CRM

Salesforce kündigt "Lightning Experience" an

25.08.2015 von Thomas Cloer
Salesforce hat seine CRM-Plattform mit der modernisierten Oberfläche "Lightning Experience" versehen.

Die Weiterentwicklung ist Teil eines auf mehrere Jahre angelegten "Masterplans" zur Modernisierung der CRM-Software von Salesforce - auch der SaaS-Pionier ist erwachsen geworden und seine Software bereits ein wenig in die Jahre gekommen. 2013 hatte Salesforce zunächst "Salesforce1" angekündigt, mit dem Anwender viele Geschäftsprozesse auch unterwegs am Smartphone erledigen konnten. Im vergangenen Jahr folgten dann die Plattform-Technologien "Lightning App Builder" mit "Lightning Components", um auch Line-of-Business-Nutzern ohne Programmierkenntnisse das Erstellen von Anwendungen zu ermöglichen.

Heute starten mit der "Lightning Experience" und dem "Lightning Design System" nun die noch fehlenden Bausteine für das Salesforce der nächsten Generation. Mit der Lightning Experience soll Business-Software so ansehnlich und nutzerfreundlich werden wie Consumer-Apps. Das moderne neue Interface - beim Rivalen SAP heißt das Pendant "Fiori" - funktioniert auf Desktop, Tablet und Smartphone und soll dem Nutzer "intelligent" auf jedem Bildschirm möglichst die gerade relevanten Informationen präsentieren.

Salesforce hat sich vier neue Designprinzipien verordnet - Klarheit, Effizienz, Konsistenz und Schönheit. Das Lightning Design System übersetze diese Prinzipien in erweiterbare CSS (Cascading Style Sheets) und soll Entwicklern und Partner Blaupausen an die Hand gebenb, um optisch ansprechende Komponenten so zu bauen, dass sie auf jedem Gerät und Betriebssystem mit Salesforce funktionieren.

Das "Lightning"-Erlebnis hat Salesforce natürlich auch in seine weiterentwickelte "New Sales Cloud" übernommen. Diese hat nach Angaben des Anbieters mehr als 25 neue Funktionen, dank derer der Vertrieb nun schneller, smarter und flexibler verkaufen soll - darunter Banalitäten wie das Versenden von Office-Dokumenten und PDFs direkt aus Salesforce heraus, aber auch kontextrelevante Zusatzinfos zu wichtigen Kunden ("Account Insights"), ein agiles "Pipeline-Board" mit Drag and Drop von Opportunities entlang des Vetriebszyklus, ein Activity Feed und Chatter-getriebene Collaboration-Tools und ingesamt mehr Möglichkeiten für Anpassungen und Erweiterungen. Mit der "Salesforce Financial Services Cloud" kündigt Salesforce außerdem seine erste Branchenlösung an.

Lightning Experience for Sales Cloud ist ab heute als Preview zu haben und soll im Oktober allgemein verfügbar sein. Bestandskunden können entscheiden, wann sie auf die neue Oberfläche umsteigen wollen (dazu können sie die neue Sales Cloud vor einem kompletten Deployment auch mit einem Teil ihrer Mitarbeiter ausprobieren). Die Lightning Experience unterstützt alle Salesforce-Sprache mit Ausnahme der linksläufigen (RTL-)Sprachen Arabisch und Hebräisch und ist ab Group Edition aufwärts enthalten.

Was ist was bei Salesforce.com?
Analytics Cloud
Die Analytics-Cloud-Funktionen von Salesforce sollen Business-Anwender in die Lage versetzen, Kundendaten zu analysieren, und Analysten, ihren Kunden zu neuen Erkenntnissen zu verhelfen. Expertise in Sachen Business Intelligence und Data Mining, einst für aussagekräftige Erkenntnisse unabdingbar, ist dazu nicht erforderlich.
App Exchange
App Exchange ist ein Online-Marktplatz für Business-Anwendungen, die von Dritten für den Betrieb (im PaaS-Modell) auf Force.com angeboten werden, teils kostenpflichtig, teils gratis, teils im Freemium-Modell. Die Apps sind nicht auf den angestammten Salesforce-Funktionsbereich CRM beschränkt; das Portfolio erstreckt sich von Kundendienst, Marketing und IT/Administration über Personalverwaltung, Finanzen und ERP bis hin zu Collaboration und Business Analytics.
Chatter
Mit Chatter lassen sich soziale Netzwerke einrichten, die aber auf ein Unternehmen beschränkt sind und unter der Kontrolle dieser Unternehmen stehen. Ihr Zweck ist nicht privater Austausch zwischen Menschen beziehungsweise Social-Media-Marketing von Unternehmen gegenüber ihren Zielgruppen, sondern der Austausch zwischen Mitarbeitern, um auf diese Weise die Sales-, Marketing- und Service-Prozesse effizienter zu gestalten und die Ergebnisse zu verbessern.
Community Cloud
Salesforce positioniert die Community Cloud als Plattform zur Geschäftsprozessabwicklung und Online-Kollaboration zwischen Mitarbeitern, Kunden, Partnern, Lieferanten und Distributoren. Sie ermöglicht es Unternehmen, öffentliche oder geschlossene Netzgemeinschaften unter der eigenen Marke zu erstellen.
Data.com
Der Salesforce-Dienst Data.com bietet zwei zentrale Funktionen, die wesentliche Aspekte der Sales Cloud abdecken: Zum einen dient das System der automatischen Übertragung und Verwaltung von Kundendatensätzen innerhalb eines Salesforce-Accounts. Zum anderen ermöglicht es Data.com seinen gut einer Million Abonnenten, sich gegenseitig ihre Kontaktdaten zur Verfügung zu stellen.
Force.com
Bei Force.com handelt es sich um ein PaaS-Angebot (Platform as a Service), mit dessen Hilfe Entwickler mandantenfähige Anwendungen erstellen können, die sich in die zentrale Salesforce-Applikationslandschaft integrieren lassen. Mit Force.com entwickelte Apps laufen auf der Salesforce-eigenen Infrastruktur. Auch die Kernanwendungen von Salesforce laufen auf Force.com.
Heroku
Die Entwicklungsplattform Heroku ermöglicht es Entwicklern, speziell für Soziale Medien wie Facebook und für mobile Endgeräte Apps zu entwickeln oder existierende Anwendungen hierfür bereitzustellen. Die Anwendungsentwicklung wird wesentlich beschleunigt, weil die Architekturen der Sozialen Medien genutzt werden können, anstatt eigene Anwendungsarchitekturen zu erstellen.
Lightning
Bei Lightning, angekündigt auf der Dreamforce-Konferenz im Herbst 2014, handelt es sich um ein proprietäres Javascript-Framework, das Entwickler in die Lage versetzen soll, besonders schnell mobile Anwendungen zu erstellen. Folgt man Salesforce-Blogger Mike Rosenbaum, ist Lightning sogar die "nächste Generation der Salesforce-1-Plattform".
Marketing Cloud
Die Marketing Cloud dient – im Salesforce-Jargon – der Gestaltung von "Customer Journeys", was mithilfe des "Journey Builder" geschieht: Echtzeit-Bereitstellung individueller, möglichst relevanter Informationen je Kunde mittels kanal- und geräteübergreifender Interaktion. Beispielsweise sind E-Mail-Kampagnen möglich.
Sales Cloud
Unter dem Begriff Sales Cloud fasst Salesforce alle Funktionen und Dienste auf der Salesforce-1-Plattform zusammen, die der Vertriebsautomatisierung dienen. Im Vordergrund stehen hier die klassischen CRM-Funktionen Kontakt-, Opportunity- und Lead-Management, in Verbindung mit Berichts-, Monitoring- und Prognosefunktionen.
Salesforce 1
Die Salesforce-1-Plattform ist die Drehscheibe des Cloud-Angebots von Salesforce. Hier finden sowohl die App-Entwicklung für alle mobilen und stationären Geräte statt als auch der Betrieb der Apps zur Vernetzung von Kunden, Mitarbeitern, Partner und Produkten. Über die Plattform werden 1,5 Milliarden Transaktionen abgewickelt, davon mehr als die Hälfte über APIs.
Service Cloud
Die Service Cloud umfasst alle Kundendienstfunktionen sowie unterstützende Funktionen, die Salesforce im SaaS-Modell (Software as a Service) anbietet. Dazu zählen Realtime-Dienste wie ein SOS-Button in mobilen Anwendungen, Service-Communities, Multichannel-Support, die Integration sozialer Medien als Service-Kanäle und Chatter, um bei dringenden Problemen schnell kompetente Kollegenunterstützung rufen zu können.
Work.com
Work.com ist ein Dienst, der es Sales-Verantwortlichen ermöglichen soll, ihre Teams effizienter zu steuern; „Sales Performance Management“ lautet der Oberbegriff. Teams lassen sich on the Fly zusammenstellen, vereinbarte individuelle Verkaufsziele mit tatsächlich erzielten Ergebnissen verbinden (und vergleichen), Übersichts-Reports über die Leistung von Teams oder einzelnen Mitarbeitern per Drag and Drop erstellen.

Der Lightning App Builder und Komponenten für Lightning Experience auf dem Desktop sollen im Oktober in die Pilotphase gehen und im ersten Quartal 2016 allgemein verfügbar sein. Alle Admin-Lizenzen für CRM und Force.com ermöglichen den Zugang. Die Financial Services Cloud startet heute als Preview und wird im kommenden Februar allgemein verfügbar, dann wird auch der Preis mitgeteilt.