BlackBerry World 2011

RIM stellt BlackBerry Bold 9900 und BBOS 7 vor

03.05.2011 von Moritz Jäger
Im Rahmen der RIM-Konferenz BlackBerry World hat der kanadische Hersteller sowohl Updates für seine Produktlinie wie auch das eigentliche Smartphone-Betriebssystem vorgestellt.

Das neue BlackBerry Bold 9900 wird das künftige Flaggschiff im RIM-Portfolio sein. RIM-VP für Handheld Portfolio & Business Management Carlo Chiarello stellte das Produkt vor, das vor allem durch sein Design und die laut RIM "industriebeste" QWERTZ-Tastatur seine Konkurrenz ausstechen soll. Tatsächlich ist das neue Bold 9900 zwar breiter als die aktuelle Generation, dafür aber deutlich schmäler. Vorteil der neuen Breite: Die einzelnen Tasten konnten vergrößert werden, verglichen mit dem Bold 9700 gewinnt man nahezu seitlich eine komplette zusätzliche Tastenreihe. Damit ähnelt der aktuelle Bold 9900 eher dem Bold 9000, dem ersten Gerät dieser Familie.

Neu und alt: Links der neue Bold 9900, rechts ein Bold 9700

Die nächste große Änderung gegenüber dem Vorgänger ist der berührungsempfindliche, kapazitive Bildschirm. Die neue Technik nennt sich Liquid Graphics. RIM verspricht sich davon schnellere Reaktionszeiten bei Touch-Eingaben. In Kombination mit der verbauten 1,2-GHz-CPU will RIM ein schnelles Smartphone erschaffen, das sich sowohl per Touchscreen wie auch per Tastatur flüssig steuern lässt. Der Nachteil hierbei: Touchscreens benötigen deutlich mehr Energie, verglichen mit normalen Bildschirmen, dazu kommt die neue CPU. RIM verbaut einen 1230 mAh-Akku, dieser ist kleiner als der des Bold 9700 oder des Torch. Das soll, zumindest laut den Aussagen der RIM, durch eine verbesserte Energieverwaltung ausgeglichen werden.

Der Bold 9900 bietet zudem Unterstützung für Near-Field-Communications. Diese Technologie ist nicht neu, wird aber langsam von immer mehr Smartphone-Herstellern und -Systemen unterstützt. So hat beispielsweise auch Google die NFC-Unterstützung im neuen Nexus S integriert, Apple will laut Gerüchten ebenfalls nachziehen.

Die weiteren Spezifikationen des Smartphones entsprechen dem aktuellen Stand für High-End-Smartphones: Für Daten stehen acht GByte interner Speicher zur Verfügung, per Micro-SD-Karte kann dieser erweitert werden. Auf der Rückseite ist eine Kamera mit fünf Megapixeln angebracht. Zudem sind GPS-Module mit an Bord, ein digitaler Kompass sowie ein Beschleunigungssensor. Im WLAN kann das Gerät per 802.11 b/g/n und im 5 GHz-Netz per 802.11 a/n funken. Zusätzlich steht Bluetooth 2.1 + EDR zur Verfügung, ebenso HSDPA+ für den mobilen Internetzugriff.

Der BlackBerry Bold 9900 wird wahrscheinlich im Sommer verfügbar sein, zu Preisen gibt RIM wie üblich keine Auskunft. Das Smartphone wird zudem einer CDMA-Version verfügbar sein, diese trägt die Versionsnummer 9930.

BlackBerry OS 7 als Antrieb

Die neuen Bold-Geräte werden erstmals mit dem neuen Betriebssystem BlackBerry OS 7, kurz BBOS7, ausgeliefert. Im Grunde handelt es sich um ein Update des im letzten Jahr vorgestellten BBOS6, das aktuell auf dem Torch und einem Gerät der Bold-Serie zum Einsatz kommt.

In Version 7 seines Betriebssystems hat RIM den Fokus vor allem auf einen besseren Browser gelegt. Ein neuer Just-in-Time-Compiler (JIT) soll das Ausführen von JavaScript deutlich beschleunigen, zudem kann der Browser künftig die Grafik-Hardware des Gerätes nutzen, um so Webseiten und -Anwendungen schneller zu verarbeiten.

Die im BlackBerry OS 6 eingeführte universelle Suche wird künftig auch per Sprache steuerbar sein. Die Suchfunktion wird außerdem ausgeweitet, künftig soll das System noch mehr Quellen durchsuchen können.

Der Bold 9900 wird das erste Smartphone mit BBOS7 werden.

Für Unternehmenskunden wichtig: Nach der Übernahme von DataViz wird der BlackBerry Bold 9900 und BBOS7 die volle Version von Documents to Go erhalten - sie werden kostenlos für alle Nutzer zur Verfügung gestellt. Damit lassen sich Word-, Excel- und PowerPoint-Dateien nicht nur anzeigen, sondern auch bearbeiten. Zudem lassen sich mit der Office-Suite auch PDF-Dokumente anzeigen. Ebenfalls mit an Bord ist die Unterstützung für BlackBerry Balance, eine Lösung, mit der sich private Daten von Unternehmensinhalten trennen lassen. Weitere Informationen dazu finden Sie in diesem Artikel.

Allerdings bringt BBOS7 auch einen großen Nachteil mit sich: Wie RIM VP Handheld Software Product Management Andrew Bocking gegenüber COMPUTERWOCHE bestätigte, wird es kein Update für ältere BlackBerrys geben. Das ist besonders ärgerlich für Nutzer eines Torch, wurden diese Smartphone doch bislang als Flaggschiffe gehandelt.

BlackBerry OS 7 könnte der letzte Zwischenschritt vor einer kompletten Umstellung sein. RIM plant künftig den Einsatz von QNX als Betriebssystem auf seinen Smartphones. QNX ist ein Unix-Derivat und gilt als besonders stabil. Erste Erfahrungen sammelt der Konzern aktuell mit dem BlackBerry Playbook, einem 7-Zoll-großem Tablet. Wann QNX das bisherige BlackBerry-System ablöst, ist noch nicht bekannt, gerüchteweise soll dies frühestens 2012 stattfinden.