Personal Branding

So bauen sich Bewerber einen guten Ruf im Web auf

09.04.2009 von Mario Grobholz
Wer sich im Web und speziell in Social Networks gut in Szene setzen weiß, ist im Vorteil. Für Bewerber heißt das, dass sie ihre Online-Profile gut pflegen müssen. Ansonsten ist der Ruf schneller ruiniert als man annimmt.

Der Weg vom Gewinner zum Verlierer kann kurz und schmerzhaft sein. Das erfuhr auch der Schwimmer Michael Phelps. Ein privates Foto reichte aus, damit der erfolgreichste Olympionike aller Zeiten von Wettkämpfen suspendiert wurde und einen Sponsoren verlor. Das Foto zeigte Phelps beim Marihuana-Konsum und war Anfang Februar von einer britischen Boulevardzeitung veröffentlicht worden.

Personaler nehmen Bewerber unter die Lupe

Im Zeitalter von Web 2.0 können wir alle Michael Phelps werden. Wer im Internet unterwegs ist, hinterlässt überall digitale Spuren. Zwar eignet sich das Web hervorragend, um sich selbst in Szene zu setzen, sei es für Bewerber auf Jobsuche, sei es für Studenten, um an der Universität Anschluss zu finden, oder für Selbständige, die Kunden von ihren Qualitäten überzeugen möchten. Allerdings sollten die Online-Profile beziehungsweise die Online-Reputation auch regelmäßig gepflegt werden.

Fotos vom Saufgelage...
..sollten Bewerber ebensowenig ins Netz stellen wie Bilder, auf denen man einen Joint raucht. Damit ist der digitale Ruf ruiniert.
Zu tiefe Einblicke...
finden so manche Männer reizvoll, Personaler aber nicht. Peinliche oder diskreditierende Fotos in Online-Profilen sind dicke Minuspunkte.
Wer über Arbeitgeber und Kollegen...
im Web herzieht, bugsiert sich schnell ins berufliche Abseits.
Falsche Qualifikationen...
haben in seriösen Online-Profilen nichts zu suchen.
Hinweise auf kriminelles Verhalten...
sind für die meisten Personaler auch ein Grund, dem Bewerber gleich eine Absage zu schicken.
Top Secret bleibt Top Secret,...
auch wenn man das Unternehmen verlassen hat. Wer vertrauliche Informationen des letzten Arbeitsgebers preisgibt, macht sich bei seiner nächsten Bewerbung keine Freunde.

Das empfehlen auch die meisten Personalverantwortlichen. Wer zu wenig auf seine Online-Profile in Social Networks und seine Webpräsenz insgesamt achtet, riskiert eine Jobabsage. Zu dem Ergebnis kam eine Befragung zur Bewerberauswahl unter der Leitung von Professor Wolfgang Jäger von der Fachhochschule Wiesbaden. Da es mittlerweile weniger Jobangebote gibt, schauen sich die Unternehmen die Bewerber wesentlich genauer an. Es kommt hierbei auch darauf an, welchen persönlichen Eindruck man im Web selbst mit seinen Inhalten hinterlässt. Deshalb lohnt es sich, das äußere Erscheinungsbild auf Vordermann zu bringen. Allzu viel Aufwand müssen Sie dafür gar nicht einmal betreiben.

So profitieren Sie von Social Networks

  1. Nehmen Sie lieber ein gutes Foto als Profilbild, dass Sie in den Social Networks veröffentlichen. Ansonsten mindert die schlechte Fotoqualität Ihre Jobchancen.

  2. Wenn Sie in einem Social Network Ihren Lebenslauf eingeben, sollten Sie darauf achten, dass dieser vollständig ist. Hierbei gelten dieselben Spielregeln wie bei einer klassischen Bewerbung. In der Analyse kam heraus, dass 73 Prozent aller Personalverantwortlichen auf einen lückenlosen Lebenslauf besonders viel Wert legen.

  3. Wer Mitglied in einem Social Network ist, sollte dort seine vollständigen Kontaktdaten angeben. Außerdem empfiehlt es sich, auch die Nachrichten in den Social Networks zu lesen und darüber erreichbar zu sein.

  4. Jeder dritte Personaler nutzt das Internet, um sich in den Suchmaschinen und Social Networks über künftige Mitarbeiter zu informieren. Rechnen Sie als Bewerber lieber damit, in einem Vorstellungsgespräch auf Ihre Tweets, Blogartikel und sonstigen Social-Media-Beiträge angesprochen zu werden.

  5. Melden Sie sich bei allen wichtigen Social Networks an und sichern Sie sich dadurch Ihren Personal Brand, damit niemand anderes Ihren Online-Ruf ruinieren kann.

  6. Idealerweise führen Sie all Ihre Online-Profile zu einem einzigen zusammen, damit jeder sofort erkennen kann, wo Sie im Netz wirklich zu finden und aktiv sind.

  7. Falls Sie Webadressen auf Ihrem Namen haben, aber bislang nicht nutzen, können Sie diese auch für Ihren Personal Brand nutzen, indem Sie von einem Social Network eine Weiterleitung anlegen. Dadurch erhalten Besucher Ihre wichtigsten Informationen zu Ihrer Person auf einem Blick.

  8. Sie können mit mehreren Social Media Profilen einen großen Einfluss auf Ihre Darstellung im Netz haben. Denn mit jeder Mitgliedschaft hinterlassen Sie Ihre eigenen Spuren bewusst im Web und können Links auf Ihre einschlägigen Webadressen vergeben.

    schutzpanzer
    1. Eigenes Profil anlegen
    Legen Sie für Ihre Personen- oder Unternehmensmarke ein eigenes Profil auf den wichtigsten Social-Media-Diensten an und verifizieren Sie alle Online-Aktivitäten als die eigenen, damit niemand Ihren Namen online fälschlicherweise nutzen und missbrauchen kann.
    2. Namen sichern
    Bei einigen Diensten wie Twitter kann jeder Mitgliedsname nur einmal verwendet werden. Sichern Sie sich also Ihren (Marken-)Namen nicht nur als Domain-Adresse, sondern auch noch auf den Social-Media-Plattformen, bevor es jemand anderes tut. Selbst dann, wenn Sie nicht planen, den Dienst aktiv zu nutzen.
    3. Datenfreigabeoptionen nutzen
    Nutzen Sie die Datenfreigabeoptionen der Social Networks. Überlegen Sie dabei stets, wer welche Ihrer Daten öffentlich einsehen darf, und gehen Sie nicht zu freigiebig mit privaten Informationen um. Damit erschweren Sie es potenziellen Stalkern, zu viel über Sie herauszufinden.
    4. Regelmäßiges Scannen
    Scannen Sie regelmäßig die wichtigsten Social Networks nach Ihrem eigenen Namen und Ihren Marken. Besser Sie finden ein gefälschtes Profil als Ihre Kontakte oder Kunden.
    5. Reputations-Monitoring
    Setzen Sie dazu ein einfaches Monitoring via Google Alerts, Technorati oder myON-ID auf, damit Sie keine Überraschungen erleben.
    6. Das Internet ist öffentlich
    Machen Sie sich stets bewusst, dass das Internet ein öffentlicher Raum ist. Seien Sie sich bewusst bei alledem, was Sie publizieren. Wirklich private Informationen machen Sie angreifbar. Deshalb sollten Sie diese besser für sich behalten.
    7. Domain anmelden
    Melden Sie sofort eine oder mehrere Domains auf Ihren Namen an. Das Hosting ist nicht teuer. Aber achten Sie darauf, dass Ihr Name im Titel, in der URL und auch sonst gut präsent ist auf Ihrer Website.
    8. Videos und Podcasts
    Lassen Sie einige Videos und Podcasts von sich aufnehmen und stellen Sie diese selbst auf Sevenload und YouTube oder verlinken Sie von Ihren Profilen darauf. Wenn Ihr Namen dann noch in der Überschrift erscheint, werden Sie bei jeder Suche sehr gut mit Ihrem Video gefunden.
    9. Interviews
    Geben Sie bereitwillig Bloggern Interviews, die dann in deren Online-Journalen erscheinen, und verweisen Sie darauf.
    10. Eigene Artikel
    Veröffentlichen Sie regelmäßig Fachartikel in den Medien, als Gastblogger oder in Business-Communitys wie der Marketingbörse.
    11. Keine Spitznamen
    Seien Sie in den Business-Foren nur unter Ihrem realen Namen aktiv.
    12. Eigen-PR
    Stellen Sie eine Pressemitteilung auf eine PR-Plattform, um dadurch wiederum auf Ihre anderen Online-Aktivitäten zu verweisen und somit Links zu generieren.
    13. Vorträge nutzen
    Wenn Sie auf einem Event sprechen, erhalten Sie in der Regel die Möglichkeit, Ihr Profil mit Ihren gewünschten Informationen einzureichen. Nutzen Sie diese Gelegenheit dazu, nicht nur auf Ihre Biografie, sondern auch auf Ihre Webseiten zu verweisen.
    14. Social Network ausbauen
    Bauen Sie gezielt Ihr Social Network aus, damit Sie sich in der Krise auf Ihre Freunde verlassen können. Der beste Schutz besteht immer in dem Vertrauen, das andere einem entgegenbringen. Deshalb geben Sie Ihren Geschäftspartnern und Kollegen die Gelegenheit, Gutes über Sie im Internet mitzuteilen. Holen Sie sich manchmal das Feedback direkt ein.
    15. Multiplikatoren identifizieren
    Finden Sie heraus, welche Influencer in Ihrem Markt die wichtigsten sind, und bauen Sie zu diesen Kontakte auf.
    16. RSS-Feed
    Sammeln Sie alle Monitoring-Informationen als RSS-Feed an einem Platz, um sie dort zu analysieren. Dazu eignet sich beispielsweise ein Account bei iGoogle sehr gut.
    17. Worst case scenario
    Als Unternehmen sollten Sie gemeinsam mit Ihrer PR-Agentur ein Szenario für die richtigen Reaktionen auf mögliche Angriffe entwickeln. Überlegen Sie aber auch als Privatperson, wie Sie auf eine Kritik gegebenenfalls reagieren können.
    18. Immer am Ball
    Informieren Sie sich aktiv über das Online-Geschehen, damit Sie sehen, wie sich die Nachrichten und Gerüchte im Netz verbreiten, und lernen Sie dadurch die Mechanismen kennen, die Personenmarken genauso wie Unternehmensmarken schädigen können.

Online-Reputation als Erfolgsfaktor

Je präsenter Sie als Marke in der Öffentlichkeit ist, desto eher müssen Sie damit rechnen, dass jemand Ihr persönliches Branding missbrauchen könnte, weil er Sie oder Ihr Unternehmen ablehnt. Im Internet nur präsent zu sein, wird künftig nicht mehr ausreichen, weil gerade die junge Generation längst in Social Networks aktiv ist und sich in der Selbstdarstellung übt. Für Menschen, die berufliche Ziele verfolgen, geht es darum, sich gut zu positionieren und auf sich aufmerksam zu machen. Welcher Vertriebsmitarbeiter würde denn nicht gerne von potenziellen Kunden angerufen werden, ohne direkt Akquise machen zu müssen? Das Geschäft wird aber nur derjenige machen, der das Internet als "Vertriebskanal" wirklich versteht und diesen Kanal aktiv für sich gestaltet. Die Basis dessen bildet die eigene Reputation - und die muss langfristig aufgebaut und ständig gepflegt werden.

xing
Kontaktpflege à la Xing
Im Social Network Xing können nicht nur das berufliche Profil wie Lebenslauf oder Interessen hinterlegt, sondern auch Geschäftskontakte gepflegt werden. Acht Tipps zur Kontaktpflege à la Xing hat Kommunikationsberater Klaus Eck:
1. Laden Sie Kontakte ein!
Nach Ihrer Registrierung bei Xing können Sie direkt Ihre Kontakte einladen. Dazu müssen Sie zunächst auf "Kontakte einladen" gehen.
2. So laden Sie per E-Mail ein.
Anschließend können Sie einige Ihrer E-Mail-Adressen individuell eingeben, was jedoch sehr zeitaufwendig sein dürfte, oder Sie integrieren Ihren persönlichen Einladungslink in Ihrer E-Mail-Signatur und laden somit all Ihre Kontakte nebenbei ein. Automatisch hinzugefügt werden die Kontakte dabei nur, wenn Sie dieses wollen.
3. Adressen importieren
Alternativ können Sie außerdem all Ihre Kontakte aus Outlook oder einem anderen digitalen Adressbuch importieren und einige Geschäftspartner zu Xing einzeln oder gesammelt einladen. Das macht vor allem beim Start des Social Networkings Sinn, weil Sie auf diese Weise sehr schnell Ihr Netzwerk auf Xing übertragen können.
4. Kontakte abgleichen
Zudem lassen sich Ihre importierten Adressen mit den Xing-Mitgliedern abgleichen, so dass Sie Ihre Kontakte auf Xing vervollständigen können.
5. Wen man auswählt
Wählen Sie nur die Kontakte aus, die Sie auch wirklich persönlich kennen, damit Sie nicht den Überblick verlieren und noch mit Ihrem Netzwerk arbeiten können. Andererseits sollten Sie den Kreis nicht zu eng anlegen, damit Sie wirklich vom Social Networking auf Xing profitieren können.
6. Wen man ablehnt
Für Kontaktanfragen sollten Sie eine kleine Guideline für sich entwickeln und nicht allen zustimmen. Jemand völlig Fremden hinzuzufügen macht nur Sinn, wenn das Anliegen für Sie tatsächlich von konkretem Interesse ist.
8. Für Suchmaschinen erreichbar sein
Achten Sie darauf, dass Ihr Account für die Suchmaschinen erreichbar ist. Dazu müssen Sie in Ihren Privatsphäre-Einstellungen Ihr Profi auch für Nichtmitglieder zugänglich machen und der Auffindbarkeit in Suchmaschinen zustimmen.
7. Benchmark: 100 Kontakte und mehr
Zu viele Kontakte können Sie eigentlich nie haben, aber es stellt sich immer die Frage des Nutzens. Letztlich hängt die richtige Zahl der Kontakte von Ihren konkreten beruflichen Aktivitäten ab. Weniger als 100 sollten es bei einem Angestellten mit einer gewissen beruflichen Erfahrung jedoch nicht sein. Wer weniger hat, schöpft bei Weitem sein persönliches Potenzial nicht aus.
Klaus Eck: Karrierefalle Internet
Weitere Tipps zum Thema Xing, Twittern und wie man seine Online-Reputation managt gibt Klaus Eck in seinem Buch "Karrierefalle Internet" (Hanser Verlag, 19,90 Euro).

Der Aufbau einer guten Reputation braucht viel Zeit. Das gilt schon lange für das Leben im "Offline Modus" und mittlerweile genauso für "das Leben im Web". Doch der Aufwand für das Reputation Management lohnt sich.

Checkliste: Darauf schauen Personaler bei Online-Profilen

(Quelle: careerbuilder 2008)

Was ist im Netz über mich zu finden?

Reputation Management beginnt mit einer Status-quo-Bestimmung, die eines kontinuierlichen Monitorings bedarf. Was ist über mich im Netz bereits zu finden? Passen die Ergebnisse zu meinem Selbstbild oder behindern sie mich gar bei meiner Karriere? Für den Aufbau des eigenen Personal Brands im Internet kommen eine Vielzahl an Funktionen und Tools zum Einsatz, etwa Blogs, Twitter und Social Networks. Wie weit der einzelne dabei jeweils gehen will, sollte jeder für sich selbst festlegen. Die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem verschwinden hierbei jedoch vollständig. Eine "Verdrängungstaktik" ist hierbei in jedem Fall gegenüber dem "Löschansatz" zu bevorzugen und die nachhaltigere Reputationsstrategie.

Autor Mario Grobholz ist Gründer und Geschäftsführer der myON-ID Media GmbH.

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