Cloud-Sicherheit

Schutz durch verteilte Daten

27.03.2011
Ein Forschungsprojekt sorgt sich um den Datenschutz in der Cloud. MimoSecco will vor allem mobile Zugriffe sichern.
Foto: MimoSecco/Wibu

Zwei Trends sorgen bei Sicherheitsexperten für Sorgenfalten. Zum einen ist die vermehrte Nutzung von mobilen Geräten wie Smartphones, Tablet-PCs und Notebooks eine ständige Herausforderung für die IT-Sicherheit. Zum anderen sorgen sich IT-Verantwortliche um den Schutz ihrer in einer Cloud gespeicherten Daten. Ziel des Forschungsprojekts MimoSecco (Middleware for Mobile Secure Cloud Computing) ist die Sicherheit der mobilen Zugriffe auf Daten in der Cloud. Die Betreiber des Vorhabens wollen einerseits einen sicheren Datenaustausch gewährleisten, andererseits dem Eigentümer der digitalen Informationen die Gewissheit geben, dass er die Kontrolle über seine Daten behält. In beiden Fällen soll der Missbrauch durch Dritte oder sogar den Dienstleister selbst verhindert werden.

Cloud-Risiken
Die 10 größten Security-Risiken in der Cloud
Lesen Sie, welche Security-Risiken der Einsatz einer Public oder Hybrid Cloud birgt und was Sie dagegen tun können.
Verletzung der Vertraulichkeit und Integrität der Daten:
Eine Lokalisierung der Daten ist in einer Public oder Hybrid Cloud für den Dateneigentümer nicht mehr einfach möglich. Daher ist der Schutz der Daten auf der Infrastruktur-, Plattform und Applikationsebene häufig nicht mehr mit üblichen Mitteln zu gewährleisten.
Löschung von Daten:
Daten müssen in vielen Fällen (etwa aufgrund gesetzlicher Bestimmungen) gelöscht werden. Auch hier besteht das Risiko einer nur unzureichenden oder unvollständigen Löschung auf allen Plattformen und Datenbanken der Cloud, da die Lokalisierung der Daten nur schwer möglich ist.
Ungenügende Mandantentrennung:
Bei nicht ausreichend abgesicherter Mandantentrennung besteht die Gefahr, dass Dritte unautorisiert Daten einsehen oder manipulieren können.
Verletzung der Compliance:
Da Daten in einer Public Cloud prinzipiell in allen Ländern der Welt in deren spezifischen Rechtsordnungen verarbeitet werden können, ist die Erfüllung aller gesetzlicher Anforderungen eine wesentliche Aufgabe bei der Nutzung von Public Cloud Leistungen.
Verletzung von Datenschutzgesetzen:
Es ist nicht von vornherein klar, in welchen Ländern, Rechenzentren, auf welchen Servern und mit welcher Software die Daten gespeichert und verarbeitet werden.
Insolvenz des Providers:
Die Insolvenz eines Providers bedeutet meist nicht die Insolvenz aller Rechenzentren, die der Provider verwendet hat. Rechenzentren werden zudem bei Insolvenz mit großer Wahrscheinlichkeit an andere Provider verkauft werden.
Problematik der Subunternehmer:
Ein weiteres Problem stellt die Auftragsweitergabe an Subunternehmer dar. Der Provider wird häufig Subunternehmer für gewisse Leistungen verpflichten. In einer Public Cloud bleibt auch diese Komplexität dem Benutzer häufig verborgen (und soll ja nach der Philosophie des Cloud Computing verborgen bleiben).
Beschlagnahmung von Hardware:
Eine Beschlagnahme von Hardware kann in allen Ländern erfolgen, in denen der Provider Computing-Ressourcen nutzt. Meist werden sich Daten des Auftraggebers auf beschlagnahmten Servern befinden.
Handel mit Ressourcen wird denkbar:
Denkbar ist auch, dass Provider einen Handel mit ihren Ressourcen untereinander aufbauen und damit eine "Ressourcenbörse" realisieren wie sie in obiger Abbildung angedeutet ist. Auf dieser Börse werden Ressourcen zu einem bestimmten Preis angeboten.
Erpressungsversuche:
Die Gefahr von Erpressungsversuchen steigt, da der Personenkreis mit Administrationsaufgaben für Ressourcen der Public Cloud unüberschaubar groß ist. Das eingesetzte Personal verfügt im Allgemeinen über unterschiedliches Ausbildungsniveau und Sicherheitsbewusstsein.

Hinter MimoSecco steht der Security-Spezialist Wibu Systems, der seit 2010 zusammen mit der CAS Software AG und den zwei Instituten AIFB und EISS des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) eine flexible Middleware-Lösung für die Cloud entwickelt. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen der Initiative "Trusted Cloud" gefördert. Die Partner haben nun erste Ergebnisse ihrer Arbeit vorgestellt. Basis der Security-Lösung ist ein Middleware-Baukasten, der Cloud-Anwendungen und -Hardware voneinander entkoppelt. Die einzelnen Module bieten Funktionen etwa für das Identity-Management und die Rechteverwaltung.

DRM schützt vor internen Angriffen

Besonderes Augenmerk schenkt das Projekt dem Schutz der unternehmenskritischen Daten. Da Cloud-Provider üblicherweise große Mengen sensibler Informationen speichern, sind sie besonders lohnende Ziele für Industriespionage. Mit Angriffen von außen auf Data Center hat die Security-Branche bereits einige Erfahrungen sammeln können, die Schutzmechanismen sind ausgereift und vielfach erprobt. Probleme bereiten häufiger interne Angriffe etwa durch Mitarbeiter der Cloud-Provider. MimoSecco will diesem Risiko entgegenwirken, indem es die Daten und Dienste auf mehrere Server und möglicherweise sogar mehrere Dienstleister verteilt und sie so intensiv wie möglich verschlüsselt. Sollte es Industriespionen trotz verschiedener Sicherheitsvorkehrungen gelingen, auf geschützte Daten zuzugreifen, bekommen sie immer nur einen Ausschnitt zu sehen, da jeder Cloud-Server beziehungsweise -Provider nur über Informationsteile verfügt. Zudem streut MimoSecco nach bestimmten statistischen Methoden Dummy-Daten in die Systeme ein, die für einen erfolgreichen Angreifer wertlos sind. Hinter dem Vorhaben steht die Idee eines umgekehrten Digital-Rights-Managements (DRM). Nicht der zentrale Provider schützt seine Informationen vor Missbrauch durch den Kunden, sondern der Anwender verwehrt seinem Partner den Zugang zu sensiblen Daten.

Neuer Personalausweis dient als Hardware-Token

Zugriffe der mobilen Anwender auf die eigenen Daten sind nur über Hardware-Tokens möglich. Das können spezielle Smartcards oder USB-Sticks sein, die wichtige kryptografische Funktionen und Daten sicher kapseln. Zudem wollen die Projektpartner den neuen Personalausweis (nPA) als Hardware-Token verwenden. Er soll die Authentifizierung des Nutzers und Verschlüsselung von Daten übernehmen. (jha)

Mini-Dongle für Notebooks

Foto: Wibu Systems

Wibu Systems hat mit dem "CodeMeter Stick/C" (CmStick/C) nach eigenen Angaben den weltweit kleinsten Dongle zum Softwareschutz entwickelt. Der USB-Stick ist etwa daumennagelgroß, das Gehäuse ragt im eingesteckten Zustand weniger als vier Millimeter aus der USB-Buchse heraus. Der integrierte Smartcard-Chip speichert einige tausend Lizenzen. Der Stick ist vorgesehen für Notebooks, Kassensysteme, Medizingeräte und Steuerungssysteme für Maschinen und Anlagen. Der CmStick/C ist auch für einen erweiterten Temperaturbereich verfügbar. Die Software läuft unter Windows-32- und 64-Bit-Betriebssystemen sowie den Windows-Versionen Embedded, CE und Mobile, ferner unter Plattformen wie Mac OS X, Linux, Realtime Linux und VxWorks.