Der CIO von morgen

Sackgasse oder Sprungbrett ins Topmanagement?

09.09.2010 von Simone  Zach
Den CIO von morgen erwarten viele, teils neue Aufgaben, die ihm immer mehr Kompetenzen abverlangen, die außerhalb seiner traditionellen Zuständigkeit liegen. Aber welche werden das sein?

Auf den ersten Blick scheinen die Aussichten düster: Der Trend zur IT als Commodity bei überproportional steigender IT-Komplexität und abnehmendem Grenznutzen führt dazu, dass es immer schwieriger wird, sich mittels IT Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. IT wird so immer mehr zum Hygienefaktor mit Fokus auf Effizienzsteigerung und optimaler Unterstützung des bestehenden Geschäfts. In nur noch wenigen Firmen ist sie wettbewerbsdifferenzierend und generiert echtes Neugeschäft. Die IT hat tendenziell immer weniger strategischen Wert und wird vermehrt an externe Dienstleister ausgelagert. Die Folge sind schrumpfende interne IT-Bereiche und Budgets.

Was aber wird in Zukunft einen guten CIO ausmachen? Distanz und Urteilsvermögen sind gefragt, um abzuschätzen, welche IT-Innovation für welches Unternehmen von Vorteil ist, und um anzuerkennen, dass die Business-Anforderungen ausschlaggebend für IT-Projekte sind.

Fingerspitzengefühl und Durchsetzungskraft sind gefordert, um als funktionsübergreifende Schnittstelle zwischen IT, Fachbereichen und Unternehmensführung, aber auch zu externen Partnern und Dienstleistern zu fungieren. Neben sozialer und Methodenkompetenz erfordert dies immer mehr auch internationale und interkulturelle Erfahrung, um Vertrauensverhältnisse aufzubauen und als gleichwertiger Partner anerkannt zu werden, der an Entscheidungen aktiv mitwirkt. Dies kann leisten, wer offen ist für andere Sichtweisen, die Sprache aller Beteiligten spricht und den Blick über den IT- und den Unternehmens-Tellerrand nicht scheut.

Kurz gesagt beherrscht ein guter CIO in Zukunft nicht nur Techniken, sondern begeistert sich dafür, mit Hilfe der IT Business-Probleme zu lösen, neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen und so die IT zum echten Wertschöpfungsfaktor zu machen. Für wen das spannend klingt, der ist geeigneter Kandidat für die CIO-Rolle.

Diese CIOs sind bereits weit oben auf der Karriereleiter angekommen. Lesen Sie, was sie zu unserem Wettbewerb 'CIO des Jahres' meinen:



Welcher CIO in welche Branche?

Will ein angehender CIO wissen, was ihn in seiner Rolle erwartet, muss er sich einerseits die Bedeutung der IT im Unternehmen und der Branche seiner Wahl genau anschauen und andererseits auch makroökonomische Faktoren betrachten: Unternehmen, die IT im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit nicht maßgeblich in ihre Produkte oder Services einbringen, werden der CIO-Rolle weniger Bedeutung zumessen als solche, für die IT Differenzierungsmerkmal und Innovationstreiber ist und die so Wettbewerbsvorteile erzielen. Befindet sich ein Unternehmen organisatorisch im Umbruch, zum Beispiel während einer Fusion, hat dies integrative Aufgaben für die IT zur Folge: Es gilt, mit dem kulturell bedingten Widerstand umzugehen und fähige Mitarbeiter zu halten und zu motivieren.

Verschiedene Branchen agieren unterschiedlich dynamisch. Dies hat auch Einfluss darauf, wie flexibel und schnell die IT den Entwicklungen folgen können muss. Größere Flexibilität lässt sich oft dadurch erreichen, dass Geschäfts- und IT-Services an externe Anbieter vergeben werden. Hier nimmt der CIO eine Steuerungs- und Schnittstellenfunktion ein. Wirtschaftszweige unterscheiden sich auch bezüglich ihrer Preissensibilität: Manche Industrien müssen in allen Bereichen, auch in der IT, höchste Effizienz erreichen, um am Markt zu bestehen. Andere Branchen hingegen setzen auf Innovation und sind bereit, darin zu investieren.

Genauso wie sich Geschäftsmodelle immer schneller und effizienter der globalen Unternehmensumwelt anpassen müssen, wird auch von der IT verlangt, makroökonomischen Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen: In Zeiten des Wachstums sind Visionen gefragt, in Zeiten der Krise hingegen Wege zur Kostensenkung. Mit zunehmender Bedeutung des Cloud Computing muss ein Unternehmen Hardware nicht mehr besitzen und kann so durch innovative Techniken seine IT-Kosten senken. Stark steigende Compliance- und Sicherheitsanforderungen in allen Bereichen erfordern auf der IT-Seite zeitnahe Lösungen, die strengen Qualitätsanforderungen genügen müssen.

Viele Interpretationen der Rolle sind möglich: CIO ist nicht gleich CIO. Wer gründlich durchdenkt, welche Faktoren im konkreten Fall relevant sind, kann dies mit den individuellen Ambitionen und Präferenzen abgleichen. Nur so lässt sich prüfen, ob Profil und CIO-Rolle zueinanderpassen - ein Vorgehen, das sowohl für den Anwärter ratsam ist als auch für das Unternehmen, das eine offene Position mit dem bestmöglichen Kandidaten besetzen möchte.

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