Schily: Sicherheitstechnik ist Zukunfts-Chance für deutsche IT-Industrie

04.07.2005
Das Thema Sicherheit ist eine der wenigen noch verbliebenen Chancen für die deutsche IT-Industrie, ihren Rückstand auf die Weltspitze aufzuholen. Diese Ansicht vertrat Bundesinnenminister Otto Schily auf dem Symposium „Computer in der Arbeitswelt“, das am 28. Juni 2005 von Acatech, dem Dachverband der sieben Akademien der Wissenschaft in Deutschland, veranstaltet wurde.
Für Bundesinnenminister Otto Schily ist IT-Sicherheit eine Chance für deutsche Unternehmen, eine Führungsposition am Weltmarkt zu besetzen.

Gut ein Dreiviertelmillion Arbeitsplätze hingen in Deutschland von den Branchen IT und TK ab, bei einem Marktvolumen von circa 136 Milliarden Euro, sagte Schily. Zusammen mit IT-Anwendern gebe es sogar 1,4 Millionen „IT-spezifische Beschäftigungsverhältnisse“ in Deutschland. Es sei „eine gemeinsame Aufgabe für Staat und Wirtschaft, unsere Infrastruktur zu härten“. Die großen Chancen für Deutschland, eine weltweit führende Position in der Datenverarbeitung zu besetzen, sei indes vergeben worden, obwohl mit Konrad Zuses Z3 „der erste funktionsfähige Rechner der Welt“, so der Minister, hier entwickelt worden sei. „Heute kommen die größten Computerfirmen eben nicht von hier und in den 90er Jahren hatten wir Schwierigkeiten, den Anschluss an die Informationsgesellschaft zu finden.“ Den zumindest hat Deutschland nach Schilys Einschätzung jedoch inzwischen gefunden.“

Ein weiteres Mal dürfe Deutschland den Anschluss nicht verpassen; der „nächste Innovationsschub“ müsse genutzt werden.“Dazu müssen wir uns einen Wettbewerbsvorteil durch frühe Erprobungen und Erforschungen auf dem Feld der „Intelligenten Umgebungen“ durch deutsche Unternehmen und Wissenschaftler sichern“, forderte der Innenminister. Wenn man sich die IT-Unternehmenslandschaft in Deutschland genauer ansehe, so stelle man starke, mittlere und schwache Bereiche fest.

„Wirklich stark“ sei die deutsche IT-Branche - neben Mobilkommunikation, Anwendungssoftware, Middleware und Chip-Technologie - in der Sicherheitstechnologie, so Schily. „Wenn also Chipkartentechnologie und Sicherheitstechnologien, wie die Kryptologie und die Biometrie, zu unseren Stärke zählen“, folgerte er, „dann muss man in der jetzigen Situation strategisch handeln und sich auf diese Kernbereiche weiter konzentrieren.“ Wichtig sei vor allem, neben staatlichem Engagement, sei entsprechendes Engagement der Wirtschaft.

Besonderes Augenmerk legte Schily auf die RFID-Technik, bei deren Einsatz gegen Terrorismus er Deutschland schon heute in führender Position sieht. “Intelligente Umgebungen und Alltagsgegenstände“ wie Logistiksysteme mit RFID seien Schlüsseltechnologien, mit denen bereits heute ein beträchtlicher Nutzen für die Wirtschaft erzielt werden könne. Zurzeit liegen die Hauptanwendungsgebiete für diese Technologie im Bereich des Handels, der Logistik und der Medizin. Es gebe jedoch viele andere Beispiele, wie man diese neue Technologie anwenden könnte, jedoch verfolgen sehr viele Unternehmen diese Entwicklung nicht mit und versäumen so ihre Chancen.

Die Bundesregierung dagegen, so Schily, habe wirklich frühzeitig“ die Potenziale dieser Technologie erkannt - gerade auch für Zwecke der Sicherheit. Als Beispiel nannte der Minister die Tickets für die Fußball WM 2006, deren eingebauter RFID-Chip Name, Geburtsdatum, Nationalität, Ausweisnummer und möglichst auch die favorisierte Mannschaft der Stadionbesucher erfassen soll. Im Containerverkehr - weiteres Beispiel - könne mittels RFID-Technik das unbefugte Öffnen eines Schiffs-Containers gemeldet und Daten über den Inhalt (Strahlung, Temperatur, Giftstoffe) übermittelt und so die illegale Ein- und Ausfuhr von Waffen und Sprengstoff oder die unbemerkte Einschleusung von Personen verhindert werden. Als drittes Beispiel nannte Schily den „E-Pass“ der auf einem kontaktlosen Lichtbild und s Fingerabdrücke der Inhaber enthalten soll.

Den Gegnern gerade des letzten Einsatzbeispiels für RFID-Technik warf der Innenminister vor, sie vergäßen, „dass Freiheit nur durch Sicherheit gewährleistet werden kann“. In Wahrheit würden technische Innovationen in den Dienst der inneren Sicherheit gestellt und trügen dazu bei, „dass Deutschland bei Sicherheitstechnologien an vorderer Stelle steht in der Welt“.

Heinrich Seeger (cwtopics@computerwoche.de)

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