Praxis-Know-how und Anwenderwissen fördern, denn:

Selbst hohes Ausbildungsniveau garantiert keinen Arbeitsplatz

22.11.1991

FURTWANGEN (hk) - Nicht das höchste Ausbildungsniveau garantiert einen sicheren Arbeitsplatz, sondern "Praxisnähe der Ausbildung und die Fähigkeit, neben reinen Informationsverarbeitungs-Aufgaben auch andere Tätigkeitsbereiche abzudecken", so das Fazit von Werner Dostal auf einem Symposium der Fachhochschule Furtwangen.

Der Direktor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Nürnberg, geht davon aus, daß die DV-Kernberufe auch in Zukunft am Arbeitsmarkt gefragt sein werden, wenn auch nicht mehr in dem Maße, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Er nannte dafür folgende Gründe:

- Die Komplexität der lnformationsverarbeitung nimmt zu.

- Neuartige zusätzliche Informationssysteme lassen sich mit neuen Kommunikationssystemen realisieren.

- Daten und Informationssysteme sind besser zu schützen.

- Der Anwendungskomfort muß zunehmen.

Aussagen über die Aussichten einzelner Berufe seien allerdings nicht möglich. Niemand könne heute mit Gewißheit sagen, so Dostal, wie viele Informatiker im Jahre 2000 benötigt werden. Grobe Aufschlüsse über den künftigen Arbeitskräftebedarf nach Qualifikationen gebe laut Dostal eine Projektion, die das IAB zusammen mit der Prognos AG, Basel, erstellt hat.

Diese zeige, daß die sogenannten primären Dienstleistungstätigkeiten, zu denen die allgemeinen Dienste, Handel, Verkaufen und Bürotätigkeiten zählen, abnehmen.

Zuwächse könnten ausschließlich die sekundären Dienstleistungstätigkeiten verzeichnen, wie Forschen, Entwikkeln, Managen, Betreuen, Beraten und Lehren. Diese Entwicklung begünstige insbesondere die Akademiker, deren Bedarf laut IAB/Prognos-Berechnungen überdurchschnittlich steigen werde. Ob die Informatiker letztlich zu den Gewinnern auf dem Arbeitsmarkt zählten, hängt nach Dostal in erster Linie davon ab, "wie flexibel sie in der künftigen Informationsgesellschaft eingesetzt werden können". Gute Chancen hätten diejenigen, die über breite Grundkenntnisse verfügten und vielseitig seien.

Unter solchen Vorzeichen hätten FH-Absolventen und erst recht Wirtschaftsinformatiker bessere Chancen als reine Informationstheoretiker. Der Nürnberger Berufsforscher prognostiziert für die neuen Bundesländer einen großen Bedarf an Wirtschaftsinformatikern.