Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten spielt Business Intelligence (BI) eine entscheidende Rolle dabei, die Wettbewerbskraft von Unternehmen zu steigern. Transparenz über das Geschehen im Unternehmen und seinem Umfeld, flexible Forecasting-Möglichkeiten und die Erfüllung gesetzlicher Auflagen (Compliance) gewährleisten die effiziente Steuerung von Unternehmen auch in turbulenten Zeiten.
Allerdings führen nur ganzheitliche Business-Intelligence-Strategien zum Erfolg. Nur wer das "magische Dreieck" der BI-Strategie aus fachlichen, technischen und organisatorischen Facetten integriert, wird Erfolg haben. Das sind die sechs wichtigsten Initiativen für BI-Strategien im Jahr 2009:
1. Prozessorientierte BI
Business Intelligence folgt der fachlichen Umorganisation von Unternehmen von funktions- zu prozessorientierten Unternehmen. Prozessorientierte BI bedeutet vor allem die Einbeziehung von prozessablaufbezogenen Kennzahlen in die Planungs-, Steuerungs- und Kontrollprozesse im Unternehmen. BI ist als Mess- und Steuerinstanz der wesentliche Bestandteil jedes Prozessmanagements und rückt deutlich näher an die Geschäftsprozesse oder wird als operative BI in sie integriert.
Wachsende Anforderungen an das Risiko-Management werden beispielsweise durch neue Governance, Risk and Compliance (GRC-) Lösungen unterstützt, in denen die Überwachungs- und Vorhersagemöglichkeiten durch Business-Intelligence-Methoden und Werkzeuge in operative Prozesse integriert werden. Generell gilt: Je enger BI mit operativen Prozessen verknüpft wird, desto größer wird Verbreitung, Bedeutung und auch der Nutzeffekt von Business Intelligence.
2. BI für Performance Management
Der bisher überwiegend taktische Einsatz von Business Intelligence unterstützt ein Performance Management auf Unternehmensebene nur teilweise. Performance Management ist der ganzheitliche Ansatz zur Planung, Steuerung und Kontrolle der Unternehmensleistung auf operativer, taktischer und strategischer Ebene. Daher ist seit einigen Jahren der Ausbau von BI auf strategischer und operativer Ebene zu beobachten, der auch 2009 weiter forciert wird. Das BARC-Performance-Management Framework unterstützt dabei, Initiativen im Performance-Management und ihr Zusammenspiel mit dem Process-Management zu strukturieren: Analytische Prozesse laufen operativen Prozessen entgegen, da Reporting und Analyse typischerweise auf Prozessergebnissen vergangenheitsorientiert durchgeführt werden und als Basis für die zukunftsgerichtete Planung dienen. Diese bilden wiederum als messbare Zielvorgabe den Ausgangspunkt für operative Prozesse. Hierdurch ergibt sich auf allen drei Entscheidungsebenen ein Regelkreis. Von operativer zu strategischer Ebene erhöhen sich die Aggregation der Kennzahlen, Entscheidungslatenz, Betrachtungszeitrum der Berichte und Analysen. Gleichzeitig verringert sich die Anwenderzahl.
3. Werkzeugstandardisierung
Die treffenderweise "BI-Werkzeug-Zoos" genannten Landschaften in vielen Unternehmen sind ineefizient - zu viele zerstückelte Lizenzen, Know-how-Inseln, Support- und Betreibermodelle sind nur einige Facetten. In solchen Fällen ist es unerlässlich diese "Zoos" im Sinne einer Werkzeugstandardisierung aufzuräumen, das heißt zu standardisieren und zu konsolidieren. Dabei sollte eine Werkzeug-, keine Anbieterstandardisierung angestrebt werden. Die grundsätzliche Frage sollte nicht lauten, welcher Anbieter 60 bis 80 Prozent meiner Anforderungen abdecken kann, sondern: "Wie kann ich eine leistungsfähige Bebauungsplanung mit möglichst wenig Anbietern realisieren?"
Die Großübernahmen im BI-Sektor im Jahr 2007 haben es vielen Anwenderunternehmen deutlich vor Augen geführt - nur leistungsfähige Werkzeuge überleben im Haifischbecken der BI-Anbieter. Große Anbieter sind schnell bei der Hand, ihre Werkzeugportfolios zugunsten besserer, zugekaufter Technologie aufzugeben. Kleinere Anbieter können sich in der Regel schneller neuen Anforderungen und Marktgegebenheiten anpassen sowie innovative Nischen aufbauen und besetzen. BARC listet 123 Anbieter für Business Intelligence in Deutschland im aktuellen BARC-Guide Business Intelligence - und jedes Jahr werden es mehr, nicht weniger.
Leistungsorientierte und damit erfolgreiche Bebauungspläne kombinieren Werkzeuge verschiedener Anbieter oder konzentrieren die Standardisierung auf einige Kernbereiche der Business Intelligence wie Standard-Reporting und lassen in speziellen Bereichen ausreichende Flexibilität auf spezifische Anforderungen mit speziellen Werkzeugen reagieren zu können.
Dabei kommen langsam auch Open-Source-Werkzeuge in Betracht, die inzwischen in ausgewählten, meist entwicklungsorientierten BI-Bereichen einen Entwicklungsstand erreicht haben, dass eine gezielte Ergänzung der Werkzeugportfolios in Angriff genommen werden kann.
4. Berücksichtigung innovativer Technologien
Business Intelligence hat heterogene und vor allem unterschiedliche Anforderungen an technologische Unterstützung. Statt stur auf etablierte, aber meist nicht sehr erfolgreiche Konzepte zu setzen, sollten Anwender einen Blick auf den innovativen Markt werfen:
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Gute Abfrageperformance (das Anwenderproblem Nummer eins) bei niedrigen Kosten ist herstellbar. Datenkompression und spezielle Indexierungsformen in multidimensionalen, vertikal indizierten relationalen und/oder In-Memory Datenbanken sind teilweise schon lange verfügbar.
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Es ist inzwischen kein Diskussionspunkt mehr, dass für hoch skalierbare Data Warehouses die Datenbank- und Rechnerarchitekturen der Wahl "massiv parallel" und "shared-nothing" sein sollten.
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Die Integration von Datenqualitätsmethoden in Standard-Datenintegrationswerkzeuge ist so weit fortgeschritten, dass niemand mehr darauf verzichten sollte.
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Erschließung neuer Datenquellen wie unstrukturierte Daten, Events und Messdaten.
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Die Kopplung von Hard- und Software in Data-Warehouse- und BI-Appliances bringt zahlreiche Nutzeffekte, wie niedrigere Anschaffungs- und Wartungskosten oder gute Abfrageperformance.
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Flash- und AJAX-Technologie ermöglicht schnelle, funktional reiche und optisch sehr gut aussehende Web-Anwendungen für verschiedenste BI-Anwendungen
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Visuelle Analyse unterstützt das zahlenorientierte Berichtswesen, vor allem bei großen und komplexen Datenbeständen
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Web 2.0 Anwendungen wie Wikis, Gadgets, Austauschportale verbessern die Zusammenarbeit, Akzeptanz und Partizipation von BI-Anwendern
5. Einrichtung von BI-Competence-Centern
Die weltbeste fachliche BI-Strategie mit den besten Werkzeugen kann trotzdem scheitern. Grund hierfür sind die besonderen - und wachsenden - Anforderungen an Flexibilität und notwendiger Änderungsgeschwindigkeit, die durch Standardverfahren der IT nur unzureichend unterstützt werden. Die Zusammenführung von Know-how sowohl von Fachanwendern als auch von technisch versiertem Personal ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für dauerhaft erfolgreiche BI-Implementierungen in Unternehmen. Die BARC-Marktforschungsstudie "Organisation von Business Intellingence" zeigt es deutlich: Organisationen mit BI-CC sind in allen untersuchten Aspekten erfolgreicher als Unternehmen ohne.
6. Data Governance
Basis jeder Business-Intelligence-Landschaft ist eine gute Data Governance. Denn ohne Datenqualität gibt es keine Informationsqualität. Data Governance beschreibt hierbei ein System von Rechten und Pflichten für alle informationsabhängigen Prozesse und definiert, wer welche Informationen wann und unter welchen Umständen mit welchen Methoden verarbeiten darf. Data Governance umspannt Themen des Stammdaten-Management, Datenqualitäts- und Metadaten-Management und sollte grundsätzlich von Fachanwendern getrieben werden.