Anwenderbefragung

Sechs verbreitete Mythen über Business Intelligence

30.05.2008 von Sascha Alexander
Manche Slogans und Prognosen von BI-Herstellern und Analysten sind in der Praxis noch nicht angekommen oder stimmen einfach nicht, kritisiert der bekannte BI-Experte Nigel Pendse.

Die weltweite Anwenderbefragung "BI Survey" (vormals Olap Survey) ist jedes Jahr aufs Neue eine viel zitierte Quelle, wenn es um die Kundenzufriedenheit und die Nutzung von Reporting- und Analyse-Software für Business Intelligence (BI) geht. Während manche Hersteller die Ergebnisse lieber nicht in der Öffentlichkeit sehen würden, gibt sie anderen starke Argumente für den Vertrieb an die Hand. Allerdings hat jetzt Autor Nigel Pendse auf der Veranstaltung Vibe 2008 in Südafrika betont, dass der BI-Survey auch mit einigen Werbebotschaften und Angstszenarien aufräumt, mit denen Anbieter und Analysten Kunden auf Trab halten. Sechs solcher "Mythen" seien nachfolgend vorgestellt:

1. Das Datenvolumen von BI-Anwendungen steigt rapide an

Laut Pendse gibt es dafür keinen Beleg. Vielmehr stagniert in den jährlichen Umfragen seit dem Jahr 2002 das Datenvolumen einer typischen BI-Anwendung im Durchschnitt zwischen vier und sechs Gigabyte. Zwar reiche die Bandbreite bei produktiven BI-Systemen von maximal 250 Gigabyte bis zu 2,5 Gigabyte, doch hätten diese Installationen in besagtem Zeitraum keinen nennenswerten Datenzuwachs aufzuweisen." Pendse zufolge sei der Grund für die Existenz vergleichsweise kleiner BI-Lösungen darin zu sehen, dass Anwender vor den Kosten und der komplexen Verwaltung umfassenderer Lösungen zurückschrecken. Auch können Anwender nicht unbegrenzt Daten analysieren. Dies ist allerdings eine isolierte Betrachtung des Datenaufkommens. Betrachtet man nämlich die Gesamtzahl der Anwendungen in Unternehmen und die sich aufbauende Historie in den Data Warehouses, die meist die Datenbasis von BI-Anwendungen darstellen, so ist insgesamt sehr wohl ein Anwachsen der Datenmenge in Data Warehouses zu beobachten (siehe auch den Beitrag "Die Datenverwaltung und Auswahl der richtigen Datenbank geraten zur Wissenschaft").

2. Es ist strategisch sicherer bei einem großen BI-Hersteller zu kaufen

Laut BI Survey gaben Kunden ausgerechnet den nach Marktanteilen größten Anbieter schlechte Noten für deren Support. Schlusslicht ist diesbezüglich der Anbieter Business Objects, der letztes Jahr von SAP gekauft wurde. Den besten Support boten hingegen kleine Hersteller. Allerdings scheint laut Umfrage der Produkt-Support grundsätzlich nachzulassen. So sagte Pendse, dass immerhin rund 23 Prozent der befragten Firmen beklagten, dass Hersteller nur langsam oder gar völlig unzureichend auf technische Probleme reagiert hätten.

3. BI-Anwendungen werden zusehends als unternehmensweite Lösungen implementiert

Zumindest die Auswertungen im BI Survey können diesen immer wieder propagierten Trend, der letztlich auf eine Konsolidierung des BI-Portfolios und damit auf eine Vorrangstellung einzelner Hersteller abzielt, nicht bestätigen. "Selbst wenn Anwender eine Unternehmenslizenz erworben haben, sind in der Praxis nur etwa sieben Prozent der Endanwender mit BI-Software versorgt". Die durchschnittliche Installationsgröße von BI-Anwendungen liegt bei nur rund 30 Arbeitsplätzen, auch wenn es beispielsweise unter den SAP-Kunden weitaus größere Installationen gebe. Nach Branchen aufgeschlüsselt, hat der Handel mit zwölf Prozent den höchsten Durchdringungsgrad mit BI-Software. (siehe auch was Stammdaten und SOA mit Data Warehousing zu tun haben).

4. Hersteller und Berater verstehen die Probleme ihrer Kunden

Der BI Survey förderte hierzu widersprüchliche Ergebnisse an den Tag, sagte Pendse. So sahen Hersteller in Bedienungsfehlern und schlechter Datenqualität die größten Probleme, die Kunden haben. Jene bezeichnen hingegen die ungenügende Leistung ihrer BI-Software als ihr größtes Problem. Berater schließlich waren sich uneins.

5. Anwender brauchen eine BI-Architektur für Echtzeit-nahe Auswertungen

Laut Befragung spielt dieser Aspekt keine Rolle. Manche Firmen werteten mit ihren BI-Anwendungen zwar zeitnah Daten aus, doch von Echtzeit kann keine Rede sein. Zudem seien die Kosten und Aufwendungen, die der Aufbau einer entsprechenden BI-Architektur nach sich ziehen würde, wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen. Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass es für den Geschäftserfolg nachteilig ist, je älter die Daten sind, die ausgewertet werden.

6. Kunden kaufen ihre Analysesoftware am liebsten von ihrem Datenbank- und ERP-Hersteller

Als Beispiel sei eine Frage aus dem BI Survey genannt, in der Kunden von Oracle und SAP sagen sollen, ob sie auch immer ihre Analysesoftware für Online Analytical Processing (Olap) von diesen Anbieter beziehen. Dies sei laut Pendse nicht der Fall. So sei beispielsweise die Zahl der Anwender des Analyseprodukts "Oracle Express" und dessen Nachfolger "Oracle OLAP Option" mittlerweile verschwindend gering. Stattdessen sind "Microsoft Analysis Services" am weitesten verbreitet unter Oracle-Kunden (siehe auch "Oracle (siehe auch "Gartner beurteilt die neuen Schwergewichte im Markt für Business Intelligence").