Richtig bewerben

Sieben Wahrheiten zum Thema Lebenslauf

25.07.2008 von Madeleine Leitner
Wussten Sie, dass es keine festen Regeln für den Lebenslauf gibt - egal, was unzählige Bücher und Ratgeber Ihnen weis machen wollen?

Wie man sich selbst und seine Qualifikationen am besten im Lebenslauf darstellt, dazu gibt es eine Fülle an schlauen Büchern und Ratgebern. Dennoch glauben die Hälfte aller Arbeitssuchenden in Deutschland nicht, dass ihre Lebensläufe ihre Qualifikationen optimal präsentieren. Madeleine Leitner, Karriereberaterin aus München, meint sogar, dass derartige Bücher den Bewerbern oft mehr Schaden als Nutzen bringen.

1. Es gibt keine festen Regeln

In Wirklichkeit gibt es keine festen Regeln für einen Lebenslauf. Bewerber mit "bewerbungstechnischen Handicaps" sollten sich Leitner zufolge folgende drei Wahrheiten vor Augen führen:

  1. Das Ziel eines Lebenslaufs ist es, ein Vorstellungsgespräch zu bekommen. Ein guter Lebenslauf führt dazu, dass Sie eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten; ein schlechter Lebenslauf führt dazu, dass Sie aussortiert werden.

  2. Auf dem verdeckten Stellenmarkt (Jobs werden nicht offiziell ausgeschrieben, sondern unter der Hand, in Netzwerken und durch "Vitamin B" vergeben) spielt alles Schriftliche eine wesentlich geringere Rolle. Wenn Sie sich aus irgendwelchen Gründen keine Chancen ausrechnen, sobald ein Lebenslauf verlangt wird, sollten Sie Ihre Aktivitäten eher auf diesen verdeckten Stellenmarkt konzentrieren.

  3. Tröstlich ist, dass makellose Biografien immer seltener werden. Auch Hochkaräter und bekannte Manager werden heute mit oder ohne Grund gefeuert und haben dann ein Problem mit ihrem Lebenslauf.

2. Wie Personaler aussieben

Personalentscheider suchen im Lebenslauf vor allem nach Anhaltspunkten, die es ihnen erlauben, den mehr oder weniger großen Stapel von Bewerbungen innerhalb möglichst kurzer Zeit auf ein überschaubares Maß zu reduzieren. Nichts ist willkommener als scheinbar eindeutige Belege wie unpassendes Alter, falsche Branche, unpassender Abschluss, häufige Wechsel und fehlender "roter Faden" in der Karriereentwicklung.

Madeleine Leitner rät den Stellensuchenden daher: "Analysieren Sie, wo aus Sicht des Unternehmens die Tretminen in Ihrem Lebenslauf liegen könnten. Um Ihre Überlebenschancen bei der Vorauswahl zu erhöhen, sollten Sie zunächst die Strategie verfolgen, keinen Anlass dafür zu bieten, aussortiert zu werden. Ihr Ziel ist es, ein Vorstellungsgespräch zu bekommen, nicht mehr und auch nicht weniger."

Konkret gilt es also, die erste Hürde bis zur Einladung zu überspringen. Fragen Sie sich daher bei jeder Information: "Ist das etwas, was mir zu einem Vorstellungsgespräch verhilft?"

3. Was Sie weglassen sollten

Lassen Sie möglichst alles weg, was Irritationen erzeugen könnte: Jede Information, die Sie geben, kann dazu führen, dass Sie deshalb aussortiert werden. Man wird Sie schon bei Interesse im Vorstellungsgespräch näher dazu befragen.

Urlaubsfotos gehören nicht in den Lebenslauf. (Foto: Joachim Wendler)

Das kann eine Phase der Arbeitslosigkeit sein (nicht selbst darauf hinweisen), ein überqualifizierender Doktortitel (Sie werden schon nicht standrechtlich erschossen, wenn sich später herausstellt, dass Sie einen haben), ein schlechtes Foto (besser keines als ein schlechtes) oder der Familienstand (auch der erzeugt manchmal Vermutungen, die zu einer Absage führen: zum Beispiel "nicht mobil").

4. Exotisches umschreiben

Bieten Sie bei allen erklärungsbedürftigen Aspekten Brücken für den Leser an: Ein relativ exotisches Fach wie das "Brauwesen" könnte man auch als "technisches Studium" bezeichnen oder nur den Abschluss "Dipl.-Ing." erwähnen.

Sie haben keine Branchenkenntnisse? Dann kehren Sie die Gemeinsamkeiten hervor. Zeigen Sie, dass ein Mittelständler sehr wohl etwas mit einem Konzern gemeinsam hat und so weiter.

5. Interessante Hobbys

Überlegen Sie, ob Sie weitere Pluspunkte haben, die Ihnen zu einem Vorstellungsgespräch verhelfen könnten. Das kann ein interessantes Nebenfach sein, ein besonderes Projekt, ein attraktiver Kunde, Mitgliedschaften oder ein interessantes Hobby (Golfspieler kennen beispielsweise oft wichtige Personen, was für manche Positionen durchaus von Relevanz sein kann).

6. Akzente setzen

Manche Tatsachen können Sie nicht verändern, aber mehr oder weniger geschickt darstellen. Lenken Sie die Aufmerksamkeit des Lesers. Kehren Sie Ihre Vorzüge heraus, wie das auch ein geschickter Schneider tut. Gehen Sie dort ins Detail, geben Sie Ihren Erfolgen Raum.

Halten Sie sich bei den Schwachpunkten inhaltlich und vom Umfang her zurück. Selbst einige Jahre in einer unpassenden Position oder Branche können Sie in einer Zeile abhandeln.

7. Klotzen, nicht kleckern

Nutzen Sie die Psychologie des ersten Eindrucks. Klotzen Sie lieber gleich vorne. Sie laufen sonst Gefahr, aussortiert zu werden, ohne dass Ihre Pluspunkte überhaupt zur Kenntnis genommen wurden. Überlegen Sie, ob unter diesem Aspekt beispielsweise ein chronologischer oder ein antichronologischer Lebenslauf für Sie vorteilhafter ist.
(Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation Channelpartner/mf/ka)

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