Fehler bei der Personalsuche

SAP-Manager werden oft überfordert

22.09.2014 von Sibylle Hofmeyer
Suchen SAP-Dienstleister Führungskräfte, machen sie aus der Sicht von Personalexperten oft zwei Fehler: Zum einen erwarten sie zu viel von ihnen, zum anderen legen sie vorher nicht fest, welche Anforderung der Manager erfüllen muss.

Geeignete IT-Fachkräfte zu finden ist schon aufwändig. Die Suche nach Topmanagern gestaltet sich ungleich schwieriger, sagt Frank Rechsteiner, Inhaber der SAP-Personalberatung Hype. Das liege nicht allein am Bewerbermangel, so der Personalberater: "Unklare Anforderungsprofile führen bei Führungspositionen immer wieder zu Fehlbesetzungen, die für SAP-Partnerfirmen mit hohen finanziellen Verlusten und Imageschäden verbunden sind."

Frank Rechsteiner, Inhaber der SAP-Personalberatung Hype: "Fehlbesetzungen können für SAP-Partnerfirmen sehr schädigend sein."
Foto: Rechsteiner

Fachleute schätzen die direkten und indirekten Kosten einer Fehlbesetzung auf Topmanager-Ebene dreimal so hoch ein wie das damit verbundene Jahresgehalt. Darin enthalten sind Ausgaben für Anzeigenschaltungen und Headhunter, die verlorene Arbeitszeit der am Bewerbungsverfahren beteiligten Personen, Reisekosten, verminderte Arbeitsleistungen während der Einarbeitungszeit des neuen Stelleninhabers sowie potenzielle Aufwendungen für Abfindungen oder gerichtliche Auseinandersetzungen.

Zu hohe Erwartungen an SAP-Manager

SAP-Führungskräfte scheitern gelegentlich an überzogenen Erwartungen ihrer Arbeitgeber, Rechsteiner erinnert sich an einen Fall aus seiner Praxis. "Ein Beratungshaus hatte einen gut vernetzten Kandidaten mit Vertriebskompetenz, Markt- und Management-Erfahrung gefunden, der die IT-Services ausbauen sollte. Als ihn das Unternehmen darüber hinaus operativ in Kundenprojekten einsetzen wollte, um seine Arbeitsleistung weiter zu steigern, kam es zum Bruch zwischen den beiden Parteien."

Eindeutige Anforderungsprofile erleichtern die Neubesetzung vakanter Stellen.
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Ähnlich abrupt endete das Arbeitsverhältnis zwischen einem internationalen SAP-Dienstleister und dem neuen Geschäftsführer seiner deutschen Niederlassung. Um die fachlichen Anforderungen optimal abzudecken, hatte sich das Unternehmen für einen erfahrenen IT-Berater entschieden. Da dieser jedoch mit der Akquise neuer Kunden und Aufträge überfordert war, musste sich das Unternehmen wieder von ihm trennen. Der richtige Ansatz hätte bedeutet, Vertriebs-und Beratertätigkeiten klar voneinander zu trennen und beide Bereiche mit den passenden Kandidaten zu besetzen.

Klare Anforderungsprofile

Wie lassen sich solche Fehlgriffe vermeiden? Zunächst sollten Unternehmen für jede neu zu besetzende Führungsposition ein Anforderungsprofil erstellen. Darin sind notwendige Qualifikationen und Erfahrungen des Kandidaten, unternehmensspezifische Aspekte und künftige Verantwortlichkeiten zu berücksichtigen. Wie eine Stellenbesetzung ohne klares Anforderungsprofils scheitern kann, zeigt das Beispiel eines SAP-Beratungshauses, das einen Kandidaten für den Aufbau seines neuen Geschäftsbereichs SAP HANA suchte. Das Unternehmen war sich nicht darüber im Klaren, dass diese Aufgabe auch ausgewiesene Prozess- und Data-Mining-Kompetenz erforderte. Nur so hätte der neue Bereichsleiter die benötigten internen Personalressourcen aufbauen können, um die Kunden angemessen zu beraten. Als der SAP-Partner die Vakanz mit einem ausgewiesenen Datenbankexperten besetzte, geriet dieser bald an seine Grenzen, weil er sich nur auf die technischen Aspekte des HANA-Einsatzes konzentrierte.

Das verdienen IT-Berater
Berufseinsteiger ...
... verdienen als IT-Berater durchschnittlich 46.540 Euro. Die Daten stammen von Personalmarkt.
Nach drei bis sechs Jahren ...
... steigt das Gehalt auf 54.960 Euro.
Mit mehr als neun Jahren Berufserfahrung ...
... verdienen IT-Berater 73.760 Euro.
Mit 30 Jahren ...
... verdienen IT-Berater ohne Personalverantwortung durchschnittlich 54.950 Euro.
Mit 40 Jahren ...
... liegt das Jahresgehalt im Schnitt bei 70.670 Euro.
Mit 50 Jahren ...
... klettert es auf 79.850 Euro.
Auch die Unternehmensgröße ...
... beeinflusst das Gehalt von IT-Beratern ohne Personalverantwortung. In Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern liegt es bei 54.910 Euro.
In mittelgroßen Unternehmen ...
... mit bis zu 1.000 Mitarbeitern liegt es bei 60.240 Euro.
In Konzernen ...
... liegt das Durchschnittgehalt eines IT-Beraters bei 71.780 Euro.
Die Luftfahrt ...
... führt das Ranking nach Branchen an. IT-Berater ohne Personalverantwortung verdienen hier im Schnitt 71.510 Euro jährlich.
Versicherungen ...
... stehen mit einem Jahresverdienst von 71.350 Euro auf Platz 2.
Banken ...
... zahlen IT-Beratern im Durchschnitt 70.990 Euro.
In der Automobilindustrie ...
... liegt das durchschnittliche Gehalt eines IT-Beraters bei 70.980 Euro.
IT-Systemhäuser ...
... zahlen IT-Beratern im Schnitt 66.680 Euro.
In der Telekommunikationsbranche ...
... liegt das durchschnittliche Jahresgehalt von IT-Beratern bei 67.830 Euro.
In der Logistik ...
... liegt es bei 61.720 Euro.
In der Beratung ...
... verdienen IT-Berater im Durchschnitt 61.330 Euro.
Softwareunternehmen ...
... zahlen durchschnittlich 59.050 Euro.
Medien und Presse ...
... zahlen IT-Beratern durchschnittlich 56.610 Euro und bilden damit das Branchen-Schlusslicht.
Im Länderranking ...
.. .gibt es bei IT-Beratern je nach Bundesland Gehaltsunterschiede von mehr als 20.000 Euro.
In Bayern ...
... verdienen IT-Berater ohne Personalverantwortung durchschnittlich 69.840 Euro. Damit steht Bayern im Länderranking auf Platz eins.
In Hamburg ...
... sind es durchschnittlich 68.030 Euro.
In Nordrhein-Westfalen ...
... verdienen IT-Berater durchschnittlich 67.650 Euro.
In Schleswig-Holstein ...
... sind es im Durchschnitt 63.010 Euro.
In Niedersachsen ...
... verdienen IT-Berater durchschnittlich 62.950 Euro.
In Thüringen ...
... bekommen Sie ein durchschnittliches Jahresgehalt von 52.590 Euro.
In Sachsen ...
... sind es 50.980 Euro.
In Mecklenburg-Vorpommern ...
... verdienen IT-Berater im Durchschnitt 49.630 Euro.
Ohne Personalverantwortung ...
... verdient ein IT-Berater im Schnitt 64.360 Euro.
Mit Personalverantwortung ...
... steigt das Durchschnittsgehalt auf 99.960 Euro.
IT-Berater mit ein bis drei Mitarbeitern ...
... verdienen durchschnittlich 80.360 Euro.
Mit 16 bis 30 Mitarbeitern ...
... steigt das Gehalt auf einen sechsstelligen Betrag (107.920 Euro).
Mit mehr als 101 Mitarbeitern ...
... erzielen IT-Berater den Spitzenverdienst im Ranking: 175.850 Euro.

Personalsuche dauert vier Monate

Externe Hilfe können sich SAP-Dienstleister etwa bei Personalberatern holen und mit ihnen auch Anforderungsprofile erarbeiten. Aus Rechsteiners Erfahrung dauert der Suchprozess zwischen drei und vier Monaten: "Bei der Besetzung einer Führungsposition sollten die SAP-Partner maximal drei Vorschläge erhalten, unter denen sie gezielt auswählen können." Das Gros der SAP-Fach- und Führungskräfte erhofft sich von einem Jobwechsel übrigens mehr Verantwortung, Einfluss, Bedeutung und Gestaltungsspielraum, wie Rechsteiner in einer Umfrage unter mehr als 500 SAP-Fach- und Führungskräften herausfand.