Sage kauft Anbieter für Ärztesoftware

10.08.2006
Der britische Softwarehersteller lässt sich die Übernahme von Emdeon Practice Services (EPS) umgerechnet fast 570 Millionen Dollar in bar kosten.

Mit dem Kauf von EPS baut Sage seinen US-Markt für Arzt-Praxen-Software weiter aus. Bislang versorgten die Briten dort schon rund 7000 Ärzte mit Software. Durch EPS kommen weitere 20 000 hinzu. Das in Elmwood Park, New Jersey, ansässige Unternehmen EPS erzielte im Geschäftsjahr 2005 einen Umsatz von rund 304 Millionen Dollar, ein Plus von knapp drei Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr. Das Ebitda verdoppelte sich auf etwa 29,4 Millionen Dollar.

Die Sage-Verantwortlichen sehen im Gesundheitssektor offenbar ein lukratives Geschäft. Laut Gartner hinkt dieser Bereich in Sachen IT-Investitionen anderen Segmenten hinterher. Während im Branchendurchschnitt rund vier Prozent der Einnahmen in IT investiert wird, sind es im Bereicht Health Care gerade einmal 2,5 Prozent. Sage-CEO Paul Walker geht deshalb davon aus, dass viele Ärzte in nächster Zukunft ihre IT-Systeme auf den neuesten Stand bringen müssten. Auch regulatorische Vorschriften würden die Ärzte dazu veranlassen, ihre IT zu modernisieren. Zudem ließe sich der Praxisbetrieb damit effizienter organisieren.

Mit der Übernahme von EPS ist Sage eigenen Angaben zufolge in der Lage, den gesamten Praxisbetrieb mit Software zu unterstützen. Während die eigenen Anwendungen die Organisation sowie die Abrechnung abwickelten, ließen sich mit den EPS-Applikationen die Praxissysteme an IT-Umgebungen anderer Organisationen im Gesundheitswesen anbinden. Dazu zählen beispielsweise Kliniken und Versicherungen.

Mit der Übernahme des US-Anbieters führen die Sage-Verantwortlichen ihre Akquisitionsstrategie konsequent fort. "Akquisition sind der Killerfaktor für weiteres Wachstum", hatte Guy Berruyer, Sage President für die Bereiche Zentraleuropa und Asien, zur diesjährigen CeBIT verkündet (siehe auch: Sage setzt auf weitere Akquisitionen). Auch von Fehlschlägen wie die nicht geglückte Übernahme des norwegischen Softwareanbieters Visma ließen sich die Briten nicht von diesem Weg abbringen (siehe auch: Sage verliert Bieterkampf um Visma). Sage hatte rund 600 Millionen Dollar geboten, war aber von einem privaten Investor übertrumpft worden. In der Folge kauften sich die Briten einen Brückenkopf im chinesischen Markt (siehe auch: Sage kauft sich in China ein), übernahmen den deutschen ERP-Anbieter Bäurer (siehe auch: Update: Mit Bäurer drängt Sage in den Mittelstand) und sie kauften sich eine Mehrheitsbeteiligung an der französischen Firma Elit, einem Spezialisten für das Business Process Management (PPM) (siehe auch: Sage übernimmt Mehrheit an französischer Elit). (ba)