Projekt-Management

So erkennen Sie, wie es wirklich um Ihr Projekt steht

14.11.2008 von Norbert Hanke
Es gibt bewährte Checklisten und Strukturierungsmethoden, um Risiken und Chancen eines Projekts zu überblicken. Aber sie verraten nur die halbe Wahrheit.
Ob ein Projekt in time and budget ist, lässt sich nicht immer auf den ersten Blick erkennen.
Foto: Pixelio/geralt

Versteckte Untiefen auszuloten, eine "Second Agenda" aufzuspüren oder das latente Wissen um die wirkliche Projektsituation abzufragen ist für Außenstehende schwierig. Mit standardisierten Methoden lässt sich diese Aufgabe nicht lösen. Ungleich hilfreicher sind sieben - zum Teil verblüffend einfache und leicht umsetzbare - Ideen, mit deren Hilfe sich jedes Projekt ad hoc bewerten lässt. (Zum Thema siehe auch: "Projekt-Management für Anfänger".)

1. Fassen Sie Anliegen und Inhalt des Projekts auf einer Seite zusammen.

Durch einen solchen kurzen Text sollte sich ein Außenstehender, aber nicht völlig Fachfremder: (vulgo "sachverständiger Dritter") gut informiert fühlen. Dabei können drei Phänomene auftreten:

2. Skizzieren Sie die wichtigen Elemente der Projektorganisation auf einer Seite.

Kommen Sie hier mit deutlich weniger als einer DIN-A4-Seite aus, haben Sie entweder die Projektorganisation nicht verstanden, oder es gibt einen erheblichen Anteil an informellen Strukturen, oder aber die Projektorganisation ist unzureichend, beispielsweise weil die Führungsspanne zu groß ist.

Für das Organigramm reichen Papier und Bleistift.
Foto: Pixelio/xtraxtrasounds

Passt das Organigramm hingegen nicht auf eine Seite und entspricht die umfangreiche Skizze wirklich der Realität, so handelt es sich um eine ziemlich komplexe Struktur. Hier besteht die Gefahr, dass Projektmitarbeiter in ihnen nicht unmittelbar einsichtigen Strukturen arbeiten müssen. Beispielsweise sollten Berichts- und Eskalationsstrukturen allen Projektbeteiligten gegenwärtig sein, ohne dass sie dafür dicke Dokumentationen wälzen müssten.

3. Nennen Sie fünf Möglichkeiten, das Projekt todsicher scheitern zu lassen.

Doch, doch, solche Risiken gibt es immer und jederzeit. Suchen Sie so lange, bis Sie fünf davon gefunden haben. Ziehen Sie dann die detaillierten Projektunterlagen zu Rate. Sind dort alle selbst gefundenen Risiken genannt und mit Gegenmaßnahmen belegt, so ist das ein beruhigendes Indiz für ein (real oder latent) existierendes Risiko-Management.

10projects.de

Nutzen Sie die Vorteile der Community-Plattform 10projects.de und stellen Sie Ihre Projekte dort ein.

So geht es:

  • Anmeldeformular unter www.10projects.de ausfüllen;

  • persönliches Profil mit Kontaktdaten und Foto (optional) anlegen;

  • in die Rubrik Projekte Informationen über Ablauf und Zielerreichung Ihres IT-Vorhabens einstellen;

  • entscheiden, ob Sie Ihr Projekt einem definierten Kreis präsentieren oder öffentlich machen wollen.

Das bringt es:

  • ständigen Erfahrungsaustausch unter IT-Profis;

  • erhöhte Sichtbarkeit in der Branche, vor allem bei IT-Entscheidern;

  • potenzielle Unterstützung in kritische Projektphasen;

  • Personal-Recruitment der anderen Art.

Haben Sie mehr Risiken gefunden als die Projektleitung, so teilen Sie es ihr mit. Auf diese Weise wird sie nicht nur schlauer, sondern bekommt auch einen Anstoß, sich mit dem Risiko-Management auseinanderzusetzen. Selbstverständlich ist anschließend der Umgang mit den Risiken zu verfolgen. Werden Sie nur benannt und beplant oder auch durch geeignete Maßnahmen wirksam bekämpft?

4. Beschreiben Sie alles, was dazu führt, dass der Auftraggeber zufrieden ist.

Projektziel erreicht? - Das heißt noch gar nichts!
Foto:

Das Erreichen der Projektziele ist nicht das einzige Kriterium für den Erfolg des Vorhabens. Beispielsweise könnte das Projekt ja einen Beitrag zu einem größeren Vorhaben leisten, und wenn sich dieses übergeordnete Vorhaben ändert, wird auch das Projekt anders gewichtet. Dann wären die Projekt-Stakeholder vielleicht enttäuscht, obwohl die Ziele objektiv erreicht sind. Wer ein Häuschen im Grünen baut, kann es noch so hübsch einrichten; er wird unzufrieden sein, wenn später die Einflugschneise des Flughafens genau dorthin verlegt wird.

Zudem können sich die Erfolgskriterien während einer längeren Projektlaufzeit verändern. Es ist also nützlich, die Liste der Kriterien regelmäßig zu überarbeiten - erst recht bei Veränderungen von Strukturen, Personen oder Rahmenbedingungen.

5. Erstellen Sie eine Liste der Ergebnisse, die laut Planung bereits vorliegen müssten.

So lässt sich der tatsächlich erreichte Stand mit den Erwartungen vergleichen. Wenn sich eine Diskrepanz ergibt, ist das - für sich allein genommen - nicht automatisch schlecht. Die Bewertung hängt ab vom erbrachten Nutzen, vom benötigten Aufwand, von den Erwartungen der Projektbeteiligten etc. Zunächst sollten die Schätz- und Planungsprämissen noch einmal genauer angesehen werden. Darüber hinaus stellen sich folgende Fragen:

Analog dazu ist es nicht per se gut, wenn die Ergebnisse mit der Projektplanung übereinstimmen. Vor allem, wenn es sich um ein sehr komplexes Vorhaben handelt, muss man sich folgende Fragen stellen:

6. Befreien Sie die Statusberichte von sinnneutralen Formatierungselementen.

Entfernen Sie Hintergründe, Farbverläufe und aufpeppende Grafikelemente, setzen Sie alle Texte auf denselben Font. Und dann drucken Sie das Ergebnis auf einem Schwarzweißdrucker aus. Ist es noch einigermaßen nachvollziehbar, dann haben sich die Autoren zumindest um formale Verständlichkeit bemüht. Aber oft stellen sich die Berichte ohne ihre Formatierungen als heilloses Chaos dar - auch wenn man bei der Entfernung die größtmögliche Sorgfalt und Geschicklichkeit walten ließ. Dann muss sich der Verfasser den Verdacht einer gewollt intransparenten Berichterstattung gefallen lassen.

Um den Inhalt zu prüfen, hilft im zweiten Schritt ein wenig Textanalyse weiter:

7. Nennen Sie zu jedem Satz des Statusberichts mindestens einen Beleg.

Norbert Hanke lässt sich nicht mehr von Powerpoint-Folien blenden.
Foto: Norbert Hanke

In vielen Statusberichten gibt es Behauptungen oder Feststellungen, die nicht belegt werden. Manchmal werden Belege für diese Sätze angeführt, aber niemand versteht sie - vielleicht deshalb, weil Unverständlichkeit Absicht war. Dabei ist es doch ganz einfach:

Ja, und dann gibt es selbstverständlich auch noch den ganz trivialen Normalfall: dass das Projektteam einfach nur einen guten Job macht. (qua)