E-Commerce as a Service

SaaS-Lösungen für den Online-Handel

21.05.2008 von Diego Wyllie
Der Markt für Software as a Service (SaaS) wächst unaufhaltsam weiter. Im Bereich E-Commerce gibt es bereits zahlreiche mittelstandsgerechte Systeme, die automatisierte Geschäftsprozesse auf Mietbasis ermöglichen.

Software as a Service stellt für den einen oder anderen etablierten Softwarehersteller ein etwas unangenehmes Thema dar. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das Geschäftskonzept klassischer Softwarehäuser basiert in erster Linie auf dem Verkauf von Software-Lizenzen; und genau diese existieren in der SaaS-Welt bekanntlich nicht. Mit dem Ansatz "Software plus Service" will beispielsweise der weltweit größte Verkäufer von Softwarelizenzen, Microsoft, den unaufhaltsamen SaaS-Trend eine persönliche Note verpassen. Anhand dieser etwas verwirrenden Begrifflichkeit versucht der Softwaregigant seine Kundschaft davon zu überzeugen, lokale - und damit lizenzpflichtige - Applikationen in Verbindung mit ergänzenden Online-Services sei der bessere Lösungsansatz. In dieser Formulierung sehen Marktbeobachter jedoch, dass der Redmonder Konzern damit nur einen Schlingerkurs fährt, um sein Lizenzgeschäft zu schützen. (siehe auch "Microsoft laviert zwischen Software und Services" oder "Microsofts Trippelschritte hin zu SaaS").

Wie eine aktuelle Studie von SoftGuide belegt, ist die Haltung deutscher kleinen und mittelständischen Softwareanbieter gegenüber der SaaS-Herausforderung ähnlich. Nur fünf Prozent der befragten Softwarehäuser, die bisher keine SaaS-Lösungen oder Anwendungsdienstleistungen als Application-Service-Provider (ASP) anbieten, planen demnach in naher Zukunft ein solches Angebot. Das ist ein nachvollziehbares Ergebnis, denn für Softwareanbieter im KMU-Segment ist es wohl sehr schwierig, in ihrem bestehenden Produktportfolio einen Systemwechsel zur nutzungsabhängigen Zahlung durchzuführen.

Dass aber sowohl Microsoft als auch die kleineren Softwareanbieter sich auf einen härteren Wettbewerb einrichten und sich von den klassischen Vertriebskonzepten im Softwaremarkt langsam aber sicher verabschieden müssen, zeigen Marktforschungsunternehmen und Beratungen in diversen Studien. Gartner beispielsweise prognostiziert, dass Mietsoftware bis zum Jahr 2012 mindestens ein Drittel des Marktes für Geschäftsanwendungen erobern wird. Auch der Erfolg von Unternehmen wie Salesforce - der amerikanische CRM-Spezialist strebt 2008 einen Jahresumsatz von einer Milliarde Dollar - setzt etablierte Softwarehersteller zunehmend unter Druck.

Vorteile von Software als Service

Die geringe Kapitalbindung und die niedrigen Anfangsinvestitionen sprechen für SaaS. Mietanwendungen ermöglichen es Unternehmen aber in erster Linie, sich verstärkt auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Durch die Auslagerungen komplexer IT-Prozesse an externe Dienstleister können Firmen nicht nur Ressourcen sparen, sondern sie profitieren gleichzeitig von Best-Practice-Lösungen, denn ein SaaS-Anbieter ist meistens auf einem Gebiet spezialisiert.

Ferner bringt Mietsoftware den Vorteil mit sich, dass neue Systeme auf einfache Weise getestet, implementiert und dann verwaltet werden können. So bietet jeder SaaS-Anbieter einen mehrwöchigen Testzugang zu seinem System an, damit Interessierte es auf Herz und Nieren prüfen können. Die Implementierung einer Mietlösung ist zudem wesentlich einfacher als bei entsprechenden On-Premise-Varianten und meistens samt Mitarbeiterschulungen innerhalb weniger Wochen erledigt. Einmal im Einsatz sind SaaS-Systeme leichter zu verwalten als lokale Installationen: Die nervenaufreissende Einspielung von Updates liegt im Verantwortungsbereich des Anbieters, die Sicherung der Daten und der Systeme, sowie deren Wartung ebenfalls. Doch das Mietmodell bietet natürlich nicht nur Vorteile. Lesen Sie um Beispiel "COMPUTERWOCHE-Studie: Was der Mittelstand von SaaS hält" oder "SaaS: Lösungen aus der Leitung" um die Vorbehalte der Unternehmensanwender rund um SaaS zu erfahren.

E-Commerce auf Mietbasis

Die Bereitstellung von SaaS-Lösungen funktioniert immer nach dem so genannten One-To-Many-Prinzip, das heißt, eine Lösung muss für viele Kunden passend und nutzbar sein. Aus diesem Grund eignet sich Mietsoftware vor allem für standardisierte Geschäftsprozesse. Ist man also als Anwender der Ansicht, ein einzigartiges Geschäft mit ganz speziellen Anforderungen an einer Geschäftsanwendung zu betreiben, wird man unter den SaaS-Angeboten kaum fündig werden.

Im Bereich E-Commerce gibt es jedoch eine Reihe standardisierter Geschäftsprozesse, die sich mittels Software im SaaS-Modell effektiv und kosteneffizient abbilden lassen. In den folgenden Abschnitten werden eine Hand voll entsprechender Lösungen für kleine und mittelständische Unternehmen aufgeführt, die wesentlich mehr bieten als reine Webshop-Funktionalitäten.

On Demand Grid von Commercetools

Das 2003 gegründete Softwareunternehmen Commercetools aus München entwickelt und vermarktet die Java-basierende On-Demand-Plattform für den Online-Versandhandel "On Demand Grid". Wie der Anbieter wirbt, soll die individuell anpassbare Mietsoftware mittelständische Versand- und Einzelhändler sowie Hersteller dabei unterstützen, "ihre E-Commerce-Aktivitäten nach und nach zu einer maßgeschneiderten Multi-Channel-Vertriebsstrategie auszubauen". Durch das Transaktions-basierende Abrechnungsmodell bezahlt der Shopbetreiber einen festen Betrag pro Bestellung und nur dann wenn solche eingehen ("Pay per Order"). Dadurch soll das Initialrisiko minimiert werden und die Kosten zur Laufzeit jederzeit transparent und kalkulierbar sein.

Die auf offenen Standard- und Enterprise-Webtechnologien basierende Software ist nach Herstellerangaben modular aufgebaut und hochverfügbar ausgelegt. Damit stelle jeder Shop zu jeder Zeit ausreichend Rechenleistung bereit und auch bei unerwartet hoher Nachfrage müsse kein Shopbesucher warten. Dabei gäbe es keine Speicherplatzbegrenzung für den Produktkatalog, Kundendaten oder Bestellinformationen. Das System unterstütz zudem beliebig viele Produkte, Kategorien, Kundengruppen, Sprachen, Währungen oder Länder. Als Frontend-Technologie setzt Commercetools auf JSF- (Java Server Faces) und Ajax-Komponenten. Auf Kundenwunsch können aber auch zusätzliche Webtechnologien wie Flash oder Flex integriert werden. Die offene Systemarchitektur ermöglicht zudem die Einbindung beliebiger Drittsysteme wie etwa Payment-Gateways oder ERP- und Warenwirtschaftssysteme über frei definierbare Austauschformate. Zusätzlich verfügt die Lösung mit dem "Commercetools Storeconnector" über eine konfigurierbare XML- und CSV-Schnittstelle, die zeitgesteuert Daten mit unterschiedlichsten Drittsystemen auch per Webservices austauschen kann. Ein Demoshop steht online für Interessierte zur Verfügung.

Xsite

Das E-Commerce-System der Xsite GmbH aus Düsseldorf stellt verschiedene Tools unter anderem zu Online-Marketing, Tracking und Reporting, freier Template-Gestaltung und Content-Pflege, sowie zur Administration mehrerer Mandanten in einer einzigen Benutzeroberfläche zur Verfügung. Über Webservices lassen sich verschiedene Drittsysteme und Dienste ebenfalls in die Plattform integrieren. Mit dem System erhalten Kunden zudem einen eigenen Adserver. Dabei handelt es sich um eine spezielle Kombination aus Hardware und Software, um Bannerwerbung schalten, verwalten und steuern zu können. Der AdServer soll dafür sorgen, dass Online-Werbung beim Besucher ankommt und Analysen zu Resonanz und Erfolg einer Kampagne liefern.

Mit "SyncSales" bietet der E-Commerce-Spezialist zudem eine On-Demand-Komplettlösung für den Mittelstand, die aus Product Information Management (PIM) und Webshop besteht. Shopbetreibern ermögliche ein PIM-System wichtige Funktionen wie Produktvergleiche, Produktkonfiguration oder parametrische Suche über einzelne Produktattribute ohne großen Aufwand zu realisieren. Auch attraktive und moderne Darstellungsformen wie Zoom, 360-Grad- Ansicht lassen sich damit in den Shop integrieren. Alle produktrelevanten Daten werden dabei in einem zentralen System medienneutral und mehrsprachig verwaltet. Die Multi-Channel-Lösung ist ab 990 Euro im Monat zu haben.

BusinessMart-Lösungen

Die BusinessMart AG aus Stuttgart konzipiert und entwickelt elektronische E-Business-Systeme und Marktplätze für mittelständische Betriebe im Handel und der Industrie. Das Unternehmen bietet SOA-basierende Plattformen bestehend aus Modulen, die sich nach Bedarf zu einer durchgängigen Gesamtlösung zusammenfügen lassen. So können BusinessMart-Produkte präzise zugeschnitten und tief in bestehende IT-Landschaften integriert werden.

Mit "SellMart" bietet das Unternehmen zum Beispiel eine B2B-Verkaufs- und Service-Plattform für Katalog-basierende Branchen "mit hoher Prozesstiefe und optimalen Integrationsmöglichkeiten". "ProcureMart" stellt Unternehmen eine Plattform zur Verfügung, mit der man online sämtliche Beschaffungsprozesse - von der lieferantenübergreifenden Produktsuche über die Genehmigung gemäß definierter Verfahren bis hin zur Rechnungsstellung - abbilden kann. Über Webservices lässt sich die Integration des eigenen ERP-Systems mit dem von Lieferanten realisieren. Wie der Anbieter behauptet, können Unternehmen mittels "WebEDI" auch kleinere Lieferanten kostengünstig anbinden.

Actindo ERP2

Das "Actindo ERP2" der Actindo GmbH aus Ismaning bei München deckt laut Anbieter sämtliche Geschäftsprozesse im Online-Distanzhandel ab. Nicht nur Verkauf, Lager und Logistik sind mit Actindo an den jeweiligen Online-Shop gekoppelt, auch Buchführung und Zahlungsabwicklung erfolgen automatisiert. Zudem unterstützt das System die Shopbetreiber bei der internationalen Bestellabwicklung und verarbeitet Bestellungen automatisch in der jeweiligen Landessprache und Währung. Die wesentlichen Verwaltungsaufgaben kann der Shopbetreiber zentral im System organisieren.

Actindo hat laut eigenem Bekunden ein breites Partnernetzwerk mit Unternehmen aus verschiedenen Branchen wie zum Beispiel Logistik, Marketing / CRM, Zahlungsabwicklung und Bonitätsprüfung / Inkasso geschaffen. Deren Dienstleistungen und Lösungen sind voll in das System integriert, so dass Anwender sie direkt aus dem System heraus nutzen oder beauftragen können. Zu den unterstützen Shopsystemen zählen dabei unter anderem "Shopware2", "xt:Commerce" und "Gambio". Für eine nahtlose Integration des Ladengeschäfts in den Abwicklungsprozess bieten Actindo und Plex eine Komplettlösung aus ERP-Software zur Verwaltung des Webshops und einer POS-Kassenlösung (Point of Sale) mit Barcodescanner, Kassenlade und Bondrucker. Wird also etwas am Tresen verkauft, erfolg die Aktualisierung des Webshops und des ERP-Systems umgehend.

Das modulare, vollständig Web-basierende E-Commerce-System von Actindo ist in unterschiedlichen Paketen erhältlich, von der Einstiegsvariante für kleine Shops bis zur High-End-Lösung für Webshops mit sehr hohem Bestellaufkommen. Mit der Business-Edition stellt das Unternehmen eine Version zur Verfügung, die an den Bedürfnissen des Mittelstands ausgerichtet ist. Die Lösung können Interessierte 14 tage lang kostenlos testen.

Siteforum

Die Siteforum Europe GmbH aus Suhl bietet Kunden eine umfangreiche Online-Plattform, mit der die eigene Unternehmenswebsite zum Geschäftszentrum umfunktioniert werden kann. Die On-Demand-Lösung bietet zahlreiche Funktionalitäten: Von Website- und Content-Management über Verkauf und Support, Marketing und CRM bis hin zu Intranet und Groupware. So können Unternehmen mit Siteforum Produkte und Dienstleistungen im Internet, sowie Produktsupport und Konferenzen in öffentlichen und geschlossenen Foren anbieten, Bezahlungen abwickeln und Anfragen und Reklamationen bearbeiten. Zu den Hauptfunktionen des Webshops zählen unter anderem die Verwaltung und Personalisierung von Katalogen, Mehrsprachigkeit, Produkt- und Auftragsverwaltung, sowie Lieferantenbenachrichtigung und die Erstellung von Reports und Statistiken.

Interessierte können auf der Website des Anbieters ihr eigenes Business-Portal erstellen und 30 Tage lang kostenlos testen.