Eine Geschichte des Fremdelns

SAP und der Mittelstand

11.02.2015 von Daniela Hoffmann
SAP ist als Softwareanbieter für die großen Unternehmen dieser Welt gestartet. Anfang der Nuller-Jahre blies der ERP-Riese zur Jagd auf den Mittelstand, um seinen Markt zu erweitern: SAP Business byDesign sollte die Lösung für kleinere Unternehmen sein. Doch Entwicklungs- und Strategieprobleme machten die hochfliegenden Pläne vorerst zunichte. Wo steht SAP heute im Mittelstand?

"Im Bereich des traditionellen deutschen Mittelstands und auch bei den 'Hidden Champions' mit teilweise nur 100 bis 300 Mitarbeitern ist SAP durchaus zu Hause", sagt Karsten Sontow, Vorstand des ERP-Beratungshauses Trovarit AG. "Wenn aber von Betrieben mit fünf bis 50 Mitarbeitern und wenigen ERP-Usern die Rede ist, darf man auch heute noch fragen, ob SAP da angekommen ist." In diesem "Small"-Markt mit rund 750.000 Unternehmen in Deutschland täten sich die Walldorfer schwer. Um hier auf maßgebliche Marktanteile zu kommen, müsse das Angebot massentauglich sein.

Auch aus Sicht der Deutschen SAP Anwender Gruppe (DSAG) ist der Hersteller im Markt der kleineren mittelständischen Unternehmen nicht präsent genug. "SAP Business byDesign ist hinter den Erwartungen zurück geblieben", kommentiert Gerhard Göttert, DSAG-Vorstand Anwendungsportfolio: "Die Informationspolitik war in den letzten anderthalb Jahren nicht immer glücklich - bis hin zur Pressemeldung, dass SAP das Produkt selbst in Frage stellt." Vor allem aber habe die Software mit Blick auf kleine Unternehmen Nachholbedarf. An vielen Stellen stoße man auf komplexe ERP-DNA wie beispielsweise eine stark arbeitsteilige Rollenausprägung. Hinzu komme, dass wichtige Standardfunktionen für Kleinunternehmen fehlten oder nur mit externer Unterstützung nutzbar gemacht werden könnten. Beispielsweise gibt es ein sehr flexibles Werkzeug zur Formularanpassung, das jedoch nur von wenigen Kleinunternehmen ohne zusätzlichen Support genutzt werden kann.

SAP und der Mittelstand -

Aus Sicht von Dr. Karsten Sontow, Vorstand des ERP-Beratungshauses Trovarit AG, hat SAP ein Imageproblem bei den KMUs.

Gerhard Göttert, DSAG-Vorstand Anwendungsportfolio, sieht Nachholbedarf bei Lizenzmodellen für kleinere Unternehmen.

Michael Schmitt soll der Cloud-Lösung als neuer General Manager für Business ByDesign bei SAP auf die Sprünge helfen.

Mehr Infos passen kaum auf einen Bildschirm: Die Startseite von SAP Business byDesign.

In Business byDesign haben Anwender standardmäßig die wichtigsten Leistungskennzahlen im Blick.

Die Performance messen mit Business byDesign.

Lösung für die ganz Kleinen mit eigener Anmutung: Das Business One Cockpit, basierend auf der In-Memory-Technologie Hana.

Herausgeschnitzt aus der großen SAP ERP-Lösung: Auftragsübersicht bei Business All-in-One.

Kundenauftragsbearbeitung im Detail in Business All-in-One.

Business byDesign: Patient tot?

Als der ERP-Hersteller 2007 mit Business byDesign antrat, hieß es, die Software sei ausgelegt für Unternehmen mittlerer Größe aller Branchen mit 100 bis 500 Mitarbeitern. Mittlerweile spricht SAP von Unternehmen ab 500 Mitarbeiter. Eigentlich war der Softwarekonzern mit dem ersten Cloud-ERP-System der Zeit voraus, der geplante Siegeszug jedoch blieb aus: Zu viele Probleme nach dem Start der Software und die Skepsis der Anwender standen im Weg. 2012 wurde dann auch Business One, das Angebot für die ganz kleinen Unternehmen, in der Cloud angeboten und ist über Amazon Web Services zu bestellen. Dass sich die Zielgruppen der Lösungen - Unternehmen, die bisher nicht über ein ganzheitliches ERP-System verfügen und Tochtergesellschaften von Großunternehmen - überschneiden, nahm SAP in Kauf.

Nachdem die "Wirtschaftswoche" 2013 berichtete, der Hersteller wolle die Weiterentwicklung von Business byDesign einstellen, galt das Projekt endgültig als gescheitert, obwohl ein Dementi folgte. Doch wohl vor allem die Partner, die auf das Produkt gesetzt hatten, wollten die Cloud-Lösung am Leben erhalten. Der Verein SAP Cloud Partner (SCP), dem Softwarehäuser wie ABS Alpha Business Solutions oder All for One Steeb angehören, begrüßte im Herbst 2014, dass SAP die Roadmap eingehalten und die Lösung auf die Hana-Plattform migriert habe. Auch die Ernennung von Michael Schmitt zum neuen General Manager für Business ByDesign bei SAP zeigt, dass noch einmal Leben in das Cloud-ERP kommen könnte. Schmitt kündigte an, die Partner stärker einzubinden, um mehr Branchen-Know-how zu generieren. Bis dato hatte SAP die Lösung auch selbst vertrieben. Der neue Manager will darüber hinaus Bereiche wie FieldServices, Development, PreSales und Marketing stärker zusammenführen.

Zu teuer? Nicht auf Kleine zugeschnitten?

Es gebe zwar für jede Unternehmensgröße ein SAP-Angebot, einige ausschlaggebende Details blieben bei den Lösungen für kleinere Unternehmen jedoch auf der Strecke, kritisiert der DSAG-Vorstand. "SAP hat erheblichen Nachholbedarf bei den Lizenzmodellen, sie müssen idealer auf den Bedarf kleiner und mittlerer Unternehmen ausgelegt werden. Bei Business byDesign startet das Lizenzmodell bei 25 SAP-Usern. Diese Begrenzung ist zu hoch, es müsste ein anderes Einstiegszenario für KMUs geben", so Göttert. Ob die SAP-Lösungen überdimensioniert sind, lasse sich aber nur schwer an Mitarbeiterzahlen fest machen, erläutert der DSAG-Vorstand.

"Viele kleine Unternehmen würden bei ihrem Auswahlprozess im Traum nicht auf die Idee kommen, SAP als relevanten Anbieter zu sehen. Das ist ein Sichtbarkeits- und ein Imageproblem", konstatiert ERP-Experte Sontow. Selbst im gehobenen Mittelstand hafte SAP das Image an, teuer zu sein. So kritisierten Anwender zum Beispiel das Preis-Leistungsverhältnis von SAP ERP, obwohl sie der Software gleichzeitig absolut wettbewerbsfähige Preise bei Anschaffung und Betrieb attestierten und die Leistungsfähigkeit gut bewertet werde. "Wenn es inhaltlich also keinen Grund gibt, muss es mit dem Eindruck am Markt zu tun haben. Dass die SAP als Lieferant für DAX-Konzerne wahrgenommen wird, steht ihr bei kleineren Unternehmen eher im Weg", so Sontow. Aus seiner Sicht scheinen die Walldorfer bisher auch nicht die passenden Maßnahmen gefunden zu haben, diese Wahrnehmung im "Small"-Segment zu ändern.

SAP im Mittelstand: die Cloud als Schlüssel

Aus Götterts Sicht führt der Weg zu den KMUs über Cloud-Services. Deren Vorteile: Sie sind nicht an eine komplexe IT-Infrastruktur gebunden, zudem lässt sich der hohe administrative Aufwand von Release-Wechseln oder Softwareänderungen, der gerade für KMUs schwer zu leisten ist, reduzieren. Hinzu kommt die Möglichkeit, den Bedarf an Services je nach der eigenen Lage hinauf und herunter zu regeln. Göttert schränkt jedoch ein: "Es gibt in einigen Bereichen von SAP-Cloud-Lösungen noch eine Diskrepanz zwischen den Ankündigungen und der tatsächlichen Verfügbarkeit."

Allerdings halten sich viele Unternehmen hinsichtlich Cloud-Services noch immer bedeckt. Vor allem wegen Sicherheitsbedenken sind derzeit nur wenige deutsche Unternehmen bereit, auf dieses Konzept zu setzen; die Snowden-Enthüllungen haben die Zurückhaltung noch verstärkt. "Hinzu kommt, dass viele Bestandskunden aktuell keinen Vorteil darin sehen, ihr ERP-System in die Cloud zu verlagern", erklärt Göttert. "Das hat unsere DSAG-Mitgliederumfrage aus dem Herbst 2014 ergeben." In Zukunft könne sich das allerdings ändern, denn die Märkte veränderten sich.

Aus den operativen Geschäftsbereichen komme immer mehr Druck in Richtung IT, agiler und flexibler zu reagieren. "Bei Veränderungen des Geschäftsmodells sind ein oder zwei Jahre Realisierungszeit der IT viel zu lange, es muss deutlich schneller gehen. Das lässt sich mit klassischen On-Premise-Lösungen heute kaum oder gar nicht realisieren", so der Anwendervertreter. Doch es seien noch viele Fragen offen: Beispielsweise, wie stabil Release-Wechsel in der Cloud wirklich sind oder wie Bestandslizenzen überführt und angerechnet werden.

Im gehobenen Bereich klappt es besser

"Business All-in-One ist SAP ERP in vorkonfigurierter und durch Partner paketierter Form, dahinter steckt jedoch mit SAP ERP eigentlich eine große Lösung. Die Mittelständler, die das einsetzen, gehören eher dem gehobenen Segment an", kommentiert Karsten Sontow. In diesem Spektrum sei SAP unter den Top-5-Anbietern und habe einen Marktanteil in einer Größenordnung von rund 10 Prozent. Die Einführung von Business All-in-One habe aber nach wie vor eine deutliche Projektcharakteristik und sei keine Installation 'out of the box': "In dieser Gewichtsklasse schneidet SAP bei den Anwendern ordentlich ab, diese Lösungen für anspruchsvollere Szenarien werden insgesamt als professionell und gut eingestuft", sagt der Experte mit Blick auf die ERP-Zufriedenheitsstudie.

Bei einzelnen Aspekten wie der Usability und dem Reporting gäbe es jedoch auch deutliche Kritik. Mit Templates und Rapid-Deployment-Ansätzen habe SAP deutlich mehr für die effiziente ERP-Einführung getan, so dass sie im gehobenen Mittelstand seit dem Jahrtausendwechsel durchaus deutliche Fortschritte erzielt habe. "Man hat da seinerzeit reagieren müssen, denn bei der Zielgruppe der Hidden Champions und dem gehobenen Mittelstand sind die Anforderungen zwar fachlich anspruchsvoll, zugleich sind diese Unternehmen aber Budget-sensibel und es gibt eine Reihe von mittelständischen ERP-Wettbewerbern auf Augenhöhe", so Sontow.

Doch braucht SAP die KMUs überhaupt? "Nach meiner Einschätzung ist es ein relevanter Markt, schließlich stellen sie einen großen Teil der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz und damit quantitativ ein erhebliches Potential dar", sagt Göttert. "Allerdings ist auch genau das die Herausforderung für die SAP. Wir sprechen über ein Massenmarktgeschäft mit all seinen Anforderungen wie beispielsweise individuelle Lösungsansätze, Pragmatismus und große Flexibilität. Diese Eigenschaften werden von KMUs nicht auf Anhieb SAP zugeschrieben." Fazit: Die Mission Mittelstand hat SAP zwar vor allem bei den gehobenen Unternehmen gemeistert, in kleineren mittelständischen Betrieben gibt es aber durchaus noch Luft nach oben.

SAP-Lösungen für den Mittelstand im Überblick

SAP Business ByDesign

Die Lösung ist jetzt offiziell für Unternehmen ab 500 Mitarbeitern mit etwa 50 bis 500 Usern gedacht. Sie wird im SAP Rechenzentrum in Deutschland betrieben, überwacht und gewartet, ist in acht Sprachen erhältlich und live in gut 50 Ländern. SAP veranschlagt einen Implementierungszeitraum von vier bis acht Wochen, für CRM-Starterpakete 1,5 Tage. Seit Anfang 2014 wird das System an Neukunden inklusive der In-Memory DatenbankSAP Hana ausgeliefert.

Business byDesign bietet Funktionalität in den Bereichen Compliance Management, Financial Management, Executive Management Support, Supplier Relationship Management, CRM, Human Resources Management, SCM, Projektmanagement und die Anbindung mobiler Endgeräte. Als Zielgruppen nennt SAP Fertigungs- und Großhandelsunternehmen, sowie Anbieter von Professional Services. Der Grundpreis liegt bei 1.500 Euro; damit sind Support, Backup und Recovery abgedeckt. Der monatliche Preis für einen Self-Service Benutzer beginnt bei 15 Euro, für einen Team Benutzer bei 79 Euro und für einen Enterprise-Benutzer bei 133 Euro.

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

SAP Business One

Die Lösung richtet sich an Unternehmen mit 10 bis 100 Mitarbeitern. Die aktuell 45.000 Anwenderunternehmen haben durchschnittlich 5 bis 10 User, darunter rund 2.100 Großunternehmen, die Business One für Integrationsszenarien nutzen. Die Lösung ist in rund 150 Ländern und 27 Sprachen mit 41 Länderversionen erhältlich.

Als Implementierungszeit setzt SAP zwei bis acht Wochen an, verfügbar sind über 500 Add-ons von Partnern, die auch fast ausschließlich für den Vertrieb zuständig sind. Business One auf der Basis von SAP HANA ist mit eingebetteten Analysefunktionen auf der Basis von Crystal Reports ausgestattet, um auch kleinen Unternehmen ein hohes Maß an Analysemöglichkeiten zu geben. Seit 2012 offerieren Partner SAP Business One Cloud, das zunächst Business One OnDemand hieß, auch in der Mietvariante. Die Lösung ist für kleine Unternehmen gedacht, die eine zentrale Anwendung für alle wichtigen Unternehmensbereiche wie Vertrieb, Einkauf, Lager und Finanzwesen benötigen.

SAP Business All-in-One

Rund 25.000 Kunden verzeichnet SAP weltweit für Business All-in-One. Zielgruppe sind Unternehmen mit 100 bis 2.500 Mitarbeitern. Erhältlich ist die Lösung in mehr als 55 Ländern, es existieren gut 500 Add-ons von Partnern für spezifische Branchen. Auch Libraries mit vorkonfigurierten Geschäftsprozessen in 24 Branchen und über 50 Ländern sollen bei der schnellen Einführung helfen. Als Implementierungszeit veranschlagt der Hersteller acht bis 16 Wochen.

Zu den Bestandteilen der Lösung gehören sogenannte Best-Practices-Szenarien, die zwischen 70 und 80 Prozent der Prozessanforderungen der jeweiligen Branche abdecken sollen. Die Module für Fibu, Einkauf, Vertrieb und Controlling kommen aus SAP ERP. Angeboten werden auch Module für die Materialbedarfsplanung in der Produktion, die Auftragsabwicklung und Beschaffung mit End-to-End-Prozessen für Order-to-Cash und Procure-to-Pay sowie SCM, Vertriebsautomatisierung und Analytics. (wh)