"Das war ich nicht" von Kristof Magnusson

Ruinieren im Vorbeigehen

18.08.2010 von Andreas  Schmitz
Ein Investment-Banker verzockt jede Menge Geld in Chicago, wird gefeuert und rettet sich nach Deutschland zu seiner Mutter. Dort warten schon TV-Übertragungswagen aus der ganzen Welt auf ihn. Jasper Lüdemann wundert sich, und erfährt erst später, dass die Bank pleite gegangen ist, für die er Leerverkäufe getätigt und mit Optionen spekuliert hatte. Ein schwerer Wirtschaftsstoff auf 283 Seiten urkomisch in Szene gesetzt.

Meike, Henry und Jasper sind die Hauptakteure des Buches. In aller Kürze ist das die Geschichte: Meike ist Übersetzerin, wartet auf das neue Werk von Henry, der aber liefert nicht. Also reist sie nach Chicago, wo er wohnt, sucht und findet ihn. Henry mangelt es an Inspiration, doch eines Tages schlägt er die Zeitung auf und sieht einen nachdenklichen Börsianer vor sinkenden Börsenkursen. Dieser Mann ist Jasper, ein Deutscher, der es nach Jahren im Backoffice nun endlich aufs Parkett geschafft hat. Millionär Henry verliebt sich in den Zocker und der Zocker in die Übersetzerin. Guter Stoff für einen Wirtschaftskrimi.

Der Stoff für einen Krimi: Ein wenig Technik-Knowhow und nachlässige Controller

Jasper wird Opfer seiner eigenen Experimente, er verspekuliert sich. Viel Geld geht verloren. Und die Bank, für die er unterwegs ist, geht Pleite. Was die Lehmann Bank im echten Leben, ist Rutherford & Gold in Magnussons Fiktion. Mit einer Leichtigkeit, Verantwortungslosigkeit und Nebensächlichkeit ruiniert Jasper diese Bank, dass es schon wieder komisch ist. Jasper arbeitet seit Jahren für das Chicagoer Finanzinstitut, kennt die nachlässige Besetzung des Backoffice und weiß, deren Kontrollmechanismen zu umgehen.

Der Autor klagt nie an, er beschreibt sachlich den Weg dieses zunehmend natürlich auch verzweifelter werdenden Mannes, der einfach gerne so nebenbei reich geworden wäre. Ähnlich nebenbei ist er zu diesem Zeitpunkt schon das Epizentrum für die anschließende Wirtschaftskrise - ohne, dass er davon weiß.

"Das war ich nicht"

Foto: Kunstmann

Kristof Magnusson

"Das war ich nicht"

Verlag Antje Kunstmann, München 2010

283 Seiten; 19,90 €

Magnusson nimmt mit dem Buch zweierlei auf humorvolle Weise auf die die Pieke: Einerseits zeigt das Buch, wie wenig Transparenz in den IT-Systemen der Bank herrschte, so dass mit ein wenig Technik-Knowhow schnell einmal mithilfe eines anderen Zugangs und Passworts, auch gerne von Mitarbeitern, die gar nicht mehr da sind, Geschäfte getätigt werden können. Zum anderen entsteht der Eindruck, das das Ausmaß des eigenen Tuns zu schnell zu einem komplexen Spiel wird. Dass hier die Existenz von Anlegern, Familien, das gesamte Vermögen dran hängt, gerät zur Nebensache.

Die Leichtigkeit des Ruinierens

Henry vertraut Jasper letztlich sein Vermögen an - viele Millionen US-Dollar. Der allerdings hat sich ja in Meike verliebt, die ihren Flieger verpasst hat und kein Geld für ein neues Ticket hat. Also bezahlt Jasper Meike den Flug und überweist ihr Geld, aus einer Laune heraus mal kurz das gesamte Vermögen von Henry. Klar, dass die drei sich zuguterletzt noch einmal treffen, zum Showdown. Die Bank ist pleite, aber das Geld auf dem Konto von Meike. Ein Glück.