Selbst Manager schludern beim Anschreiben

29.04.2005
Ob Berufseinsteiger oder Profi - Fehler in den Bewerbungsunterlagen vermasseln die Chancen auf einen interessanten Job.

Hier lesen Sie ...

  • wie Berufsanfänger und erfahrene Manager in Bewerbungsschreiben patzen;

  • was Unternehmen von Kandidaten erwarten;

  • wie sich Stellensuchende vorbereiten sollten.

Vom verlockenden Stellenangebot bis zum unterschriebenen Arbeitsvertrag warten auf Bewerber zahlreiche Hürden; eine davon scheint mangelnde Sorgfalt und Fantasielosigkeit zu sein. Oft können sich weder begabte Hochschulabsolventen mit hervorragenden Zeugnissen noch gestandene Manager mit reichlich Berufserfahrung ihrem zukünftigen Arbeitgeber gegenüber ins rechte Licht rücken. Die Unternehmensberatung von Rundstedt und Partner aus Düsseldorf befragte 1000 Geschäftsführer, Personalleiter und -referenten aus unterschiedlichen Branchen nach ihren Erfahrungen und entdeckte ähnliche Fehler von Anfängern und Profis.

"Viele Menschen sind sich nicht klar darüber, dass sie mit ihrer Bewerbung eine wichtige Weiche für ihre Zukunft stellen", beschreibt Geschäftsführer Eberhard von Rundstedt die Ergebnisse. Zahlreiche befragte Personal-Manager beklagten sich darüber, dass Stellensuchende ihre Bewerbungen nicht ernst genug nähmen und zu wenig Engagement zeigten, wenn sie die Unterlagen erstellten. Diese Lücke versuchten Fach- und Führungskräfte (laut Studie 33 Prozent der Befragten) ebenso wie erfahrene Manager (38,6 Prozent) mit opulenten Mappen zu kompensieren. "Klasse statt Masse" berücksichtigen anscheinend nur wenige.

Berufsanfänger begehen vier Fehler besonders häufig. 54,5 Prozent der Befragten Personalverantwortlichen bemängelten unpassende Anschreiben, die nicht zum Jobprofil passten. Gerade wenn die Situation am Arbeitsmarkt schwierig ist, neigen Stellensuchende dazu, ihre Bewerbungsunterlagen möglichst breit zu streuen; doch diese Strategie nervt mehr als die Hälfte der Befragen, und gerade Berufsanfänger sollten sich nur dann bewerben, wenn sie die Anforderungen annähernd erfüllen.

Den zweiten Fehler machen Schaumschläger: Mit übertriebenen Lobeshymen auf die eigene Qualifikation landen sie selten auf der Gehaltsliste des Unternehmens, knapp 30 Prozent der Befragten beklagten sich über Kandidaten, die sich selbst in ihrem Anschreiben zu sehr anpriesen.

Drittens verschenkt ein Drittel der Berufseinsteiger die Möglichkeiten eines gelungen formulierten Lebenslaufs und reicht einen unklar formulierten Text ein.

Und viertens: Ob es an der alten oder neuen Rechtschreibung liegt, wurde zwar nicht gefragt, doch 37,5 Prozent der Personalverantwortlichen beklagten sich gerade bei Berufsanfängern über Rechtschreibfehler.

Mehr als die Hälfte der Fach- und Führungskräfte, die sich für eine neue Position bewerben, legen ihren Unterlagen keine aussagekräftige Beschreibung ihrer bisherigen Tätigkeiten bei, bemängelten 53,4 Prozent der befragten Personal-Manager. Auch in den Bewerbungsunterlagen jedes zweiten Managers fehlt ein Tätigkeitsprofil. 34 Prozent der Fach- und Führungskräfte reichen schwammig formulierte Lebensläufe ein, und in rund 40 Prozent der Bewerbungen passt das Anschreiben nicht zum gesuchten Profil.

Topmanager neigen - ähnlich wie Berufsanfänger - zu übertrieben formulierten Anschreiben (44,3 Prozent). Auffallend ist die Diskrepanz zwischen der als unrealistisch und übertrieben empfundenen Selbstdarstellung im Anschreiben und den nur ungenügend beschriebenen Fähigkeiten der Bewerber. Laut Outplacement-Berater von Rundstedt liegen die Ursachen hierfür oft in der schulischen Entwicklung; dort werde nicht vermittelt, welche Stärken und Fähigkeiten jemand habe. Manche neigten zur Selbstüberschätzung, andere stellen die eigene Qualifikation nicht dar. Unternehmen erwarten dagegen, dass sich die Kandidaten in den Bewerbungsunterlagen als Problemlöser präsentieren. Deshalb gehöre gründliche Recherche zum Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle un-bedingt zu einer gelungenen Vorbereitung dazu. (iw)