Weniger Projekte, weniger Geld

SAP-Experten und die Krise

29.04.2009 von Karen Funk
Wie es den freiberuflichen SAP-Profis in der Wirtschaftskrise geht und welche Strategie sie anwenden sollten, dazu haben wir Dieter Brencher, Leiter des SAP-Arbeitskreises im BVSI gefragt..

CW: Wie wirkt sich die gegenwärtige Krise auf den SAP-Freiberuflermarkt aus?

Dieter Brencher leitet den SAP-Arbeitskreis im BVSI.
Foto: Dieter Brencher BVSI

Brencher: Genauso wie in den Jahren nach dem 11. September 2001 beobachten wir, dass mehr Freiberufler auf der Suche nach Projekten sind und gleichzeitig weniger Projekte angeboten werden. Dabei trifft es den SAP-Bereich generell nicht so hart wie zum Beispiel den doch überbesetzten Mark der reinen Java-Programmierung. Dennoch bewegen sich auch bei der SAP-Beratung die Preise nach unten. Daher ist jeder sicher gut beraten, ein Projekt mit niedrigerem Salär anzunehmen, als kein Projekt zu haben. Die Zeiten, die Preise nach oben zu schrauben, sind momentan nicht gegeben.

CW: Der SAP-Markt ist stark diversifiziert. Wie ist die Nachfrage nach den verschiedenen SAP-Modulen?

Brencher: Die Nachfrage nach verschiedenen SAP-Modulen ist wie immer unterschiedlich. Weiterhin ist der Markt im Umfeld von "SAP Business Warehouse", "Business Objects", den klassischen Finanzmodulen und der "SAP Basis" nur bedingt rückläufig. Hier zählen jedoch nicht nur das technische Wissen, sondern neben dem Preis auch die so genannten "Soft Skills", die in Fortbildungen erworben werden müssen.

Projekte und Honorare

CW: Wie beurteilen Sie die aktuelle Projektlage? Haben SAP-Berater noch Verhandlungsspielraum bei den Honoraren?

Brencher: Auch in den vergangenen (guten) Jahren war es so, dass Projekte oft im zweiten Quartal vergeben wurden und so besteht Hoffnung, dass die Lage nicht so schlecht ist, wie sie dem einen oder anderen Berater, der momentan ohne Projekt ist, erscheint. Zudem handeln manche Vermittlungsagenturen sicher genauso wie einige große Hersteller, die heftig über die Finanzkrise jammern, um Subventionen und gute Margen zu bekommen, jedoch eigentlich noch gut verdienen und die Situation sicher für sich ausnutzen. Daher lohnt es sich in jeder Verhandlung für den Freiberufler, auch noch um die letzte Mark beziehungsweise natürlich um den letzten Euro hart zu verhandeln.

CW: Sehen Sie Chancen in der Krise?

Brencher: Ja, auf jeden Fall. So setzen manche Unternehmen nicht nur rigoros ganze Heerscharen von Freiberuflern vor die Tür, sondern sie stellen vor allem teure, große Beratungshäuser auf den Prüfstand und erneuern die Verträge nicht. Da das Geschäft jedoch weiter läuft und man diese Beratungsgiganten nun wirklich für zu teuer ansieht, versucht man günstigere kleinere Firmen oder eben Freiberufler direkt zu akquirieren. Nun haben jedoch Vermittler selten Verträge mit kleineren Firmen und so besteht die Chance, sich über eben diese Häuser oder direkt neue Aufträge zu sichern.

Strategien gegen die Krise

CW: Wie sollten sich IT-Freiberufler wappnen, um in Krisenzeiten nicht unterzugehen?

Brencher: Der Berufsverband der Selbständigen in der Informatik (BVSI )und der SAP-Arbeitskreis (DSAK) investieren seit Jahren in SAP-Trainings-Systeme, die in diesen schwierigen Zeiten mehr genutzt werden. Leider haben wir Folgendes beobachtet: Je besser die Auftragslage war, desto geringer wurde das Interesse an Fortbildungen. Nachdem sich jetzt wieder mehr Realismus breit macht, wollen sich viele Berater ganz schnell weiterbilden, um sich besser zu vermarkten.

Dies ist ein ähnliches Verhalten, wie wir es momentan in der Politik und Wirtschaft beobachten können. Defizite, die sich über Jahre aufgebaut haben, können nicht mit Einmalinvestitionen abgebaut werden, sondern hätten kontinuierlich mit Weiterbildungen und Investitionen vermieden werden können.

Der DSAK bietet neben der Möglichkeit, sich gemeinsam mit Kollegen in SAP weiterzubilden auch qualifizierte Fortbildungen an. Besser spät als nie, doch auch im Beratermarkt gilt, dass antizyklisches Verhalten, genau wie an der Börse, zum langfristigen Erfolg führt.

CW: Was bringt der SAP-Arbeitskreis SAP-Freiberuflern?

SAP-Tagung am 16. Mai 2009 in Frankfurt

Die nächste SAP-Arbeitskreis-Tagung findet am 16. Mai 2009 in Frankfurt statt. Auf dem Programm stehen unter anderem Kurzvorträge zu den Themen "SAP BI I", "virtuelle Maschinen (VM Ware)" und "IS-U Module". Wer sich für den DSAK interessiert, ist eingeladen, hier einmal die Arbeitskreis-Atmosphäre zu schnuppern. Bei Interesse an dieser kostenfreien Veranstaltung wird um Anmeldung unter office@bvsi.de in der Geschäftsstelle des Berufsverbandes Selbständige in der Informatik gebeten.

Kontakt:
Uta Nommensen
BVSI-Pressereferentin
Telefon: 040 39 90 50 80
Berufsverband Selbständige in der Informatik (BVSI) e. V.
Hallingstraße 10, 25348 Glückstadt
Tel. 04124-60 50 87 Fax 04124-60 50 75
office@bvsi.de
http://www.bvsi.de.

Brencher: DSAK-Mitglieder können verschiedene SAP-Trainingsumgebungen für die Weiterbildung nutzen. Den Zugriff auf SAP-Systeme und auf ein internes Portal sehen viele Mitglieder als Wettbewerbsvorteil. Außerdem gibt es auf den SAP-Arbeitskreistreffen die Möglichkeit zur Fortbildung und zur Pflege des beruflichen Netzwerkes.

Der SAP Arbeitskreis (DSAK) wurde übrigens bereits 1999 als BVSI-Arbeitskreis gegründet und hat zurzeit etwa 100 Mitglieder. Über die momentan aktuellen Fortbildungsmöglichkeiten sowie den Nutzen, sich im Verband und im DSAK zu engagieren, informieren unsere Webseiten http://www.bvsi.deund http://www.dsak.info.

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