Funktionale Erweiterungen

SAP setzt große Hoffnungen auf Business Suite 7

04.02.2009 von Frank  Niemann
SAP hat die neue Version 7 seiner "Business Suite" vorgestellt. Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise betonen die Walldorfer besonders deren Modularität und Einsparpotenzial.

Nach Überzeugung des Softwarekonzerns können SAP-Nutzer mit "Business Suite 7" betriebswirtschaftliche Abläufe wesentlich kostengünstiger betreiben als bisher. Funktionserweiterungen sollen unter anderem bessere Auswertung von Geschäftsdaten und überbetriebliche Zusammenarbeit erlauben.

Einen schlechteren Zeitpunkt als jetzt hätte SAP für die Vorstellung der neuen Business Suite kaum wählen können. Angesichts der wirtschaftlichen Turbolenzen dürften viele potenzielle Softwarekunden im Augenblick wenig Verlockungen verspüren, massiv in Geschäftssoftware zu investieren. Doch als SAP vor rund 18 Monaten mit der Entwicklung der neuen Suite begann, war von der Krise noch nichts zu spüren.

Die SAP Business Suite ist eine Sammlung von Softwarelösungen, zu denen die auch einzeln angebotenen Produkte wie unter anderem "SAP ERP", "SAP CRM", "SAP PLM" und "SAP SRM" zählen. Die Version 7 der Suite befindet sich seit November 2008 im Ramp-up. Während dieser Phase läuft die Software bei ausgewählten Kunden. Nun kündigte SAP die neue Version offiziell an.

SAP-Vorstandsmitglied Jim Hagemann-Snabe nahm die Krise daher zum Anlass, die Vorzüge der Business Suite 7 in puncto Kostenreduktion besonders zu unterstreichen. Seiner Überzeugung nach können Unternehmen mit Hilfe von vorkonfigurierten Paketen, die auf der Suite aufsetzen ("Best-run-now-Packages"), die Implementierungskosten um bis zu 50 Prozent senken (siehe auch "SAP-Betriebskosten sparen"). Auch die Betriebskosten lassen sich drücken, so Hagemann-Snabe. Je nach Kundenkonfiguration sei es möglich, bis zu 30 Prozent einzusparen. Grundlage dafür ist die Management-Plattform "Solution Manager" und das höchst umstrittene Wartungsmodell der SAP namens "Enterprise Support".

Über Enhancement Packages sollen SAP-Kunden ihre Geschäftsapplikationen ohne großen Aufwand erweitern können.

Kosten und Aufwand beim Applikationsbetrieb sollen Firmen aber auch durch das Konzept der "Enhancement Packages" sparen können. Neue Funktionen erhalten Anwender für die nächsten Jahre nicht über herkömmliche Software-Releases, sondern über diese Erweiterungspakete. Sie sollen sich leicht und schnell je nach Bedarf aufspielen beziehungsweise aktivieren lassen. Die Zeit der großen und teuren Release-Wechselprojekte soll damit vorbei sein, behauptet SAP. Das nächste Major-Release der Suite wird es Hagemann-Snabe zufolge etwa in fünf Jahren geben. Enhancement Packages liefert SAP bereits seit einer Weile für das Kernprodukt SAP ERP aus und hat dieses Konzept nun auf die Business Suite ausgedehnt.

Jährlich ein Erweiterungspaket

Mit der neuen Suite-Version liefert SAP eine neue Version der Bestandteile CRM, PLM, SRM und SCM erstmals zur gleichen Zeit aus. Früher hatte der Softwarenanbieter Funktionsbausteine zeitversetzt freigegeben. Das neue Konzept soll es Anwendern erleichtern, Softwareprojekte zu planen. "Bisher war das schwierig, da beispielsweise ERP- und CRM-Funktionen zu unterschiedlichen Zeiten zur Verfügung standen, was die Abstimmung neuer Funktionen mit Fachbereichen sowie die Einführung kompliziert hat", so Sven Denecken, Vice President Suite Solution Management. Wie bereits für ERP will SAP auch für die Business Suite 7.0 alle neun bis zwölf Monate ein Erweiterungspaket herausbringen.

Insgesamt wurden 150 Funktionen hinzugefügt. Darunter verbesserte Tools zur Kampagnen-Steuerung (Teil des Kunden-Managements, CRM), ein Talent-Management (Teil des Personal-Managements) sowie Metoden, um den elektronischen Einkauf nebst Bezahlung zu automatisieren ("E-Procurement").

Im Standardlieferumfang enthalten sind ferner Teile des Business-Intelligence-Angebots des Spezialisten Business Objects, den SAP übernommen hatte. Anwendern werden zu einer Datenansicht passende Auswertungen angeboten. Nutzer sollen so sich Analysefunktionen nicht mehr zusammensuchen müssen, sondern erhalten sie passend zum jeweiligen Funktionszusammenhang präsentiert. Marketing-Leute sprechen hier gern von "Embedded Analytics". SAP verspricht Kunden ferner, sie könnten mit Hilfe der Suite firmenübergreifende Abläufe besser steuern. Dazu zähle die gemeinsame Entwicklung von Produkten.

SAP bietet mit der Business Suite ein umfangreiches Programmpaket für international operierende Firmen. Hauptkonkurrent ist Oracle, der mit der "E-Business Suite" einen ähnlichen Produktansatz fährt.