SBS hat einen eigenen Betrugsskandal

30.11.2006
Die Siemens-Tochter hat dem norwegischen Militär zu hohe Rechnungen gestellt.

Der Fall liegt schon einige Jahre zurück und wurde vom norwegischen SBS-Controller Per Yngve Monsen im Jahr 2003 aufgedeckt. Die "Süddeutsche Zeitung" greift den Fall in ihrer Online-Ausgabe wieder auf und wirft in dem Beitrag kein gutes Licht auf den internen Umgang mit Korruptions- und Betrugsverdacht: Monsen hatte in einem anonymen Brief an die deutsche Konzernzentrale auf mögliche Unregelmäßigkeiten hingewiesen und wollte sie rechtzeitig vor einem Skandal warnen. Seiner Einschätzung zufolge hatte SBS das norwegische Militär um viele Millionen Kronen geprellt. Der IT-Dienstleister hatte für den Aufbau eines IT-Systems überhöhte Rechnungen ausgestellt. Laut Vertrag mit dem Verteidigungsministerium durfte die Siemens-Tochter bei dem Geschäft höchstens acht Prozent Gewinn machen. In Wirklichkeit verdiente sie weit mehr.

Bereits im Janruar 2002 wies Monsen seine norwegischen Vorgesetzten auf den Regelverstoß hin, aber es geschah nichts. Deshalb beschloss er, die Zentrale in Deutschland zu informieren. Wenige Tage später wurde der Controller zusammen mit anderen Führungskräften zu einem Meeting einbestellt, im Besprechungsraum lag die komplette Aktensammlung mit den Betrugshinweisen, die Monsen vertraulich nach Deutschland geschickt hatte. Sein Chef kündigte an, den Maulwurf zu finden und zu feuern.

Einige Monate später wird bei einer Umstrukturierung Monsens komplette Abteilung aufgelöst. Alle 400 Angestellten bekommen bei SBS einen anderen Job, bis auf Monsen. Er wird wegen allgemeinem "Stellenabbau" entlassen. Gegen die Kündigung geht er vor Gericht und gewinnt. SBS wird im September 2005 zu einer Schadensersatzzahlung von 1,5 Millionen Kronen (etwa 181 000 Euro) verurteilt. Monsen hatte zuvor auch die deutsche Zentrale um Beistand gebeten, doch die Siemens-eigenen Juristen ließen ihn wissen, im Projekt mit dem norwegischen Militär sei alles mit rechten Dingen zugegangen.

Das Gericht bestätigte dagegen Monsens Vorwürfe; SBS habe tatsächlich zu viel Geld vom Verteidigungsministerium verlangt. In der Folge untersuchte die Behörde den Fall, mehrere Berater und Mitarbeiter gerieten unter Korruptionsverdacht. Sie sollen Reisen und Geschenke bekommen haben, um bei der Prüfung der SBS-Rechnungen nicht so genau hinzusehen. Die norwegische Polizei ermittelt noch in der Sache. Siemens musste seine Fehler eingestehen und viele Millionen an das Verteidigungsministerium zurückzahlen. Das SBS-Management wurde entlassen. (jha)