Siemens-Update: Aus SBS wird SIS

12.10.2006
Der Konzern mischt seine IT-Servicetochter auf: Unter einer neuen Dachgesellschaft werden Software und Dienstleistungen gebündelt.

Das monatelange Rätselraten um die Zukunft des seit langem verlustreichen Siemens-IT-Dienstleisters SBS ist beendet. Siemens bündelt seine weltweiten Lösungen und Services in der Informationstechnik (IT) sowie seine Softwarekompetenzen ab Januar 2007 in dem neuen Konzernbereich Siemens IT Solutions and Services (SIS), wie der Technik- und Industriekonzern am Donnerstag in München mitteilte. An ihren milliardenschweren Einsparzielen für den angeschlagenen Bereich Siemens Business Services (SBS) halten die Münchner fest.

"IT-Know-how ist einer der Schlüssel für den Erfolg des Siemens-Konzerns", sagte Unternehmenschef Klaus Kleinfeld. "Daher bündeln wir die IT-Lösungs- und Softwarekompetenz." Bereits vor einiger Zeit hatte Kleinfeld angekündigt, den konzerneigenen IT-Dienstleister stärker entlang der Siemens-Geschäftsfelder auszurichten. Siemens sei ein wichtiger SBS-Kunde. Die Siemens-Aktie stieg bis zum frühen Donnerstagmittag um 0,72 Prozent auf 67,39 Euro. Damit gehörte sie zu den Favoriten im DAX.

Um SBS waren in den vergangenen Monaten viele Gerüchte hochgekocht. Mal hieß es, Siemens wolle den defizitären Bereich an einen Konkurrenten abstoßen. Auch wurde darüber spekuliert, dass das SBS-Geschäft auf die anderen Konzernbereiche aufgeteilt werde. Der Krisenbereich SBS gehört mit der Kommunikationssparte Com zum Geschäftsfeld Information and Communications. Bei der Krisensparte Com gibt Siemens große Teile in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem weltgrößten Handyhersteller Nokia ab.

SBS-Chef Christoph Kollatz muss kräftig auf die Kostenbremse treten.
Foto: Siemens AG

Der IT-Spezialist SBS häufte seit dem Geschäftsjahr 2004/05 auch wegen hoher Sanierungskosten mehr als 1,2 Milliarden Euro Verluste an. Auch im Geschäftsjahr 2006, das Ende September ausgelaufen ist, hat SBS wohl rote Zahlen geschrieben. Von den Margenzielen, die Siemens jedem Bereich bis Frühjahr 2007 vorgeschrieben hat, ist die seit einiger Zeit im Umbau befindliche SBS meilenweit entfernt. Siemens will die Restrukturierung bei SBS daher "konsequent" weiterführen. Im Zuge des im September 2005 angekündigten Programms sollen die Kosten bei dem defizitären IT-Dienstleister bis Frühjahr 2007 um 1,5 Milliarden Euro gesenkt werden. Auch Stellen fallen weg. Um diese Einsparziele zu erreichen, spricht Siemens derzeit auch mit den Belegschaftsvertretern und der IG Metall. Der Konzern will den für die Regionalorganisation Deutschland bestehenden Ergänzungstarifvertrag auch auf die bisherige SBS anwenden. "Der Abschluss der laufenden Verhandlungen ist eine entscheidende Voraussetzung für die endgültige Aufstellung der SIS in Deutschland", betonte Siemens.

Der neue Bereich SIS wird etwa fünf Milliarden Euro Umsatz und rund 43.000 Mitarbeiter haben. Zu den 33.000 SBS-Mitarbeitern kommen noch Mitarbeiter vier weiterer IT-und Softwarehäuser des Konzerns hinzu. SBS soll mit der Firma Program and System Engineering (PSE) aus Wien, der indischen Siemens Information Systems Ltd. (SISL), der griechischen Development Innovation and Projects (DIP) sowie dem Schweizer Business Innovation Center (BIC) verschmolzen werden. (dpa/ajf)