Siemens-Com-Mitarbeiter wollen um ihre Arbeitsplätze kämpfen

14.07.2006
Siemens soll bis mindestens Ende 2009 auf betriebsbedingte Kündigungen im gemeinsam mit Nokia geplanten TK-Joint-Venture verzichten, fordern Betriebsräte und IG Metall.

Die Arbeitnehmervertreter drängen außerdem auf den Erhalt der Standorte. Mit dem laufenden Tarifvertrag hätten die Münchner entsprechende Garantien gegeben, sagte Dieter Scheitor, der bei der IG Metall Siemens betreut. Siemens und Nokia hatten am 19. Juni 2006 bekannt gegeben, ihre TK-Ausrüstersparten in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Namen Nokia Siemens Networks zusammenzulegen. Damit entsteht der drittgrößte TK-Ausrüster weltweit mit knapp 16 Milliarden Euro Umsatz und 60.000 Beschäftigten.

Das Joint Venture müsse dem Arbeitgeberverband beitreten und die Tarifverträge anerkennen, fordern die Gewerkschafter. Da sich das Siemens-Management vorgenommen habe, die Transaktion mit Nokia bis zum Ende des Geschäftsjahres im September über die Bühne zu bringen, müsse Siemens-Vorstandssprecher Klaus Kleinfeld und seinen Kollegen daran liegen, sich mit der IG Metall zu einigen. Dissonanzen könnten das Ziel gefährden.

Die Gewerkschaft sieht demnach Chancen für eine schnelle Lösung. Allerdings habe eine Gesprächsrunde mit 80 Arbeitnehmervertretern in Frankfurt auch gezeigt, dass man für eine harte Auseinandersetzung ebenfalls gerüstet sei. Ein Stellenabbau, so die IG Metall, komme nur auf freiwilliger Basis in Betracht. Kleinfeld hatte im Zuge der Ankündigung des Joint Ventures davon gesprochen, dass mit der Zusammenlegung zehn bis 15 Prozent der Arbeitsplätze gefährdet seien. Das würde 6000 bis 9000 Stellenstreichungen entsprechen.

Wenige Tage zuvor hatte Wolfgang Müller, IG-Metall-Vertreter im Siemens-Aufsichtsrat, kritisiert, dass sich Siemens von seinem Stammgeschäft mit der Telekommunikation trennen wolle. Der Konzern verabschiede sich "zumindest teilweise" von einer Kernkompetenz und nehme eine "Notoperation" zum Zweck der "Bilanzpolitur" vor. Hätte das Management seine Hausaufgaben gemacht, so Müller im Gespräch mit dem "Bayerischen Rundfunk", hätte dieser Schritt verhindert werden können.

Müller stellte nicht in Abrede, dass die Konsolidierung im TK-Ausrüstermarkt notwendig sei. Siemens habe aber in anderen Bereichen bewiesen, innovationsfähig und technisch versiert zu sein. "Warum nicht in der Com-Sparte?", fragte Müller. "Wenn Siemens Leute abbauen will, kann Siemens die Leute nur rauskaufen. Über betriebsbedingte Kündigungen geht das dann nicht", warnte der Gewerkschafter.

Ein Stellenabbau sei nicht nur im Netzbereich zu befürchten, der in das Joint Venture mit Nokia eingebracht werden soll. Auch im Firmenkundengeschäft, das noch bei Siemens angesiedelt ist und rund 20 000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, sei mit Personalabbau zu rechnen. Auch beim IT-Dienstleister SBS rechnet die IG Metall mit personellen Einschnitten, wenngleich die Lage hier unübersichtlicher sei (siehe: SBS bereitet Mitarbeiter auf tiefe Einschnitte vor). (hv)