SAP-Software macht Anwender nicht erfolgreicher

17.03.2006
SAP hat in der Vergangenheit immer wieder damit geworben hatte, dass die eigenen Kunden erfolgreicher am Markt agierten. Jetzt belegen Marktforscher das Gegenteil.

Es gibt kaum eine Veranstaltung der SAP, auf der nicht mit großflächigen Videos damit geworben wird, wie erfolgreich die eigenen Anwender in ihren jeweiligen Märkten unterwegs seien. Diese Erkenntnis des größten deutschen Softwarekonzerns beruht in erster Linie auf Untersuchungen der US-amerikanischen Marktforscher von Stratascope. SAP hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr beauftragt, die Profitabilität zwischen SAP- und Nicht-SAP-Anwendern zu vergleichen. Stratascope befragte daraufhin 587 SAP-Kunden sowie 2769 Unternehmen, die auf die Business-Software des badischen Softwarehauses verzichteten. Heraus kam der Werbeslogan: "Companies that run SAP are 32 % more profitable than companies that don't."

Nicholas Carr, der vor knapp zwei Jahren mit seiner Behauptung "IT doesn't matter" für Aufesehen gesorgt hatte, zweifelt offen an dieser These. Es sei ein ziemlich hoher Anspruch, höhere Profite in Verbindung mit dem Einsatz einer bestimmten Software zu bringen, schreibt Carr in seinem Weblog. Es gebe kaum Möglichkeiten, dies zu verifizieren. Zudem habe SAP zwar Millionen in seine Werbekampagne gesteckt. Die Studie selbst, auf der alles aufbaut, sei aber nie öffentlich gemacht worden. "Wir haben nur den Slogan bekommen, nicht die Fakten."

Die Zweifel werden nun durch eine unabhängige Studie von Nucleus Research erhärtet. Die Marktforscher haben die Ergebnisse von 81 SAP-Kunden, deren Papiere an der Börse gehandelt werden, unter die Lupe genommen. Im Fokus stand dabei der Return on Equity (RoE), der in aller Regel in den Finanzberichten der jeweiligen Unternehmen publiziert wird. Nucleus Research kam zu dem Ergebnis, dass die SAP-Kunden im Durchschnitt auf einen RoE von 12,6 Prozent kommen, verglichen mit einem Durchschnittswert von 15,7 Prozent. Damit würden die SAP-Anwender um knapp 20 Prozent weniger profitabel wirtschaften als der Industriequerschnitt. Die Quintessenz der Marktforscher lautet: "The best-run-business don't run SAP." Potenzielle Kunden sollten genau überlegen, was sie erwarten, und den Marketing-Aussagen der SAP skeptisch gegenüber stehen.

Um den größtmöglichen Nutzen aus einer Investition in SAP-Produkte zu ziehen, so raten die Marktforscher von Nucleus weiter, sollten Interessenten um die Preise feilschen. Es habe sich gezeigt, dass es bei den Lizenzpreisen Spielraum gebe. Wer hart verhandle und auch den einen oder den Namen des einen oder anderen Konkurrenten während der Gespräche fallen lasse, könne seine Anfangsinvestitionen durchaus mindern. Wer darüber hinaus keine Pläne für den Ausbau des SAP-Systems hege, könne auch an den Wartungskosten sparen, rät Nucleus Research. Im Markt agierten etliche Dienstleister, die ebenfalls Supportleistungen für SAP-Umgebungen anbieten. (ba)