Database Award 2012 - CAD-Systemhaus Dr. Oelschlegel

Saubere Daten, bessere Ergebnisse

18.06.2012 von Klaus Manhart
Das Dresdner CAD-Systemhaus Dr. Oelschlegel hat beim Database-Award 2012 den dritten Platz belegt. Basierend auf einem neuartigen Datenmodell über Applikationssoftware hat der CAD-Spezialist mit der Datenbank eine offene, flexible B-to-B- und B-to-C-Lösung realisiert. Diese ist gleichzeitig eine Plattform für Standardisierungsarbeiten bei der Prozess- und Datenintegration von Software-Anwendungen.

Klare Strukturen und Begrifflichkeiten sind für Joachim Oelschlegel vom CAD-Systemhaus in Dresden ein zentrales Kriterium, um aus Datenbanken nützliche Management-Hilfsmittel zu machen. Bei den immer komplexer werdenden Softwareapplikationsprojekten ist genau das oft ein Schwachpunkt - und mit ein Grund, dass bis zu 30 Prozent dieser Projekte scheitern.

Auf solche Mängel stieß Oelschlegel immer wieder. So auch bei einem seiner Arbeitsschwerpunkte der letzten 15 Jahre - dem Computer Aided Facility Management (CAFM). Dort, so musste der Leiter des CAD-Systemhauses feststellen, ist die Begrifflichkeit klassifikatorisch nicht korrekt, und es werden mehrfach interpretierbare Begriffe verwendet. Weiter ergab eine Begriffsnetzanalyse, dass im Richtlinienwerk der GEFMA, dem Deutschen Verband für Facility Management, die Normalisierung verletzt wird und dadurch in der funktionalen Beschreibung Restklassen entstehen, die als "Sonstige" bezeichnet werden.

"Es geht in meinem Ansatz darum, Anwendungs-Software objektiver zu klassifizieren, die bestehenden Beziehungen zwischen Applikationen deutlich zu machen und so zu beschreiben, dass man die Produkte findet, die die geforderte Funktionalität erfüllen", sagt der Chef des CAD-Systemhauses Dr. Oelschlegel.
Foto: Dr Oelschlegel

Das war nicht alles an Schwachpunkten. Sucht man in Datenbanken von ERP-, CRM- und anderen Business-Software-Plattformen, wird nicht klar, was eine gefundene Software im Vergleich zu ähnlichen Produkten auszeichnet und welche Merkmale der Anwendungs-Software wesentlich oder unwesentlich sind.

Und ein weiterer Punkt: Ausschreibungen zur Funktionalität von Anwendungs-Software sind bis dato entweder zu detailliert oder zu grob und damit mehrdeutig. Dieser unbefriedigende Zustand resultiert daraus, dass es bisher kein übergreifendes Datenmodell über Applikationssoftware gibt - weder national noch international. Ausschreibungen objektiver und damit reproduzierbarer zu machen, war deshalb ein weiterer wesentlicher Anstoß für dieses Projekt.

Verbessertes Datenmodell

Durch Normalisierung und Trennung von Objekt- und Metainformationen entstand ein relationales Datenmodell und ein Datenbank-Prototyp, durch den Oelschlegel die genannten Schwachstellen beheben konnte. "Es geht in meinem Ansatz darum, Anwendungs-Software objektiver zu klassifizieren, die bestehenden Beziehungen zwischen Applikationen deutlich zu machen und so zu beschreiben, dass man die Produkte findet, die die geforderte Funktionalität erfüllen", sagt der Chef des CAD-Systemhauses. Das soll unabhängig davon sein, welchem der vielen Akronyme - wie GIS, ERP, AVA, PLM, AGVS - der Hersteller seine Software zugeordnet hat.

Oelschlegel begann damit, Begrifflichkeiten in Applikationssoftware auf Invariantes - sich Wiederholendes - zu untersuchen und klar zwischen Objekt- und Metabeschreibungen zu differenzieren. Schrittweise entwickelte er daraus durch weitere formale Begriffsbildungen wie Software-Bedienung (Usability), Software-Dienst (IT-Basisfunktionalität) oder Software-Normschnittstellen ein komplexes Datenmodell.

Das praktische Ergebnis der theoretischen Überlegungen ist eine Software-Datenbank mit über 400 Applikationsprogrammen aus etwa 70 Sparten und der Sicht von CAFM. Circa 200 Spartendienste werden formal beschrieben, CAFM wird durch einen Komplex von Spartendiensten aus ERP (Enterprise-Resource-Planning), EMS (Energiemanagementsysteme), BI (Business Intelligence), BDE (Betriebsdatenerfassung), GLT (Gebäudeleittechnik-Systeme), GIS (Geoinformationssysteme), Help Desk und anderen generisch dargestellt.

Plattform für Standardisierung

Die Juroren belohnten Oelschlegels Projekt mit einem 3. Platz beim Database Award. "Mit der Applikationssoftware-Datenbank wurde eine offene, flexible B-to-B- bzw. B-to-C-Lösung realisiert", heißt es in der Auszeichnung.

Mit diesem Datenmodell wird der wesentliche Einfluss einer Branche auf Applikationssoftware erstmalig für den Nutzer funktional erfassbar. Bereits beim gegenwärtigen Stand der Datenbank - derzeit liegt sie als Prototyp vor - ist es möglich, Applikationssoftware objektiver und integrativer in der Vorauswahl zu ermitteln.

Mit einer vorgeschalteten Modellierung im Diskursbereich mittels Preprozessor wäre es möglich, die Softwaredatenbank als Prozessor für die zur Problemlösung erforderlichen Funktionalitäten zu generieren. Ein nachgeschalteter Postprozessor kann dann objektivere Ausschreibungen erzeugen. Die Datenpflege erfolgt durch den jeweiligen Applikationshersteller in einer Cloud-Datenbank kostenfrei. Schnittstellen zum Repository der Applikation könnten diesen Vorgang automatisieren.

Langfristig könnte die Datenbank wissenschaftlichen und formalisierten Standardisierungsarbeiten eine Plattform bieten. Auf dieser könnte beispielsweise IT-Anwendungsforschung zu Prozess- und Datenintegration gemeinsam mit Fachverbänden beispielsweise von ERP, CAFM, ECM und PMS reproduzierbar betrieben und veröffentlicht werden.

Die Juroren, darunter die Chefredakteure von Computerwoche und CIO-Magazin, belohnten Oelschlegels Projekt mit einem 3. Platz beim Database Award. "Mit der Applikationssoftware-Datenbank wurde eine offene, flexible B-to-B- bzw. B-to-C-Lösung realisiert", sagte Juror Matthias Weiss, Direktor Mittelstand Technologie bei Oracle Deutschland. "Basierend auf einem neuartigen Datenmodell wurde Flexibilität, Benutzerfreundlichkeit und Offenheit implementiert, so dass dieses System für zukünftige Anforderungen gewappnet ist. Das hat uns dazu bewogen, dem CAD-Systemhaus den dritten Platz einzuräumen."