Green CIO Award

Server-Konsolidierung spart Kosten und Energie

09.04.2009 von Wolfgang Herrmann
Mit einer umfassenden Server- und Storage-Konsolidierung senkte der CIO der Alphaform AG den Energieverbrauch und reduzierte den Raumbedarf für die IT-Infrastruktur.

Auf eine Zahl ist Kai Fahr, IT-Leiter der Alphaform AG, besonders stolz. In nur 1,3 Jahren hätten sich die Investitionen in eine neue Server- und Speicherinfrastruktur rentiert, berichtet er. Doch das alleine hätte wohl kaum gereicht, um den Green CIO Award des Marktforschungs- und Beratungshauses Experton Group im Bereich Server einzuheimsen. Der Energiebedarf des kleinen aber feinen Data Center sank nach der Umstellung um 39 Prozent, zugleich benötigt das Unternehmen 60 Prozent weniger Platz für die zentralen Server- und Storage-Systeme.

IT-Leiter Fahr: "Das Problem sind doch die überdimensionierten Business-Anwendungen, die viel zu viel IT-Ressourcen verbrauchen."

Bis zum Jahr 2007 nutzte Alphaform, ein Komplettanbieter im Bereich Rapid Prototyping und Kleinserien, rund 14 dezentrale x86-Server unter Windows und Linux. "Die Hardware war veraltet", beschreibt der IT-Chef die Ausgangslage. "Wir standen vor der Frage, ob wir wieder eine klassische Server-Infrastruktur aufsetzen oder voll auf Virtualisierung und konsolidierte Systeme setzen." Nach einer gründlichen Prüfung, für die das Unternehmen aus Feldkirchen bei München einen lokalen IT-Dienstleister ins Boot holte, fiel die Entscheidung zugunsten der letzteren Variante. Fahr setzte dabei nicht etwa auf Pilotprojekte für bestimmte Teilbereiche der IT sondern machte gleich Nägel mit Köpfen: "Wir haben alles, was nicht niet- und nagelfest war, virtualisiert." Dazu gehörten auch das ERP-System von ProAlpha, das Data Warehouse und die zentrale Progress-Datenbank. Vor knapp zwei Jahren noch galt diese Entscheidung unter Experten durchaus als mutig. Nicht wenige hegten Bedenken, beispielsweise geschäftskritische Datenbanken auf virtualisierten Systemen zu betreiben.

Server-Virtualisierung

Heute arbeiten statt der dezentralen Rechner nur noch vier Sun-Server vom Typ SunFire X4200 im Data Center der Oberbayern. Die Rechner sind mit jeweils zwei Opteron-CPUs von AMD und 32 GB Arbeitsspeicher bestückt. In Sachen Virtualisierung setzt Fahr auf den ESX-Server der EMC-Tochter VMware. Dieser besitzt einen eigenen Kernel, der um Linux-Treiber erweitert wurde. Ein Storage Area Network (SAN) installierte Alphaform auf der Basis von Platten- und Bandspeichersystemen von Sun. Dabei kamen vor allem Systeme der einst von Sun übernommenen Firma Storagetek zum Einsatz. Auch die rund 70 Desktop-PCs hat IT-Leiter Fahr virtualisiert. Ihre Rolle übernahmen virtuelle Instanzen auf den Servern; die Endbenutzer sehen Windows XP als Betriebssystem. Herkömmliche PCs sind für Alphaform damit passé. Fahr setzt stattdessen auf schlanke "Zero Software Clients" des kalifornischen Anbieters Panologic, die gänzlich ohne eigene Programme auskommen.

"Die Budgetfrage war damals noch nicht kritisch", räumt der IT-Manager ein. Dennoch können sich die Ergebnisse sehen lassen. Für die komplette Server-Migration benötigte das Team lediglich drei Monate. Die Desktop-Virtualisierung dauerte in einem zweiten Schritt ebenfalls drei Monate. Das Finanzvolumen für die virtualisierten Server und die Speicher inklusive SAN und Backup lag bei rund 140.000 Euro; die Desktop-Erweiterung schlug mit weiteren 70.000 Euro zu Buche.

"Für die x86-Architektur sprach eindeutig der Preis", erläutert Fahr. Klassische Risc-Unix-Server, wie sie gerade in konsolidierten Umgebungen häufig genutzt werden, kamen für ihn nicht in Frage: "Das hätte bedeutet, mit Kanonen auf Spatzen zu schießen." Als klassischer Mittelständler mit rund 210 Mitarbeitern habe sein Unternehmen ohnehin Berührungsängste mit größeren Risc-Unix-Maschinen. Zur Zukunft der Rechnerboliden, die durch die stetig wachsende Popularität von x86-Servern in Bedrängnis geraten sind, hat er eine klare Meinung: "Das Problem sind doch die überdimensionierten Business-Anwendungen, die viel zu viel IT-Ressourcen verbrauchen. Wenn irgendwann der Applikationswahnsinn mit riesigen Systemen wie SAP beendet wird, braucht man auch keine großen Risc-Unix-Server mehr im mittelständischen Umfeld."

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