Facebook und Co

Russisch Inkasso in Zeiten des Web 2.0

10.12.2009
Wer sich in Netzwerken tummelt, kann sich dort auch verfangen: In Russland werden blonde Köder im Web scharf gemacht, um Schuldner aus der Deckung zu locken.

Die Männer freuten sich auf ein Treffen mit einer attraktiven Blondine - doch statt einer langbeinigen Schönen kam der "Kuckuck" zum Date. Weil Gerichtsvollzieher in Russland auf der Suche nach säumigen Schuldnern immer wieder vor verschlossenen Türen stehen, haben sie sich etwas einfallen lassen: Sie machen sich im russischen Online-Portal "Odnoklassniki" - vergleichbar mit StudiVZ oder Facebook - auf die Jagd. Wie russische Medien berichteten, spüren sie die Männer dort auf, geben sich als scharfe Blondine aus und überreden sie zu einem Treffen. Bei dem vermeintlich heißen Date wird dann sofort alles gepfändet, was nicht niet- und nagelfest ist.

In Kanada wurde Facebook einer 29-Jährigen zum Verhängnis, die wegen Depressionen krankgeschrieben war und Geld von ihrer Krankenversicherung bekam. Als die Kasse fröhliche Fotos der Frau beim Strandurlaub mit der Mutter, beim Umtrunk mit Freunden und sogar bei einer Stripshow sah, strich sie das Geld. Die Frau habe sich offensichtlich von der Depression erholt und könne wieder zur Arbeit gehen, schloss die Versicherung aus den Bildern. Die 29-Jährige hat Einspruch eingelegt und will notfalls auch vor Gericht ziehen.

Flirten per Mail
1. Andere lesen mit!
Eine SMS ist in gewisser Weise immer öffentlich. Zumindest in der ersten Flirtphase. Man darf also nie vergessen, dass man eigentlich für ein Publikum und nicht nur für eine Person schreibt. Wenn Sie jemanden kennen lernen und eine treffende, faszinierende SMS formulieren, wird der Empfänger sie seinem besten Freund, seinem Bruder, vielleicht sogar seiner Ex-Freundin zeigen und sagen: „Guck´mal, den hab ich gestern kennen gelernt.“ Formulieren Sie also bitte mit großer Sorgfalt! (Foto: Diego Cervo/Fotolia.com)
2. Bloß keine Floskeln!
Vermeiden Sie abgedroschene Phrasen wie „schönen Abend noch“ oder „Wunderschönen guten Morgen“. Und schreiben Sie bitte niemals „lg“ am Ende des Textes. LG ist die Abkürzung für „LanGweiler“ Wenn Sie LG schreiben, zeigen Sie, dass Sie sich nicht nur einer Floskel bedienen, sondern diese auch noch abkürzen. Das ist in Flirtfragen ein Kardinalfehler. Seien Sie bitte originell und verbindlich.
3. Nie länger als der andere!
Für SMS und Mails gilt gleichermaßen das Gesetz der Spiegelung. Dies dient der Erhaltung der Machtbalance und die Machtbalance ist gerade zu Beginn eines Flirts entscheidend. Antworten Sie in etwa dem gleichen Zeitabstand und in der gleichen Zeilenlänge. Schreiben Sie niemals zweimal hintereinander, warten Sie lieber auf Antwort. So wirken Sie immer unaufdringlich und souverän.
4. Individualisieren Sie Ihre Texte!
Das geht ganz einfach, indem man etwa die Anrede einmal nachsetzt und ein ironisch übertreibendes Adjektiv verwendet: „Den Laden, betörende Kathrin, kenne nicht einmal ich.“. Das verändert den Rhythmus beim Lesen und bleibt im Gedächtnis haften. Auffällig sind aber auch kleinere Sprachdetails. Setzen Sie sich über Sprachregeln hinweg und setzen Sie nach der Anrede einfach ein Ausrufungszeichen. „Kathrin! Liebe! Wie überraschend, noch von Dir zu hören…“.
5. Stellen Sie Fragen!
Fragen nach Persönlichem, nach Emotionalem! Wenn es um Kino geht etwa: „Hast Du schon mal bei einem Film geweint?“. Das hält das Gespräch am laufen und macht es substanziell und individuell zugleich. Haben Sie den Mut, mit Unterstellungen zu arbeiten: „Als Berliner/Münchner/etc. kann man das Landleben natürlich nicht beurteilen…“ Das zeigt, dass Sie herausfordernd sein können und kein Duckmäuser sind. Auf der anderen Seite zeugt es von Empathie, weil Sie sich in Ihren Korrespondenzpartner hineinversetzten. Beides weist Sie als interessant aus.
6. Zitate ja, aber richtig verwenden!
Wenn es ernst wird, arbeiten Sie ruhig einmal mit einem treffenden Zitat, aber kennzeichnen Sie dies als solches. Wenn Sie im süßen Liebeswahn etwas so Intimes schreiben wie „Ich bin Dir so nah, dass ich in meinem Schlaf Deine Augen schließe“, dann müssen Sie dazu sagen, dass es von Pablo Neruda ist. Dann wirken Sie klug, ehrlich, sensibel und bescheiden zugleich!
7. Die letzten Worte sind die Visitenkarte.
Nutzen Sie Humor und Vertrautheiten. Variieren Sie Phrasen! Wenn man zum Einschlafen etwa „Schlaf´ vorsichtig!“ schreibt, spielt man mit der gut gemeinten Floskel „Fahr´ vorsichtig!“ Denken Sie sich Besseres aus, aber spielen Sie bitte mit der Sprache.
8. Keine Smileys!
Wenn Sie einen Vorschlag für ein Date machen, begründen Sie diesen. Am besten mit Humor. Wollen Sie den Flirtpartner zum Essen einladen, schreiben Sie vielleicht: „Ich hab' ein paar Manieren, die ich lange nicht mehr benutzt habe.“ Und vermeiden Sie nach Möglichkeit den Einsatz von Smileys. Die zeigen nur, dass Sie glauben, der andere versteht Ihre Witze nicht.
9. Kurz auf lang!
Ein Verstoß gegen die Spiegelungsregel kann auch witzig sein: Eine Dame schickte einem Freund von mir via Mail ein dreiseitiges Dossier über sich. Sie war eine blonde Akademikerin, die jede Facette Ihrer Existenz beleuchtete. Er fragte mich, wie er antworten sollte. Auf eine solch überbordende Ausführlichkeit kann man nur mit Kürze reagieren: „Wo bist Du. Ich hol Dich ab.“ Sie sehen, eine Kürze, die ausdrückt, wie begeistert man ist. (Die beiden sind jetzt verlobt.)
16zu9 Liebe Grüße, Floskel,
10. Für Männer:
Als Mann können sie durchaus direktiv vorgehen. Wenn Sie also einen Vorschlag machen, fragen und bitten Sie nicht lange „Wir könnten ja vielleicht…bla,bla“. Nein! Schreiben Sie: “Lass' uns morgen den neuen Tarantino sehen!“ Das ist höflich, weil Sie der Frau eine lange Diskussion ersparen und zeigen, dass Sie in der Lage sind, zu organisieren und nicht nur zu labern.
Phillip von Senftleben ...
... flirtete im Spätsommer 2004 zum ersten Mal vor den Ohren mehrerer Tausend Radiohörer. Und das mit großem Erfolg: Nicht nur seine Flirts sind meist erfolgreich, sondern innerhalb von wenigen Wochen wird seine Radioserie DER FLIRTER – PHILLIP VON SENFTLEBEN eine der erfolgreichsten täglichen Radiosendungen in ganz Deutschland. Immer mehr Sender strahlen seine Serie aus und bescheren ihm so ein Publikum von streckenweise bis zu 10 Millionen Menschen täglich. Zudem hat er inzwischen einige Bücher zum Thema veröffentlicht ...
Für sie ...
DIE FLIRTERIN – DIE BESTEN TIPPS FÜR SIE (Rowohlt Verlag, Mai 2009) von Phillip von Senftleben. Mehr unter: <br /><br /><a href="http://www.dieflirterin.de/" target="_blank">www.DieFlirterin.de</a> - Das Flirt-Portal für Frauen.
... und ihn ...
DER FLIRTER – DIE BESTEN TIPPS FÜR IHN (Rowohlt Verlag, Mai 2009) von Phillip von Senftleben. Mehr unter: <br /><br /><a href="http://www.derflirter.de/" target="_blank">www.DerFlirter.de</a> - Das Flirt-Portal für Männer.

In Deutschland greift man noch nicht zu derart drastischen Mitteln. Die deutschen Kassen spähen ihre Mitglieder nach eigenen Angaben nicht über soziale Netzwerke aus. "Nein - nein - nein", sagt Udo Barske, Sprecher des AOK-Bundesverbandes. "Das gibt es bei der AOK nicht. Das ist auch unseriös und ich erwarte das auch nicht bei anderen Krankenkassen."

Trotzdem ist das Internet auch hierzulande mancher Behörde inzwischen eine Hilfe. So machen sich auch deutsche Gerichtsvollzieher per Mausklick auf die Suche nach Menschen, die ihre Rechnung nicht gezahlt haben. "Also, gegoogelt wird schon, wenn es sich nicht gerade um meine Stammkunden handelt", sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Gerichtsvollzieher Bundes, Stephanie Steinmetz, der dpa. Die Suchmaschine wurde so zum Beispiel einem Schauspieler zum Verhängnis. Er hatte einen Auftritt auf seiner eigenen Homepage angekündigt - vor der Bühne wartete Frau Steinmetz mit dem "Kuckuck"-Stempel.

Das sei in Deutschland aber die Ausnahme, sagt sie. Nach der derzeitigen Rechtslage müssen Gerichtsvollzieher nicht nach Schuldnern fahnden. Es ist in erster Linie Aufgabe des Gläubigers, die richtige Adresse ausfindig zu machen. Ist der Gesuchte da nicht zu finden, heißt es eigentlich: Pech gehabt. "Aber manchmal kommt da doch Ehrgeiz auf", sagt Steinmetz. Die Methoden ihrer russischen Kollegen hält sie allerdings für unseriös. "Das verträgt sich nicht mit unserem Beamtenstatus. Wir sind Justizbeamte und es gibt Vorschriften, wie wir auf Schuldner zugehen müssen. Und so eine Trickserei gehört da sicher nicht dazu."

Die Polizei nutzt Google Earth

Im Jahr 2013 soll das sogenannte Gesetz zur Reform der Sachaufklärung in der Zwangsvollstreckung in Kraft treten. Dadurch bekommen Justizbeamte zwar mehr Befugnisse, eine "Detektivtätigkeit" ist nach Angaben des Justizministeriums in Berlin allerdings auch dann nicht vorgesehen.

Laut Zivilprozessordnung machen sich in Deutschland nicht die Gerichtsvollzieher, sondern die Gläubiger selbst, die oft von Inkasso-Unternehmen vertreten werden, auf die Suche. "Ein Inkasso-Unternehmen wird niemals direkt im Internet Kontakt zu einem Schuldner aufnehmen", sagt der Präsident des Bundes Deutscher Inkasso-Unternehmen, Wolfgang Spitz. Trotzdem spiele das Internet inzwischen eine wichtige Rolle. Alle Schuldner, die angeschrieben werden, erhalten eine Internet-Adresse, über die sie direkt mit dem jeweiligen Inkasso-Unternehmen in Kontakt treten können. "Der Schuldner soll es möglichst leicht haben."

Und nicht nur beim Versuch, Schuldner zu kontaktieren, ist das Internet eine Hilfe. Die Polizei fahndet inzwischen auch online nach Straftätern. "Natürlich nutzen wir Google und öffentlich zugängliche Netzwerke wie Facebook", sagt ein Sprecher des niedersächsischen Landeskriminalamtes. Auch die Luftaufnahmen, die Google Earth zur Verfügung stellt, könnten manchmal von Nutzen sein, um Umgebungen auszukundschaften und sich anzusehen, wie bestimmte Gebäude angelegt sind. "Dann müssen wir nicht gleich mit dem Polizeihubschrauber drüberfliegen."