Beteiligungsmanagement

SAP verkauft Teile von Business Objects

02.07.2008 von Sascha Alexander
Die Walldorfer trennen sich von Produkten und Mitarbeitern, die sich mit dem Beteiligungscontrolling beschäftigen. Über 150 Großunternehmen in Europa sind betroffen.
Mit Hilfe von Software für das Beteiligungsmanagement vereinen und ordnen immer mehr Konzerne ihre Anteile und Tochterunternehmen, um Anforderungen vom Gesetzgeber zu erfüllen.
Foto: zetVisions

Mit der Übernahme des Spezialisten für Business Intelligence, Business Objects, hatte SAP auch Software und Knowhow für das Beteiligungsmanagement erworben. Letzteres vereint alle operativen und verwaltenden Aufgaben, die ein Konzern im direkten Umfeld seiner Unternehmensbeteiligungen zu erfüllen hat, und ist meist mit der Konzernkonsolidierung verknüpft. Neben Stammdaten werden in solchen Systemen auch Transaktionsdaten zu den Beteiligungen verwaltet und die Beteiligungsstrukturen abgebildet. Zudem werden aus dem System heraus gesetzliche Meldungen generiert.

Business Objects hatte hierfür die Produkte "Business Objects Cosmos" und dessen Nachfolger "BusinessObjects Insighter" angeboten. Diese stammten ursprünglich vom französischen Spezialisten für Corporate Performance Management (CPM) Cartesis, den Business Objects im April 2007 gekauft hatte. Nach offiziellen Angaben haben rund 150 Großunternehmen in Europa die Software im Einsatz. In Deutschland sollen es 40 Kunden sein, darunter Siemens, das sein komplettes Beteiligungsportfolio (Tochtergesellschaften) über die Software verwaltet.

SAP holte sich Konkurrenz ins Haus

Zugleich unterhält aber SAP bereits seit einigen Jahren eine weltweite Vertriebs- und Entwicklungspartnerschaft mit dem Heidelberger Softwarehaus zetVisions, das sich seit rund zehn Jahren auf das Beteiligungsmanagement spezialisiert hat. Dessen Software "Corporate Investment Manager" basiert auf SAP Netweaver Technik und überschneidet sich funktional stark mit dem Angebot von Business Objects. Zudem gibt es Familienbande. So sind die Hauptinvestoren von zetVisions keine Geringeren als die SAP-Gründer Dietmar Hopp und Claus Tschira.

Um daher nach dem Kauf von Business Objects keine Konkurrenzsituation entstehen zu lassen, vereinbarten beide Unternehmen im Juni, zetVisions die Betreuung der Produkte und Kunden zu überlassen. Mit der heutigen Ankündigung folgt nun der Verkauf für eine nicht genannte Summe an zetVisions. Anwender werden künftig über Tochtergesellschaften in Paris und Brüssel betreut, die zuvor zu Business Objects gehörten. Leiter der Abteilung wird Pascal Lardinois, der mit Cartesis zu Business Objects kam.

Gemeinsame Produktarchitektur geplant

Für Kunden hat diese Entwicklung zwei Aspekte. Zum einen würden sie laut Marko Albrecht, CEO von zetVisions, künftig eine bessere Betreuung bekommen, da man mehr Knowhow für das Beteiligungsmanagement mitbringe als Business Objects. Zum anderen muss nun zetVisions seinerseits konkurrierende Angebote im Portfolio betreuen und zusammen mit Anwendern eine nachvollziehbare Produkt-Roadmap entwickeln. Ziel ist dabei letztlich eine gemeinsame Produktarchitektur.

Marko Albrecht, CEO von zetVisions, sieht sich in Europa bereits als Marktführer im Wachstumsmarkt für Beteiligungsmanagement.
Foto: zetVisions

Erst im letzten Jahr hatte zetVisions mit dem Open Data Systemhaus den größten Wettbewerber in Deutschland, Österreich und der Schweiz gekauft und migriert derzeit dessen Kunden auf die eigene Software Corporate Investment Manager und die SAP-Plattform. Dies wird vermutlich auch der Weg für SAP-Kunden sein, von denen laut Albrecht zwischen 60 bis 70 Prozent BusinessObjects Insighter nutzen, während der Rest noch mit BusinessObjects Cosmos arbeitet.

Umsätze im Beteiligungsmanagement steigen

Laut Albrecht wird der Markt für Beteiligungsmanagement weiter wachsen, da die gesetzlichen Regularien immer enger gefasst werden und solche Systeme notwendig machen. Er erwartet in den kommenden drei Jahren ein Wachstum des weltweiten Marktvolumens auf 500 bis 700 Millionen Euro. ZetVisions mit seinen über 100 Mitarbeitern und über 200 Kunden sieht sich bereits heute als Marktführer in Europa und will weltweit expandieren. Größte Wettbewerber auf dem internationalen Parkett sind der australische Anbieter Computershare sowie das englische Softwarehaus ICSA Software.

Wichtiger Partner der Produktstrategie bleibt dabei auch künftig SAP. So entwickelten beide Unternehmen im vergangenen Jahr bereits eine gemeinsame Software für das Datenmanagement. Ende des Jahres kommt ein gemeinsames Produkt für das Management von Finanzstammdaten auf den Markt.