Siebel-Nutzer fordern mehr Informationen von Oracle

30.10.2006
Oracle halte sich bislang noch zu bedeckt, was Details der anstehenden Integration der Siebel-Produkte angeht, monierten zahlreiche Anwender auf der Kundenkonferenz Open World.

Anlässlich von Oracles Kundenkonferenz "Open World", die vergangene Woche in San Francisco stattfand, kritisierten zahlreiche Siebel-Nutzer, sie seien nach wie vor schlecht darüber informiert, wie der Datenbankanbieter die Produkte des übernommen Herstellers von Customer-Relationship-Management-Lösungen (CRM) integrieren möchte. Oracle hatte den Kunden-Management-Spezialisten vor rund einem Jahr für 5,8 Milliarden Dollar gekauft.

Julie Reeves, CIO des Serviceanbieters EDS, vermisst noch immer eine Roadmap für Siebels Middlewareprodukte aus der Universal-Application-Network- (UAN) und Universal-Customer-Master-Familie (UCM). Via UAN lassen sich Siebels Front-Office-Anwendungen mit anderen Business-Applikationen verbinden. UCM bildet die Basis für Auswertungen der in den Siebel-Anwendungen verarbeiteten Daten. Reeves arbeitet mit den CRM-Tools von Siebel, um die CRM-Applikationen an die eigenen Anforderungen anzupassen.

Bislang hätte Oracle unterschiedliche Signale ausgesendet, was die Zukunft der Siebel-Produkte betrifft, kritisiert die IT-Chefin von EDS. Je nachdem, was der Datenbankanbieter plane, müsste jedoch Siebels Middleware durch Oracle-Systeme ersetzt werden. "Diese Frage ist noch völlig offen." Aus ihrer Sicht sei es wichtig, dass eine eventuell notwendige Migration einfach und mit möglichst geringem finanziellen Aufwand zu bewerkstelligen sei.

Ein anderer Oracle-Kunde, der nicht genannt werden möchte, will wissen, wie die Integration zwischen den verschiedenen Produktlinien aussehen wird. Neben einer verlässlichen Roadmap will er erfahren, wie die Architektur sowie die Bedienung und die Navigation aussehen werden.

Die Oracle-Verantwortlichen versuchen derweil, die Bedenken der User zu zerstreuen. John Wookey, Vice President für den Bereich Application Development von Oracle, erklärte, der Hersteller werde Siebels Middleware-Produkte UAN und UMC weiter unterstützen. Darüber hinaus würde Siebel-Technik auch in die Weiterentwicklung der eigenen Fusion-Middleware mit einfließen.

Oracle hatte im Frühjahr dieses Jahres sein "Applications-unlimited"-Programm gestartet. Darin verpflichtet sich der Hersteller alle Applikationen der zugekauften Softwareanbieter unbegrenzt weiterzuentwickeln und zu unterstützen (siehe auch: Oracle will alle ERP-Pakete weiterentwickeln). Dieses Programm sei zwar positiv aufgenommen worden und habe für mehr Sicherheit unter den Anwendern gesorgt, berichtete vor kurzem Fried Saacke, Vorsitzender der Deutschen Oracle-Anwendergruppe (Doag), in einem Gespräch mit der COMPUTERWOCHE (siehe auch: Oracle-Anwender warten noch ab). Allerdings sei durchaus zu spüren, dass Oracle seine Entwicklungskapazitäten vornehmlich in die neuen Produkte der Fusion-Linie stecke. (ba)