SAP ist für Freiberufler eine sichere Bank

11.05.2005 von Alexandra Mesmer
Selbständige SAP-Berater und -Entwickler gehören nicht nur zu den begehrtesten Freiberuflern, sie sind auch am besten bezahlt. Selbst mit exotischen Modulen können sie punkten.

Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage erinnert an den IT-Arbeitsmarkt in seinen besten Zeiten: Die 4131 SAP-Spezialisten, die sich in der Datenbank des IT-Projektportals Gulp registriert haben, erhielten seit Jahresanfang über 13000 Projektanfragen. Damit gingen 20 Prozent aller Anfragen für Freiberufler an selbständige SAP-Experten. Eine Entwicklung, die den Trend der vergangenen Jahre fortsetzt, so Stefan Symanek von Gulp: "SAP-Kenntnisse sind traditionell das begehrteste Skill im Freiberuflermarkt, noch vor Oracle und Java."

Klassischen Module sind bei den Auftraggebern nach wie vor gefragt. Für Experten im Bereich SAP Finanzen (FI) gab es seit Januar 2329 Projektanfragen, gefolgt von Controlling (2198) und Vertrieb (2088). Die bevorzugteste Kombination sind die Module FI und CO.

Aber auch in kleinen Nischen scheinen sich die SAP-Experten keine Sorgen machen zu müssen. Für diejenigen, die sich in den Modulen APO (Advanced Planning & Optimization) und EBP (Enterprise Buyer Professional) spezialisiert haben, ist das Gegenteil der Fall: In der Gulp-Datenbank finden sich nur 147 Freiberufler, die Erfahrungen mit der Supply-Chain-Management-Komponente APO gesammelt haben. Sie konnten im ersten Quartal unter 343 Projektanfragen wählen. Noch bessere Karten haben die 52 Experten, die mit der E-Procurement-Komponente EBP gearbeitet haben - sie bekamen insgesamt 138 Anfragen, so dass rein rechnerisch auf jeden Selbständigen drei Projektanfragen entfielen.

Breites Wissenspektrum

"An den Modulen APO und EBP sieht man, dass sich Freiberufler durch eine Spezialisierung in eine gute Position bringen können", sagt Symanek. Allerdings sollte die Spezialisierung mit Bedacht gewählt sein und das bisherige Einsatzgebiet ergänzen. Es gebe wenig Sinn, sich zum Beispiel auf Produktionsplanung zu fokussieren, wenn man bisher im Dienstleistungsbereich zu Hause war. Die Analyse zeigt, dass die meisten SAP-Berater und -Entwickler über ein breiteres Qualifikationsprofil mit Wissen über mehrere Module verfügen.

Spezialisierungen geben laut Gulp-Analyse aber oft den Ausschlag, wie viel ein Freiberufler fordern kann. So liegen die Stundensätze der Experten mit APO-Know-how bei 81 Euro und im EBP-Umfeld sogar bei 85 Euro. Der Otto-Normal-Freiberufler mit seiner durchschnittlichen Forderung von 64 Euro in der Stunde scheint abgeschlagen. Allerdings sind die SAP-Spezialisten im Schnitt auch zwei Jahre älter. "Alter und zusätzliche Berufserfahrung wird honoriert", weiß Symanek. Im SAP-Bereich werden Experten mit Wissen um das SD-Modul mit 78 Euro am schlechtesten bezahlt.

Der Bedarf ist auch eine Frage der Region: In Frankfurt am Main, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg spielt sich ein Großteil des Geschäfts ab. Kenntnisse zu einzelnen Module werden in bestimmten Regionen besonders häufig gesucht: So ist der Bedarf an HR-Spezialisten in Norddeutschland ausgeprägt, während in Bayern vor allem das Know-how zum SD-Modul verlangt wird. Regional unabhängig ist die Bedeutung von Finanzen und Controlling.