Durchblick im CPU-Dschungel

Server-Prozessoren von Intel und AMD

15.07.2012 von Klaus Hauptfleisch
Regelmäßig werfen Intel und AMD neue Server-Prozessoren mit oft kryptisch scheinenden Codenamen auf den Markt. So behalten Sie den Überblick.
Auf eine Strukturverkleinerung oder ein Tick folgt bei Intel immer eine neue Mikroarchitektur oder ein Tock.
Foto: Intel

Tick-Tock macht es bei Intel seit 2007 praktisch nur noch: Penryn, Westmere, Ivy Bridge, Broadwell und Skymont sind jeweils der Tick in Richtung immer feinerer Strukturgrößen der Chips (Die Shrink), angefangen von der 45- bis hin zur künftigen 10-Nanometer-Fertigung. Dem folgt meist ein bedeutsameres Tock, nämlich die Einführung einer neuen Mikroarchitektur: von Core über Nehalem und Sandy Bridge bis hin zu Haswell und Skylake, letztere beide noch Zukunftsmusik.

Hinzu kommen weitere Codenamen für die Plattformen, Motherboards, die Chipsätze und andere Komponenten, so dass man schier den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. AMD hat, wie es scheint, etwas mehr Ordnung ins System gebracht, wartet aber ebenfalls mit einer Reihe eigener Codenamen auf. Die folgende Marktübersicht soll etwas Licht in den Server-CPU-Dschungel der beiden so ungleichen Anbieter bringen. Dabei konzentriert sich der Artikel auf x86- und IA-64-Prozessoren. RISC- und andere CPUs für Midrange- und Highend-Server werden nicht behandelt, wohl aber Intels Itanium, auch wenn die Zukunft der Hochleistungsarchitektur für die „Post-RISC-Ära“ angesichts des Streits zwischen Oracle und HP ungewiss scheint.

15 praktische CPU-Tools
AMD Overdrive
Mit AMD Overdrive können Sie die Komponenten Ihres AMD-Systems übertakten, aktuelle Einstellungen überprüfen und mittels Benchmarks und Stabilitätstests austesten.
CPU-Z
Die Freeware CPU-Z durchleuchtet Ihre CPU und verrät Ihnen nicht nur die Bezeichnung, sondern auch wesentliche Informationen wie Code Name, Taktrate, Stepping und Revision.
CPU Calc
Wer seinen Rechner übertaktet, lebt gefährlich. Denn nur mit den richtigen Werten arbeitet das System auch im schnelleren Modus zuverlässig und absturzfrei. CPU Calc berechnet anhand der Prozessor- und Speicherangaben, welche Werte Sie wofür wählen müssen.
Notebook Hardware Control
Mit dem englischsprachigen Tool kontrollieren Sie, mit welcher Taktrate und Spannung eine Notebook-CPU bei einer bestimmten Auslastung arbeitet.
CPUuse
Vor allem für Software-Entwickler soll CPU Use interessant sein. Das Tool bietet über einen Schieberegler die Möglichkeit, den Hauptprozessor mehr oder weniger stark zu belasten. Praktisch etwa, um die Geschwindigkeit von Anwendungen auf schwächeren Systemen zu simulieren.
CPU Speed Adjuster
Das Tool drosselt die CPU-Leistung des Rechners. So können Sie etwa betagte Spiele auch auf aktuellen Rechnern betreiben, die dafür zu schnell sind.
CpuIdle Extreme
Bei vielen Anwendungen dreht die CPU die meiste Zeit Däumchen - bei vollem Arbeitstakt. CPU Idle Extreme versetzt Ihre CPU in solchen Fällen in den Ruhemodus. Dadurch sparen Sie Strom, senken die Temperatur und verlängern die Lebensdauer.
RightMark CPU Clock Utility
RightMark Clock Utility hilft der CPU Strom zu sparen und senkt die Wärmeabgabe. Haben Sie einen temperaturgesteuerten CPU-Lüfter, vermindern Sie zudem die Lärmentwicklung.
WCPUID
WCPUID verrät Ihnen nicht nur alle technischen Daten der CPU, sondern liefert auch Infos zum Chipsatz, den PCI-Geräten und dem System.
CPU-Control
Mit CPU-Control können Sie die Prozesszuweisung bei Doppelkernprozessoren einstellen. Sie können bestimmte Programme gezielt auf einem ausgewählten Prozessor laufen lassen und ein anderes eben auf dem zweiten Prozessor.
CPUCooL
Die Shareware CPUCooL überwacht die CPU-Temperatur und -Lüfterdrehzahl sowie bei zahlreichen Platinen auch die Spannungsversorgung des Hauptplatinen-Chipsatzes.
Hot CPU Tester
Der Stabilitätstest checkt Ihre CPU und alle anderen entscheidenden Funktionen der Hauptplatine.
SpeedFan
Die Freeware SpeedFan liest die Spannungs- und Drehzahlwerte Ihres CPU-Lüfters. Drei Temperaturwerte (CPU, Mainboard, Netzteil) können mit SpeedFan ausgelesen werden.
pcwCPUInfos
Mit unserem Tool pcwCPUInfo können Sie herausfinden, welche Funktionen bei Ihrer CPU tatsächlich aktiv sind.
WebTemp
WebTemp zeigt Ihnen aktuelle Systemdaten über Ihren Rechner an, wie beispielsweise die Spannungen und Lüfterdrehzahlen, sowie CPU- und Speicherauslastung.

Kleiner Rückblick Intel Xeon und AMD Opteron

Xeon DP Nocona mit Prescott-Core brachte 2004 schon Taktfrequenzen von bis zu 3,6 GHz.
Foto: Intel

Dies soll kein historischer Abriss werden, aber technologisch sei hier doch ein kleiner Rückblick auf die jüngere Vergangenheit erlaubt. Nachdem Intel 1998 mit Pentium II Xeon Drake, damals noch auf Basis der 250-nm-Fertigung, die ersten Xeon-Prozessoren vorgestellt hatte, sah es fast so aus, als würde AMD dem Marktführer das x86-Server-Segment ganz allein überlassen. Erst 2003 hatte der ewige Zweite mit Opteron eine Antwort parat und dazu noch eine höchst veritable - weg von der Kopierleistung, wie Intel als einstiger Lizenzgeber früher oft unterstellte.

Denn schon der erste K8-basierte Opteron mit Codenamen Sledgehammer (130 nm) beinhaltete zwei wesentliche Features, die Intel erst Jahre später, wenn auch in abgewandelter Form, aufgegriffen hat: Das erste war die 64-Bit-Unterstützung aus der AMD64-Mikroarchitektur, die Intel unter der Bezeichnung Intel 64 (Codename Clackamas) erst 2004 in die NetBurst-Architektur integriert hat. Das zweite ist HyperTransport (HT), eine sehr schnelle Punkt-zu-Punkt-Verbindung für die Kommunikation zwischen Prozessoren untereinander und dem Chipsatz, die bei Intel erst 2008 mit Einführung der Core-i7-Prozessoren oder Nehalem-Architektur unter dem Begriff QuickPath Interconnect (QPI) den Front Side Bus (FSB) ablöste.

Neue „Bus“-Raten für Xeon-CPUs

Mit dem Ablösen des FSB gab es ab sofort für die Xeons auch eine neue Angabe für die Transferrate: Statt zum Beispiel FSB 1600 galt plötzlich eine die Zahl der Leitungen (Lanes) mit einbeziehende GT/s (Gigatransferrate pro Sekunden). AMD gibt die „Bus“-Rate oder den HT-Takt teils immer noch mit beispielsweise 1.000 oder 2.400 MHz an. Erst mit der aktuellen Bulldozer-Architektur kamen auch Angaben in GT/s oder HT 1.0, HT 2.0, HT 3.0 und HT 3.1, was übersetzt etwa 800 MHz bis 3,2 GHz entspricht oder einer maximalen Bandbreite von 12,8 GB/s bis 51,2 GB/s oder 2 GT/s bis 6,4 GT/s pro Lane.

Intels Fahrplan für Server und Workstations

6) Intels aktuelle Server- und Workstation-Roadmap lässt für Itanium schon Poulson und Kittson anklingen.
Foto: Intel

Immer wieder gewährt Intel Einblicke in sogenannte Roadmaps. Im neuen Fahrplan für 2012 tauchen für Server wie Workstations wieder Codenamen für neue Plattformen auf, wobei Boxmoro zum Beispiel für einen Chipsatz steht. Gemeint ist der Intel-Chipsatz 7500 mit skalierbarem Pufferspeicher für Server mit bis zu acht Sockeln. Unterstützt wird dieser von den Nehalem-EX-Prozessoren der Xeon-Serien 6500 und 7500, von der Westmere-EX-Serie Xeon E7 (8800, 4800 und 2800) und von den aktuellen und kommenden Itanium-Prozessoren mit Codenamen Tukwila (Itanium 9300 Series) und Poulson. Letzterer markiert im Itanium-Bereich den Wechsel von der 65- zur 32-nm-Fertigung und soll mit bis zu acht Kernen 3,1 Milliarden Transistoren aufweisen. Die Kompatibilität mit der 9300-Serie, 54 MB On-Die-Cache und 33 Prozent mehr Bandbreite durch verbesserte QPI- beziehungsweise „Bus“-Raten sollen weitere Argumente für den Itanium-Umstieg auf Poulson sein. Die Ankündigung war im Februar 2011, der Lauch ist noch im zweiten Quartal 2012 geplant.

Xeon-CPUs: Zeitversatz von einem Jahr und mehr

In der Regel ist bei Xeon-Prozessoren schon mit einem Zeitversatz von etwa einem Jahr zu rechnen, bevor neue Verarbeitungstechniken aus dem PC-Bereich hier Einzug halten, klammert man Modelle für Einzelsockelsysteme aus. So kam es, dass Intel im April 2011 kurz nach Einführung von Sandy Bridge auf Basis der 32-nm-Fertigung im Desktop-Bereich mit der E3-1200-Serie als Einstiegs-Server-CPUs unter dem immer noch aktuellem Codenamen Bromolow auch erste entsprechende Xeon-Prozessoren auf den Markt brachte. Bei Itanium dauert es meist noch sehr viel länger, bis feinere Strukturbreiten umgesetzt werden.

Romley schließlich setzt als Server- und Workstation-Plattform auf die Chipsätze der C600-Serie mit Codenamen Patsburg auf. Mit Canoe Pass werden entsprechende Zweisockel-Motherboards benannt, die mit Sockel R (LGA 2011) Xeon-CPUs der neuen E5-2600-Serie (Codename Jaketown, die meisten bis Redaktionsschluss noch nicht auf dem Markt) unterstützen. Lange vorher schon angekündigt, sind die neuen E5-Prozessoren mit Codenamen Sandy Bridge-E für Einsockelsysteme und Sandy Bridge-EP mit zwei bis acht Kernen für 1P-, 2P- und 4P-Server erst auf der CeBIT 2012 offiziell eingeführt worden. P steht dabei für die Zahl der Prozessoren oder Sockel auf einem Board.

Xeon Ivy Bridge-CPUs schon für 2012 erwartet

1) So sehen die Tri-Gate-Transistoren von Intels 22-nm-Technologie mit Codenamen Ivy Bridge aus.
Foto: Intel

Noch in diesem Jahr sollen laut Intel-Plan auch schon die ersten Server-CPUs auf Basis der 22-nm-Fertigung folgen, die unter dem Codenamen Ivy Bridge mit zwei bis vier Kernen gerade erst Ende April 2012 für den Desktop-Einsatz lanciert wurden und auf der Computex im Juni Teil einer breit angelegten Notebook- und Ultrabook-Kampagne werden sollen. Man kann aber davon ausgehen, dass die ersten entsprechenden Xeon-Prozessoren zunächst als 1P-Lösung, sprich für Einsockel-Systeme, ins Rennen gehen werden. Denn auch die bis drittes Quartal 2012 gültige aktuelle Roadmap siedelt Ivy Bridge im Xeon- und Itanium-Bereich eher 2013 oder später an.

Darauf aufbauend soll sich bei den künftigen Itanium-Prozessoren mit Codenamen Kittson auch der Wechsel zur 22-nm-Fertigung vollziehen, wenn Intel und der Markt über den Streit zwischen Oracle und HP als einzigem namhaften Großabnehmer nicht irgendwann die Lust an Itanium verlieren. Denn ein Verlustgeschäft soll der Bereich allemal sein. Und wenn HP Itanium fallen lässt, ist für alle Seiten Schluss damit.

Leistungs- und Effizienzsprünge mit Intel Sandy Bridge

Intels E7-Wafer aus dem Westmere-EX-Stall.
Foto: Intel

Sandy Bridge, im Januar 2011 vorgestellt, ist zwar im Tick-Tock-Modell von Intel ein Tock, im eigentlichen Sinne aber keine wirklich neue Generation, sondern mehr eine Weiterentwicklung der Core- und Westmere-Mikroarchitekturen, die sogar noch Teile von NetBurst beinhaltet. Ursprünglich unter dem Codenamen „Gesher“ (für Hebräisch „Brücke“) bereits 2006 angekündigt, wurde hier die Pipeline, anders als bei Nehalem, wieder verkürzt. Wesentliche Neuerung der „Intel-Core-Prozessoren der zweiten Generation“, wie Westmere auf 32-nm-Basis gefertigt, war aber, dass erstmals die GPU (Graphics Processing Unit) und der Speichercontroller mit der CPU auf einem Chip integriert wurden. Deshalb hat Sandy Bridge mit dem Versprechen von mehr Grafik- und Multimedialeistung vor allem im Consumer-Segment eingeschlagen. Die ersten entsprechenden Xeon-Prozessoren der E3-1200-Serie kamen mal mit, mal ohne integrierte GPU.

Ausgewählte Intel-Prozessoren der Xeon-Familie ab Nehalem

Modell

Kerne

Frequenz bis Turbo max.

L3-Cache

max. TDP

I/O-Bus (QPI)

Xeon 5000-Series Jasper Forest (45 nm ) auf Nehalem-Basis und Sockel 1366 (Febr. 2010)

EC5549

4

2,53-2,933 GHz

8 MB

85 W

5,86 GT/s

LC5518

4

1,73-2,133 GHz

8 MB

48 W

4,80 GT/s

Xeon E7 Westmere-EP (32 nm) auf Sockel 1366 (März 2010-Febr. 2011)

L5630

4

2,13-2,4 GHz

12 MB

40 W

5,86 GT/s

X5690

6

3,46-3,73 GHz

12 MB

130 W

6,40 GT/s

Xeon E7 Westmere-EX (32 n) auf Sockel 1567 (Apr. 2011)

E7-8870

10

2,4-2,8 GHz

30 MB

130 W

6,40 GT/s

E7-8876L

10

2,13-2,533 GHz

30 MB

105 W

6,40 GT/s

Xeon E5 Sandy Bridge-EP (32 nm) auf Sockel 2011 (März 2012)

E5-2667

6

2,9-3,5 GHz

20 MB

130 W

8,0 GT/s

E5-2650L

8

1,8-2,3 GHZ

20 MB

70 W

8,0 GT/s

Sandy Bridge-EP: Serie E5-2600

Vor allem mit Blick auf Leistung und Energieeffizienz kann man bei Sandy Bridge schon von einem großen Sprung nach vorn sprechen. Mit bis zu acht Kernen und 20 MB Cache, integriertem PCI Express (PCIe) 3.0, bis zu vier DDR3-Kanälen mit 1.600 MHz und Intel Turbo Boost 2.0 sollen die E5-Prozessoren gegenüber den X5-Vorgängern der 5600-Serie bis zu 80 Prozent mehr Leistung bei gleichem Stromverbrauch bieten. Hinzu kommen verbesserte Security-Features und eine bis zu 4,6-fache Schreib-/Lesebandbreite mit PCIe 3. Und natürlich HyperThreading für Prozessoren und Chipsätze, die HT-Technologie unterstützen, nicht zu vergessen. Diese wird bei Itanium Poulson oder der künftigen Boxmoro-MC-Plattform durch Dual-Domain Multi-Theading-Support noch erweitert. Eine sogenannte Intel Advanced Vector Extension soll es zudem bis zu einer Verdoppelung der Gleitkomma- oder Vektorberechnung bringen. Zunächst mit der E5-2600-Familie für Zweisockelsysteme (Sockel 2011) verfügbar, werden später mit der E5-4600-Serie auch Viersockel-CPUs folgen. Unterstützt werden je nach DIMMs bis zu 768 GB RAM.

CPU-Architektur Haswell: Der nächste große Wurf?

Haswell soll, wie Ivy Bridge 22-nm-basierend, den nächsten wirklich großen Wurf oder ein extra lautes Tock darstellen und in Folge mit Broadwell auch schon den Wechsel zur 14-nm-Fertigung einläuten. Das Besondere an Ivy Bridge ist, dass Intel hier erstmals dreidimensionale oder sogenannte Tri-Gate-Transistoren einsetzt. Bei Haswell soll sich, darauf aufbauend, die Grafikleistung noch einmal deutlich steigern. Die für den Serverbereich wesentliche Neuerung von Haswell wird jedoch Transactional Memory sein, wovon vor allem Multi-Threading-Anwendungen profitieren sollen. Vereinfacht ausgedrückt, soll der Speichercontroller, der seit den ersten Core i7 im Prozessor integriert ist, vor allem die Speicherzugriffe beim Schreiben besser koordinieren, so auch für einzelne oder mehrere Threads.
Auf Haswell und Broadwell mit einem Wechsel zur 14- nm-Technik sollen im Laufe der nächsten zwei Jahre Skylake und der Skymont folgen und damit der nächste Schritt zur 10-nm-Verarbeitung (je nach Quelle auch 11 nm). Wie lange sich die Strukturverkleinerung auf Silizium-Basis noch fortsetzen lässt, wird sich zeigen.

AMD Opteron, die Vierte

In der Chronologie der Server-Prozessoren hinkt AMD dem großen Konkurrenten Intel in Sachen Verfeinerung der Strukturdichte meist etwa ein Jahr hinterher. So geschehen auch bei AMD FX alias Bulldozer als Antwort auf Intels Westmere mit Wechsel zur 32-nm-Fertigung. Dabei sind die neueren Opteron-Prozessoren mit zunächst maximal 12 Kernen, dann maximal 16 Kernen, durchaus attraktiv für Rechenzentren. Das gilt insbesondere auch für die Preise.

Mit dem ersten Hexa-Core- oder Sechskernprozessor unter dem Codenamen Istanbul, noch in 45-nm-Fertigung, läutete AMD für Opteron die vierte Generation mit 1,8 bis 2,8 GHz ein. Mit HyperTransport 3.0 oder einer HT-Frequenz von generell 2,4 GHz sind dies schon sehr leistungsstarke Prozessoren, und das bei einer im Vergleich zur Vorgängerversion gleich gehaltenen TDP von 60 bis 137 W.

AMD: Auf dem Weg zu Dodeka- oder 12-Kern-Prozessoren

In der fünften Opteron-Generation setzte AMD mit Magny-Cours schon zum Sprung zu den ersten Dodeka-Core- oder Zwölfkernprozessoren an. Genauer handelt es sich bei Magny-Cours-Modellen um zwei native Hexa-Core- oder Sechskernprozessoren mit Codenamen Lisbon auf einem Multi-Chip-Modul. Lisbon selbst ist als Istanbul-Ableger mit neuem Sockel C32 im Mai 2010 erst ungefähr einen Monat später eingeführt worden als die ersten Zwölfkerner. In weniger als einem Jahr wurden bis Mitte Februar 2011 acht dieser auf Sockel G34 aufsetzenden 12-Kern-Prozessoren der Modellnummern 6164 bis 6180SE lanciert, wobei der Prozessortakt von 1,7 bis 2,5 GHz ständig stieg. HT 3.1 oder eine HT-Frequenz von 3,2 GHz und die Northbridge mit 1,8 GHz schneller Speicheranbindung sind geblieben. Auch an der mit Shanghai aufgerollten 45-nm-Fertigung (AMD K10.5 mit Codenamen Hydra) hat sich bis dahin nichts geändert.

Bulldozer und die sechste Opteron-Generation

Bis zu 16 Kerne auf einem Multi-Chip-Modul bietet AMDs neue Opteron-Serie 6200.
Foto: Intel

Den Wechsel zur 32-nm-Fertigung oder zur Bulldozer-Mikroarchitektur mit 32-nm-Fertigung brachten mit einigem Zeitversatz zu Intel im November 2011 die 6- und 8-Core-Prozessoren mit Codenamen Valencia und die 4- bis 16-Kern-Vettern Interlagos, wobei auch hier der Trick mit den Multi-Chip-Modulen angewandt wurde. Valencia bietet auf einem Die (Chip) vier Bulldozer-Module, bei einigen Modellen sind allerdings nur drei aktiv geschaltet, womit diese nur als Hexa-Core-Prozessoren kommen, die Modelle ab 4256EE mit 1,6 GHz bis 2,8 GHz mit AMD Turbo Core und einer TDP von nur 35 Watt weisen dagegen acht Kerne auf.

Spitzenmodell der Valencia-Reihe ist der 4284 mit 2,9 GHz bis 3,7 GHz mit Turbo Core. Je Modul werden mit Prozessortakt 2.048 KB L2-Cache unterstützt. Der L3-Cache in der Northbridge ist mit 8 GB ebenfalls sehr großzügig, so auch der HT-Port mit 6,4 GT/s (man beachte die geänderte Angabe). Von Valencia unterstützt wird DDR3-SDRAM bis PC3-12800 mit zwei Speicherkanälen je Sockel. Bei Interlagos sind es vier Speicherkanäle pro CPU-Sockel. Turbo Core fällt beim Modell 6204 mit vier Kernen und einem Prozessortakt von 3,3 GHz weg. Alle anderen vom Modell 6212 aufwärts bieten es. Mit 16 Kernen wurden im November schon fünf Modelle eingeführt, angefangen vom 6262HE mit 1,6 GHz bis 2,9 GHz (Turbo Core) und einer TDP von 85 Watt. 2,6 bis 3,3 GHz (Turbo Core) unterstützt das Spitzenmodell 6282SE mit einer verzeihlichen TDP von 140 Watt angesichts von 16 Kernen.

Ausgewählte AMD-Prozessoren der Opteron-Familie ab K10

Modell

Kerne

Frequenz bis Turbo max.

L3-Cache

max. TDP

HT (I/O-Bus)

AMD Opteron Serie 4100 Lisbon (45 nm) auf Sockel C32 (Mai 2010)

4180

6

2,6 GHz

6 MB

95 W

6,4 GT/s

4164EE

6

1,8 GHz

6 MB

35 W

6,4 GT/s

AMD Opteron Serie 6100 Magny-Cours (45 nm) auf Sockel G34 (Febr. 2011)

6176

12 (2x6)

2,3 GHz

12 MB

115 W

6,4 GT/s

6164 HE

12 (2x6)

1,7 GHz

12 MB

85 W

6,4 GT/s

AMD Opteron Serie 6200 Valencia auf Bulldozer-Basis (32 nm) und Sockel C32 (Nov. 2011)

4226

6

2,7-3,1 GHz

8 MB

95 W

6,4 GT/s

4256EE

8

1,6-2,8 GHz

8 MB

35 W

6,4 GT/s

AMD Opteron Serie 6200 Interlagos auf Bulldozer-Basis (32 nm) und Sockel G34 (Nov. 2011)

6262HE

16 (2x8)

1,6-2,9 GHz

2 x 8 MB

85 W

6,4 GT/s

6282SE

16 (2x8)

2,6-3,3 GHz

2 x 8 MB

140 W

6,4 GT/s

Was bringt die Opteron-Zukunft?

5) In der Plattform-Strategie von AMD geht es mit Piledriver im Highend nach Abu Dhabi, im Einstieg- und Midrange-Segment nach Delhi und Seoul.
Foto: AMD

Piledriver wurde die zweite Bulldozer- oder Modular-Core-Mikroarchitektur von AMD getauft. Diese soll im Desktop- oder Notebook-Bereich 15 bis 20 Prozent mehr Leistung bringen. Die entsprechenden Server-CPUs für die 1P-, 2P- und 4P/8P-Serien Opteron 3000, 4000 und 6000 tragen die Codenamen Delhi, Seoul und Abu Dhabi, sollen noch 2012 auf den Markt kommen und auf die bekannten Sockel G34, C32 und AM3+ aufsetzen. Vorher angekündigte 10- und 20-Core-CPUs mit Codenamen Sepang und Terramar hat AMD Anfang des Jahres gestrichen, vorerst zumindest. So auch die Einführung von PCIe der dritten Generation, bis der Markt reif sei für so eine Highend-Technologie, wie es damals hieß.

So sieht AMD die Opteron-Zukunft von Bulldozer bis Excavator.
Foto: AMD

Die dritte und vierte Generation der Modular-Core-Architektur soll als Steamroller und Excavator mehr Parallelisierung und noch mehr Leistung bieten. Anders als Intel wird AMD nicht gleich zur 22-nm-Fertigung übergehen, sondern zunächst von der 32- zur 28-nm-Technologie.

SeaMicro macht AMD zum Intel-Distributor

Mit Erwerb des kalifornischen Startup-Unternehmens SeaMicro, Hersteller von Multi-Prozessor-Systemen, wird AMD übrigens auch zum Anbieter von Servern mit Intel-Prozessoren. Denn die Extreme Low Voltage Server wie der SM10000-64HD arbeiten mit bis zu 768 (64-Bit-) Atom-CPUs, das Modell SM10000-XE mit 64 Xeon-Prozessoren auf Sandy-Bridge-Basis. Im Laufe des Jahres will AMD auch Opteron-Prozessoren einfließen lassen, wohl auch, um von der Schmach wegzukommen, bei SeaMicro auf Intel angewiesen zu sein. Vor der Übernahme wurden für 2014 überdies bereits Modelle mit ARM-Prozessoren angekündigt.

Fazit

Die CPU-Entwicklung bei Intel und AMD geht rasant weiter. IT-Verantwortliche und -Hersteller werden sich wohl künftig noch mehr Codenamen für Prozessoren, Plattformen und Komponenten wie Chipsätze und Mainboards einprägen müssen. Daneben bieten sowohl Intel als auch AMD in ihrer Nomenklatur auch Nummernsysteme an. Wer die versteht wird bald dahinterkommen, dass die meist aus vier Ziffern und einigen Buchstaben bestehenden Codes keine Zahlenmystik sind. Vielmehr geben sie Aufschluss über den Generationsschritt, die Zahl der Sockel und die Leistung. (wh)