Arbeitspaketen vermeiden.
Tipp 8
Lieber miteinander reden anstatt E-Mail-Ping-Pong zu spielen.
Tipp 9
Keine politischen Spielchen treiben.
Tipp 11
Dynamik entwickeln und auf das gesamte Projektteam sowie alle Anwender übertragen.

Raum für neue Ideen und Problemlösungen schaffen

Anders ist dies bei komplexen Aufgabenstellungen, bei denen es zum Beispiel darum geht, ganz neue Problemlösungen zu entwerfen. Hierbei stoßen Moderationsmethoden wie die Kartenabfrage qualitativ und quantitativ schnell an ihre Grenzen - nicht nur, weil sich komplexe Themen vielfach nicht als linearer Prozess darstellen lassen. Hinzu kommt: Sie schränken die Kreativität ein und bieten keinen Raum für das Entwerfen innovativer Lösungen. Auch berücksichtigen sie nicht die Konflikte, die gerade dann schnell entstehen, wenn es darum geht, ganz neue Lösungen zu entwerfen, die auch das Durchbrechen von Denk- und Verhaltensgewohnheiten erfordern.

Anders ist dies bei der Dynamischen Moderation. Sie nutzt - dem Grundprinzip des Mind-Mappings ähnlich - eine aufmerksamkeitsfokussierte Visualisierung, bei der zunächst ausgehend vom Kernthema durch Differenzierung der Auftrag geklärt wird. In einem kreativen Prozess werden dann kontextbezogene Inhalte in Kleingruppen zusammengetragen und mit verschiedenen partizipativen Methoden ziel- und lösungsorientiert bearbeitet. Das ressourcenorientierte Vorgehen und die damit einhergehende Visualisierung machen Potenziale sichtbar und bringen sie auf den Punkt.

Der Moderator unterstützt den gruppendynamischen Prozess aus dem Hintergrund. Er dient als Werkzeug, Katalysator und Transformator. Er bringt Verborgenes an die Oberfläche, überbrückt Barrieren und öffnet Schranken. Der Moderator ist sozusagen ein Kommunikations- und Beziehungsmanager. Er gestaltet den Raum für geplante Veränderungen und öffnet Räume für neue Erfahrungen.

In einen gemeinsamen Lernprozess eintreten

Dynamische Moderation nutzt Meetings und Projekte, um Arbeitsbeziehungen aufzubauen, Informationen zu teilen und Team-Kompetenzen zu erlernen oder zu verbessern. Als Grundlagen dienen dabei die gemeinsamen Zielsetzungen und Zielvorgaben, so dass die Arbeitsplanung und -koordinierung ziel- und ergebnisorientiert erfolgt. Zudem hilft ein permanenter Feedbackprozess dem Team, sich selbst und die Meetings ständig zu optimieren. Eine Dynamische Moderation hat gegenüber der klassischen Moderation folgende Vorteile. Sie

Weitere Vorzüge sind:

Mit einer Dynamischen Moderation erzielen Arbeits- oder Projektteams bessere Arbeitsergebnisse - unter anderem, weil

Zudem verlaufen die Meetings effizienter und effektiver, und es werden bis zu 30 Prozent der bisher in sie investierten Arbeitszeit gespart - unter anderem, weil Vielredner mit System gebremst werden und der Verlauf der Meetings punktgenau und ergebnisorientiert gesteuert wird. (oe)

Zwölf Tipps für Webkonferenzen
1. Technik
Vor dem Start einer Webkonferenz sollten sich alle Teilnehmer mit der Technik vertraut machen. Das gesamte Equipment, die Software oder die Webcam müssen vorher ausprobiert werden, etwa in einer Test-Konferenz.
2. Weniger ist mehr
Die Zahl der Teilnehmer sollte auf sechs bis sieben, die Dauer einer Webkonferenz auf 90 Minuten begrenzt sein. Mehr ist manchmal nicht zu vermeiden, geht aber immer zu Lasten der Produktivität.<br />(Foto: Fotolia, D. Merkel)
3. Verfügbarkeit
Beim Ansetzen von Webkonferenzen sollte der Einladende auf Zeitzonen und lokale Feiertage achten.
5. Materialien
Alle für eine Webkonferenz benötigen Materialien - beispielsweise Bilder, Videos oder Texte - sollten vorher zusammengestellt werden.
6. Programm
Der Moderator sollte eine klare Agenda verwenden und während der Session immer wieder darauf Bezug nehmen.<br />(Foto: Pixelio, ro18ger)
7. Konzentration
Wenn man in einer Webkonferenz ohne Webcam die Partner nicht sehen kann, sollte man sich während der Session trotzdem nicht mit anderen Dingen beschäftigen, beispielsweise E-Mails bearbeiten. Auch halblaute Gespräche nebenbei stören. <br />(Foto: Fotolia)
8. Mit Namen melden
Wer sich in einem Online-Meeting ohne Webcam zu Wort meldet, sollte seinen Namen nennen. Andere Teilnehmer können Beiträge meist nicht aufgrund der Stimme zuordnen.
9. Teilnahme
Der Moderator sollte während einer Session in regelmäßigen Abständen bei allen Teilnehmern nach Beiträgen oder Meinungen fragen. Auf diese Weise kann er verhindern, dass einzelne Teilnehmer "abdriften".<br />(Foto: Fotolia, Berchtesgarden)
10. Kommunizieren statt monologisieren
Endlose Monologe führen unweigerlich dazu, dass die übrigen Teilnehmer sich gedanklich ausklinken. Hier muss der Moderator rechtzeitig eingreifen und gegensteuern.<br />(Foto: Fotolia)
11. Präsentationen
Die Grundregeln für Präsentationen müssen in Webkonferenzen besonders streng eingehalten werden:<br /><br /> * Möglichst wenig Text auf einer Folie - maximal sechs Bullet-Points<br /> * Große, klare Schrifttypen<br /> * Klare und deutlich visualisierte Strukturierung der Gliederungsebenen<br /> * Nummerierte Folien<br /> * Kein unruhiger Hintergrund und keine aufwändigen Randgrafiken<br /> * Keine komplexen Animationen<br /> * Ganz wichtig: Der Präsentierende sollte nicht ständig mit dem Mauszeiger auf den Folien herumkurven.<br /><br />(Foto: Fotolia, Endostock)
12. Getränke
Kaffeetassen, Teetassen und Gläser dürfen nicht neben dem Mikrofon platziert werden, weil Klappern und Klirren die Webkonferenz stören können.<br />(Foto: Fotolia, Nikolai Sorokin)

Kontakt:

Der Autor Thomas Müllenholz ist Partner im Leadership Development-Institut der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal (www.kraus-und-partner.de). Er ist auf die Themenfelder Führungskräfteentwicklung sowie Changemanagement spezialisiert. Kontakt: Tel.: 07251/989034, E-Mail: thomas.mullenholz@kraus-und-partner.de