Collaboration-Software

Sharepoint-Anwender haben noch viele Wünsche

13.08.2012 von Boris Ovcak
Vor rund zwei Jahren hat Microsoft Sharepoint 2010 vorgestellt. Seitdem etabliert sich die Software als Collaboration-Zentrale in vielen Unternehmen. Zeit für eine Bestandsaufnahme und die Frage, wie sich die Plattform entwickeln sollte.

Standen in der Vergangenheit meist einzelne Funktionen von Sharepoint im Fokus der Anwender, so dreht sich heute viel um konkrete Anwendungsszenarien: Wie lassen sich Interaktivität, benutzerspezifischer Inhalt und eine "Search-Driven User Experience" für Inter- und Intranet-Szenarien am effizientesten umsetzen? Was ist beim Bereitstellen von integrierten Prozessapplikationen zu beachten, oder wie kann Social Media in Unternehmen das Wissens-Management sinnvoll fördern?

Kein Werkzeugkasten für Endanwender

Web-Content-Management: Sharepoint 2010 bietet alle Grundfunktionen für WCM. WebInhalte lassen sich über das gewohnte Office-GUI bearbeiten.
Foto: Campana & Schott

Die funktionalen Versprechen hat Microsoft mit Sharepoint 2010 weitgehend erfüllt. Collaboration, Dokumenten-Management, Web-Content-Management, Suche, Social Media, Formulare und Workflow, Business Intelligence - die Funktionen reichen für die meisten Ansprüche aus. Sicher gibt es immer noch Spezialsoftware, die für spezielle Anwendungsfälle mehr Funktionen bietet. Aber in seiner Kombination aus Funktionsvielfalt und Leistungsfähigkeit erfüllt Sharepoint 2010 den eigenen Anspruch, seinen Kunden eine Business-Plattform zu bieten.

Anders verhält es sich dagegen mit Microsofts Marketing-Versprechen, dass der Endanwender in die Lage versetzt werde, sich für seine Bedarfe mit Sharepoint selbst eine Arbeitsumgebung einzurichten. Auch wenn Sharepoint mit dem "Office User Interface" und seinen einfachen Konfigurationsfunktionen grundsätzlich die Möglichkeit hierzu bieten würde, ist die Funktionsvielfalt doch viel zu hoch und sind die Bedarfe zu unterschiedlich und zu komplex, als dass sich dies in der Praxis sinnvoll umsetzen ließe. Außerdem sprechen Governance-Gesichtspunkte dagegen, jedem Anwender einen mächtigen Werkzeugkasten an die Hand zu geben. In der Praxis hat sich bewährt, dass Spezialisten in den Unternehmen Anwendungen konzipieren, initial implementieren und anschließend an Power User übergeben.

SharePoint 2010 als WCM-Plattform entdeckt
SharePoint 2010
Migration auf SharePoint als Web-Content-Management-System: Der schwäbische Hersteller von Profiwerkzeugen, TTS Tooltechnic, konsolidierte alle internationalen Sites und Webshops auf .NET in einer SharePoint-Umgebung.
SharePoint 2010
Komfortable Editoren zum Erstellen von Inhaltsseiten: Den Redakteuren bei TTS Tooltechnic steht beim Erstellen von Inhalten in der SharePoint-Umgebung ein WYSIWYG-Editor mit integrierten HTML-Vorlagen zur Verfügung.
SharePoint 2010
Inhaltsmodule und redaktionelle Prozesse: Alle Vorlagen bei TTS Tooltechnic sind modular aufgebaut, verschiedene Teaser-Typen lassen sich im Editor per Drag-and-Drop einbauen.
SharePoint 2010
Beim Evonik-Konzern basiert das weltweite Intranet für 39.000 Mitarbeiter auf SharePoint. An 100 Standorten in 31 Ländern stehen lokalisierte Sites im identischen Design bereit - hier die deutsche Variante.
SharePoint 2010
Komplettes Redaktionssystem in SharePoint: 400 Redakteure arbeiten bei Evonik am weltweiten Intranet. Bei der Entwicklung der Arbeitsumgebung wurde auf Usability geachtet - hier ein Beispiel für Bildauswahl-Dialoge.
SharePoint 2010
Intuitive Bedienung der Editoren und Konfiguratoren im Evonik-Intranet: Die Redakteure können Seitenlayouts visuell anpassen, Module werden per Drag-and-Drop in die entsprechenden Seitenbereiche platziert.
SharePoint 2010
Das Gasag-Intranet bietet einfach zu bedienendes Workflow-Funktionen. Abteilungsleitern steht darüber hinaus ein Management-Cockpit zur Verfügung.

Sharepoint braucht Governance

Mit Windows Phone lassen sich Sharepoint-Funktionen über Apps leichter auf mobile Endgeräte bringen.
Foto: Campana & Schott

Der Funktionsumfang sowie die daraus resultierenden Einsatzmöglichkeiten machen eine eigene Governance für Sharepoint notwendig. Nur so lassen sich teure Informationssilos vermeiden und die Wartbarkeit gewährleisten. Das ist in vielen Unternehmen angekommen, so dass selten eine Sharepoint-Infrastruktur ohne entsprechende Regelwerke bereitgestellt wird. Allerdings fokussiert sich die Debatte häufig auf die technischen Funktionen. Anwendungsszenarien werden erst im Anschluss diskutiert, bereits getroffene grundsätzliche Festlegungen der Infrastruktur verhindern dann aber oft das Ausschöpfen der Potenziale.

Eine IT-Strategie zu Sharepoint als Ausgangspunkt aller Governance-Überlegungen fehlt häufig. Die Verantwortlichen sollten sich fragen: Welche grundlegenden Bedarfe und Szenarien sollen künftig auf Basis von Sharepoint erfüllt und realisiert werden? Die Ergebnisse dieser Überlegungen sollten die Basis einer Sharepoint-Governance und der Infrastrukturdiskussion sein - und nicht umgekehrt.

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Hier die Smartphone-Version der Website
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Ähnliches gilt für Listen, wie hier ein Mitarbeiterverzeichnis.
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Auch an Manager wurde gedacht - sie können auf ihrem iPad die anstehenden Aufgaben einsehen...
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Der mobile Zugriff auf - via My Site eingerichtete - Firmen-Blogs ist ebenfalls möglich.
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Auch auf dem Gerät gespeicherte Bilder können genutzt werden - sie werden auf iPad...
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und iPhone unterschiedlich...
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...aber in gleicher Weise brauchbar..
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und mit bester Ausnutzung des vorhandenen Raumes dargestellt.

Einsatzszenarien werden vielfältiger

Unternehmen haben mittlerweile verstanden, dass Sharepoint mehr als eine Art Web-basierende Dokumentenablage ist. Neben Collaboration-Portalen lassen sich häufig Web-Content-Management-Systeme für das Intranet und Applikationen zur Abbildung von Fachbereichsbedarfen im Kontext von Beantragungs-, Freigabe- und Reporting-Prozessen auf Basis von Sharepoint 2010 in den Unternehmen beobachten:

Verbesserungspotenziale für die nächste Version

Mit der Bedeutung, die Sharepoint 2010 als zentrale Plattform in Unternehmen mittlerweile erreicht hat, ergeben sich neben weiteren Optimierungen in Detailfunktionen auch neue Bedarfe. Effiziente Transportwege, um Anwendungen auf Basis von Sharepoint 2010 über die verschiedenen Systeme einer IT-Landschaft (Entwicklung, Test, Produktion) zu bewegen, werden beispielsweise in Zukunft gebraucht.

Microsoft muss daher verstehen, dass Sharepoint-Anwendungen einerseits zum Teil geschäftskritisch für Unternehmen sind. Andererseits ist es eine Stärke von Sharepoint, dass sich solche Anwendungen in einem hohen Maß rein mittels Konfiguration beziehungsweise mit einem geringen Anteil an Programmierung bereitstellen lassen. Heutige Transportwege, die zwar programmatisch erstellte Bestandteile unterstützen, bei konfigurierten Komponenten jedoch manuelle Eingriffe erfordern, sind zu wenig.

Auch hinsichtlich der Migration von einer alten auf eine neue Sharepoint-Version muss Microsoft noch nachlegen. Unternehmen haben viel in Sharepoint investiert und tun das weiterhin. Der Anspruch an reibungslose Migrationsverfahren wird wachsen. (ba)