Ausbau des Near- und Offshorings

Service-Provider lagern aus

05.10.2010 von Joachim Hackmann
Die deutschen IT-Dienstleister betreiben zunehmend Near- und Offshore-Services.
Quelle: Lünendonk GmbH
Foto: Lünedonk

Die Globalisierung fordert hiesige Service-Provider heraus. Um Personalkosten zu sparen, werden daher zunehmend Entwicklungs- und Wartungsarbeiten in Niedriglohnländern ausgeführt, beispielsweise in Osteuropa oder Asien. Das hat eine Befragung der Lünendonk GmbH unter IT-Service-Anbietern ergeben. Demnach haben 41 Prozent der Teilnehmer Near- und Offshore-Dienste in das Portfolio integriert. 32 Prozent gaben an, keine Services aus dem Ausland zu beziehen.

Das Gros der Firmen mit Nearshore- und Offshore-Kapazitäten vertraut auf eigene Niederlassungen im Ausland (67 Prozent), etwa in Form von Tochter- oder Schwestergesellschaften. 13 Prozent haben Partnerschaften abgeschlossen oder arbeiten mit anderen Dienstleistern zusammen. 20 Prozent verfügen sowohl über eigene als auch über externe Kapazitäten.

"Der Anteil ausgelagerter Dienstleistungen ist noch nicht besonders hoch. 2009 betrug er 11,5 Prozent vom Projektumsatz", erläutert Thomas Lünendonk, Inhaber der Lünendonk GmbH, das Ergebnis. "Doch das wird sich ändern. Noch im Jahr 2010 soll der Anteil auf zwölf Prozent steigen, mittelfristig, also bis zum Jahr 2015, wollen die Befragten 15,5 Prozent erreichen."

Konkurrenz der Offshore-Regionen
Indien: Trend- und Taktgeber
Indien ist Pionier sowie Trend- und Taktgeber im Offshore-Markt. Doch das Land muss sich neuer Konkurrenz erwehren, denn Offshore-Services lassen sich weitgehend ortsunabhängig beziehen. Längst haben auch andere Länder das Geschäft entdeckt und bieten IT-Dienste an.<br/><br/> (Foto: T.Gründer)
Malaysia: Der Staat fördert die IT
Als Konkurrenz für Infrastrukturservices hat sich seit geraumer Zeit Malaysia positioniert. In Cyberjaya, einem staatlich eingerichteten IT-Park vor den Toren von Kuala Lumpur, haben sich vorwiegend Data-Center-Betreiber angesiedelt. Sie bieten von dort aus ähnliche RZ-Dienste an wie die Provider in Singapur, allerdings in der Regel zu etwas günstigeren Bedingungen.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer
Dubai: Teueres Pflaster
Dubai startete vor wenigen Jahren mit der Gründung der Dubai Internet City in das Geschäft mit IT-Offshoring. Der Wüstenstaat vergibt für die Ansiedlung in dem Industriepark Lizenzen an internationale IT-Dienstleister. Die in den Emiraten für den globalen Markt betriebenen Services ranken sich vornehmlich um die IT-Infrastruktur und das Projekt-Management.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer
Südafrika: Gute Voraussetzungen, wenig Ertrag
Die gleiche Zeitzone wie Mitteleuropa und eine enorme Sprachenfülle sind eigentlich ideale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Offshore-Standort, doch bislang konnte Südafrika seine guten Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Das Land kommt kaum über den Betrieb von einfachen Call-Center-Services etwa für amerikanische Banken hinaus. Nach wie vor behindern große Bildungsunterschiede, ein aus historischen Gründen teilreglementierter Arbeitsmarkt sowie eine schwache IT-Branche die Entwicklung der Offshore-Industrie.<br/><br/> Foto:Torsten Gründer
Fundierte Standortwahl
Torsten Gründer: "Die Zahl der IT-Offshore-Standorte nimmt weiter rasch zu. Nicht alle lokalen Anbieter sind indes reif genug, um IT-Dienste für Anwender betreiben zu können. Die Offshore-Dienstleister unterscheiden sich erheblich, so dass Unternehmen, die IT-Services aus entfernten Regionen nutzen möchten, sich intensiv informieren sollten. Der Entscheidung sollte eine detaillierte Nutzenanalyse und eine fundierte Standort- und Dienstleisterwahl vorausgehen. Unbedingt dazu gehört ein Besuch vor Ort."

Steigender Preisdruck

Lünendonk bat die befragten Unternehmen zudem um eine Einschätzung darüber, anhand welcher Kriterien Anwender ihre Kaufentscheidungen fällen. Neun Auswahlmöglichkeiten gaben die Marktforscher vor. Wenig überraschend erachten die meisten den Preis beziehungsweise das Preis-Leistungs-Verhältnis als besonders wichtig (62 Prozent). Dieser Wert ist gegenüber dem Vorjahr, als 50 Prozent der Teilnehmer die Kosten als entscheidendes Merkmal bezeichneten, bemerkenswert gestiegen. Firmenchef Lünendonk führt dies auf den durch die Wirtschaftskrise verursachten Kostendruck zurück. Weitere wichtige Kriterien sind Erfahrung und Referenzen sowie die Fachkompetenz des Anbieters (jeweils 48 Prozent). (jha)