Tipps vom Headhunter

Richtig bewerben für IT-Manager

29.09.2013 von Andrea König
Auch wenn CIOs selten den klassischen Bewerbungsweg gehen, benötigen sie gute Unterlagen. Niels Fischer von der Schickler Personalberatung erläutert, worauf es dabei ankommt.

Im Durchschnitt bleibt ein CIO vier Jahre und vier Monate in seinem Job, rechneten die Marktforscher von Gartner 2009 vor. Wer erst einmal auf dieser Karrierestufe angekommen ist, wird sich bei einem Jobwechsel kaum noch durch Online-Jobbörsen klicken und seine Unterlagen selbst an die Wunscharbeitgeber verschicken. "Der Stellenmarkt in Zeitungen und Jobbörsen hat mir nichts gebracht", sagte etwa CIO Bodo Deutschmann im vergangenen Jahr in einem Beitrag zum Thema CIOs auf Jobsuche.

"Unterlagen zur Person und zum beruflichen Werdegang benötigt man auch als Top-Führungskraft", so Niels Fischer von der Schickler Personalberatung.
Foto: Privat

"CIOs zählen zu Top-Führungskräften, die bei Interesse an einer Position nur bedingt den klassischen Weg der ‚Bewerbung‘ gehen. Unterlagen zur Person und zum beruflichen Werdegang benötigt man aber auch als Top-Führungskraft", erläutert Niels Fischer, der bei der Schickler Personalberatung das Kompetenzfeld IT leitet. Viele CIOs würden von einem Personalberater auf eine neue Herausforderung angesprochen. In diesen Fällen hätten bereits Telefonate und Gespräche stattgefunden, bevor persönliche Unterlagen zum Einsatz kommen. "Allerdings spielen die Unterlagen in dem Moment eine sehr wichtige Rolle, in dem der potenzielle neue Arbeitgeber diese vom Kandidaten erhält und sich so einen Eindruck verschafft", weiß Fischer.

Bestandteile wie ein professionelles Foto zählen zu den Selbstverständlichkeiten, auf die an dieser Stelle nicht weiter eingegangen wird. Was Fischer hervorhebt, sind eine gute Struktur der Unterlagen sowie ein ansprechendes Layout. "In der Ausgestaltung ist man dabei frei", so Fischer und ergänzt: "Die Gestaltung muss nicht dem klassischen Format einer Bewerbung entsprechen." Er habe zum Beispiel auch schon Unterlagen gesehen, die wie ein Chartsatz gestaltet waren. Wichtig sei, dass das Gesamtbild stimmt.

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So suchen Firmen nach IT-Führungskräften
Unternehmen suchen auf unterschiedlichsten Wegen nach CIOs. Über Headhunter, über Anzeigen, Online-Netzwerke und über Interimsmanager. Einige Spitzenmanager haben uns verraten, wie CIOs wirklich an ihre Jobs kommen
Marc-Stefan Brodbeck, Deutsche Telekom AG
"Wir setzen Headhunter ein, wenn wir kapazitätsmäßig an unsere Grenzen stoßen", sagt Marc-Stefan Brodbeck, Recruiting Leiter bei der Telekom. Die Personalabteilung wird sonst von zu vielen Bewerbungen verstopft. Die andere Variante: Die Stelle ist zu sensibel oder sogar noch besetzt. Dann ruft die Telekom schon mal den Headhunter an. Ansonsten rekrutiert Brodbeck über Online-Portale.
Thomas Hemmerling-Böhmer, IT-Berater
Hat eine differenierte Meinung von Headhuntern: Thomas Hemmerling-Böhmer, IT-Berater und Ex-CIO der Karl Storz GMbH & CO. KG. "Die Vermittlungsfirmen denken sehr oft nur an das eigene Wohl", sagt er. Hemmerling-Böhmer hat mit ihnen sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht: "Oft folgt auf ein Telefonat trotz gemachter Zusagen keine Folgeaktion mehr, nicht mal eine Absage. Hat man die Stelle bekommen, erfolgt in der Regel keinerlei Nachbetreuung", kritisiert Hemmerling-Böhmer. Er selbst habe nach einer Vermittlung lediglich einen Anruf mit der Frage erhalten, wie hoch das final vereinbarte Gehalt sei. Danach bemisst sich die Prämie des Headhunters. "Da wird man wie ein Stück Wild behandelt, das von den Jägern erlegt werden will und nach dem Halali unwichtig wird", sagt Hemmerling-Böhmer. "Ich habe schon die wildesten Dinge erlebt mit Personalberatern", sagt Hemmerling-Böhmer. "Da darf man sich keine langfristige Unterstützung erwarten."
So viele CIOs gibt es gar nicht
Ein guter Personalberater erstellt ein Profil der Firma mit Größe, Branche, Budgetverantwortung und so weiter. Dann sucht er einen passenden CIO. So viele CIOs passen gar nicht auf eine bestimmte Stelle. Der richtige CIO ist die Nadel im Heuhaufen.
Ab nach Xing
Einen Ratschlag hat Hemmerling-Böhmer bereit: "Wer wechselwillig ist, kann das bei Seiten wie Xing rüberbringen." Vielleicht werden Sie ja von Brodbeck kontaktiert? Sich online sichtbar zu machen, ist auch aus einem anderen Grund sinnvoll:
Kaum Ausschreibungen
"CIO-Stellen werden ja nur wenige offen ausgeschrieben", sagt Hemmerling-Böhmer.
Bodo Deutschmann, CIO der Eissmann Auomotives GmbH
Deutschmann selbst werde im Schnitt alle zwei Monate von Headhuntern angeschrieben. Sie wollen ihn abwerben oder fragen ihm um Rat, ob er nicht für eine bestimmte Stelle jemanden wüsste. "Diese Hochprofil-Stellen werden gar nicht ausgeschrieben", bestätigt Bodo Deutschmann.
Bernd Hilgenberg, ehemaliger CIO und jetzt Berater
"CIOs werden – nach meiner Erfahrung- seltener als andere Führungskräfte von Personalberatern angesprochen", berichtet der Ex-CIO der Fressnapf Tiernahrungs GmbH.
Mehr Verschwiegenheit
"Man kann als CIO eher schlecht von einer Bank in einen chemischen Betrieb wechseln", sagt Hilgenberg. Das Aufgabengebiet ist durch die horizontale Verantwortung vielfältiger als das anderer C-Level-Manager. Das erschwere auch die Suche nach einem passenden CIO. Dass die grundsätzliche Wichtigkeit der Position des CIO gestiegen ist, macht Hilgenberg daran fest, dass mittlerweile immer häufiger Verschwiegenheitsverpflichtungen im Rahmen von Suchaufträgen den Start von Verhandlungen markieren.
Matthias Busold, Personalberater bei Kienbaum
Diskretion ist alles: "Wenn die Position noch besetzt, werden wir sehr dezent angesprochen", sagt Busold.
Wo sind nur alle Fachkräfte?
"Oft wenden sich Unternehmen erst nach einigen Monaten an uns", sagt Busold. Personalberater kosteten Geld, das sich einige sparen wollen. Finden sie aber einfach keine Fürhungskraft, muss der Personalberater ran.
Denken Sie an Ihr Netzwerk!
Für jeden wechselwilligen CIO gilt: Aktivieren Sie Ihr Netzwerk, wenn Sie zu neuen Ufern aufbrechen wollen. Letztlich fällt alles darauf zurück, egal, wie Sie sich bewerben.

Bei relevanten Stationen ausführlicher werden

In einem Lebenslauf sollte man auch wesentliche Erfolge und Herausforderungen der wichtigen Stationen darstellen.
Foto: Brian Jackson - Fotolia.com

"In einem Dokument erwarte ich eine vollständige chronologische Aufzählung der bisherigen Stationen", sagt Fischer. Bei den für die Position relevanten Stationen sollte man ausführlicher werden und folgende Punkte aufnehmen: Umfang und Art der Geschäftsverantwortung, Auskunft über eine internationale Tätigkeit, Unternehmensgröße, Angaben zur Organisation, zum Beispiel Zentralität beziehungsweise Dezentralität, Budgetverantwortung, Personalverantwortung, Hierarchiestufen und Berichtsweg. Schließlich sollte man auch wesentliche Erfolge und Herausforderungen der wichtigen Stationen darstellen.

Fischer empfiehlt CIOs, in ihre Bewerbungsunterlagen übergreifende Aussagen zu ihrem Führungsverständnis beziehungsweise Führungsverhalten aufzunehmen. "Dieses Thema passt zum Beispiel gut in ein einleitendes einseitiges Dokument, in dem man sich selbst vorstellt. Darin kann man auch Angaben über die eigene Arbeitsweise formulieren und thematisieren, welche Herausforderungen CIOs zukünftig erwarten", rät Fischer. Anhand der Unterlagen sollte zudem ersichtlich sein, mit welchen Technologien und Methoden der Kandidat bereits gearbeitet hat beziehungsweise gern arbeitet.

Eine feste Seitenzahl gibt es für die Unterlagen nicht. "Allerdings würde ich ohne Anhang zu maximal sechs bis acht Seiten raten, damit der Leser eine kompakte Unterlage erhält", so Fischer. Wer auf weitere Details nicht verzichten möchte, ergänzt sie im Anhang. Dieser sollte dann auch die Zeugnisse enthalten.

Xing und Linkedin als Visitenkarten nutzen

Anders als bei den Unterlagen für eine konkrete Stelle sollte man Business-Netzwerke wie Xing oder Linkedin mehr als Visitenkarten nutzen und dort deutlich sparsamer mit Detailinformationen, etwa zum Budget, umgehen. "Das persönliche Profil bei Xing oder Linkedin sollte man deutlich kürzer halten und nur die wesentlichen Stationen aufzählen", so Fischer. Auf der CIO-Ebene diene dieses Profil - wenn überhaupt - nur für eine erste Information über einen Kandidaten.

karrierewege von CIOs
Der Weg an die Spitze
Wie sieht die typische CIO-Karriere aus? Schwer zu sagen: Einige wechseln alle paar Jahre das Unternehmen, andere bleiben der Firma treu. Richtig große Sprünge gelingen nur, wenn man ein Risiko eingeht. Wir stellen Ihnen einige CIO-Karrieren vor.
Jan Falck-Ytter, IT-Leiter bei der Bader GmbH & Co. KG
Er legte die klassische Karriere bis zum CIO beim Automobilzulieferer aus Göppingen hin. Jeden Karriereschritt machte Falck-Ytter in einem anderen Unternehmen: Systemanalytiker bei Digital Equipment in Stuttgart, Projektleiter bei Hengstenberg in Esslingen und schließlich IT-Leiter bei Endress und Hauser Conducta in Gerlingen. Damit ist Ytter nicht allein:
Andreas König, CIO bei ProSiebenSat.1. Media AG
Genau wie Falck-Ytter sah auch Königs Karriere aus: Jede Station woanders. Der promovierte Informatiker arbeitete unter anderem als VP IT bei First Data International und IT Manager bei BAWAG PSK (Österreich). Als Manager arbeitete er aber auch bei Accenture. Jung zum CIO aufzusteigen, das bedeutet offenbar einen häufigen Firmenwechsel.
Dieter Moritz, CIO der Uniklinik Köln
Moritz wechselte vom Bereichsleiter Client Server bei der AMB Informatik zum Bereichsleiter IT bei Viterra Energie Service Essen. Dann wurde er der Direktor IT und Organisation bei der Sparkasse Köln und IT-Bereichsleiter bei Rigips. Der Diplom-Betriebswirt teilt sich die Stelle mit seinem Bonner Kollegen Erich Pfeifer.
Volker Raupach, VP IT Customer Group Europe bei Johnson Controls Automotive Experience
Raupach blieb, anders als einige andere CIOs, seinen Unternehmen weitestgehend treu: Er arbeitete jahrelang bei den Rütgerswerken und ist erst seit 2008 bei Johnson Controls. Nur eine immerhin achtjährige Zwischenstation bei CSC legte er ein. Damit hat Raupach eine eher CIO-untypische Karriere: Nicht alle zwei Jahre in einem anderen Unternehmen zu finden.
Jochen Schneider, früher CIO bei der Zürcher Kantonalbank
Schneider begann seinen Weg nach oben bei IBM als Vertriebsbeauftragter, ging dann als Programm Manager IT zu Smart, war bei Swisscom dann Head of Purchasing and Logistics und wurde schließlich bei PostFinance CIO und Mitglied der Geschäftsleitung. Inzwischen hat Schneider nach einem Sabbatical die Seiten gewechselt und arbeitet nun als COO beim Retail-Banking Anbieter Sungard.
Thorsten Steiling, CIO bei Solarworld
Etwas ungewöhnlich dagegen Steiling: Er begann bei Siemens in Nürnberg als Entwicklungs- und Projektierungsingenieur und wechselte dann zur Salzgitter AG. Dort erklomm er die Karriereleiter vom Leiter der Anlagen- und Automatisierungstechnik bis hinauf zum IT-Leiter bei Steiling. Sein vorerst letzter Karriereschritt: CIO bei der Solarworld AG.
Klaus Vitt, hat die CIO-Funktion der Bundesagentur für Arbeit inne
Vitt machte hauptsächlich Karriere bei der Telekom. Von 1996 bis 2006 war er in verschiedenen Tochtergesellschaften der Telekom auf immer höheren Positionen vertreten, bevor er zur BA wechselte. Davor war er 14 Jahre lang bei der Bertelsmann AG tätig.
Bert Bloß, Leiter IT bei der Heinrich-Böll-Stiftung
Bloß war zuerst Inbetriebnahme-Ingenieur bei Robotron, dann betreute er die die KMU bei Nixdorf und Siemens. Anschließend wurde er IT-Leiter bei der Mitropa AG. Nun ist Bloß CIO der Heinrich-Böll-Stiftung. Er legte eine steile Karriere hin.
Volker Dirksen, bald Axel Springer
Dirksen ist seit 2009 CIO des Landwirtschaftsverlages Münster, der unter anderem das Magazin "Landlust" verlegt. Dort verantwortet er sowohl die gesamte IT als auch die Weiterentwicklung der Online-Auftritte. Zuvor war er unter anderem als Manager im CIO Office von Gruner + Jahr und als IT-Management-Berater bei Cap Gemini Ernst & Young tätig. Dirksen, 39, wird zum 1. Juli 2013 Leiter der Corporate IT der Axel Springer AG. Weit entfernt von einer CIO-Position in einem Großunternehmen ist Dirksen damit nicht mehr.
Klaus Höffgen, CIO bei der Delvag Luftfahrtversicherungs AG
Zügig zum Ziel, so kann man Höffgens Karriereweg beschreiben. Nur drei Stationen brauchte der promovierte Mathematiker: Sechs Jahre als VP und zuletzt als Global Head of IT bei WestAM, ab 2000 weitere sechs Jahre als VP bei Gartner, ab Mitte 2006 bei Delvag Luftfahrtversicherungs AG.
Bernd Kuntze, CIO der Haas Food Equipment GmbH
Knapp 20 Jahre blieb Kuntze bei der Mars Inc. und arbeitete sich dort durch die verschiedensten Positionen nach oben, um dann 2007 zur Raiffeisen Informatik GmbH zu wechseln als Leiter Organisation. Unternehmen mit Nachwuchsproblemen sollten sich an seinem Lebensweg ein Beispiel nehmen. Geht es nach oben nicht mehr weiter, orientieren sich die Talente um. Damit verlässt wertvolles Wissen die Firma. - Seit 2008 ist Kuntze übrigens CIO von Haas Food Equipment und wurde in dieser Funktion im IT-Wettbewerb "CIO des Jahres 2012" Mittelstandsgewinner.
Björn Lügger, IS/ IT Manager Zentraleuropa der Camfil KG
Lügger machte Karriere bei der Tremco illbruck International GmbH. Schon bei seiner zweiten Firma, der schwedischen Camfil KG, wurde er zum IT Manager für Zentraleuropa ernannt. Auch er verließ, genau wie Kuntze, zum letzten Karriereschritt seine Firma.
Jürgen Renfer, CIO bei KUVB
In 16 Jahren bei der Deutschen Rentenversicherung in Rheinlad-Pfalz stieg Renfer vom Software-Entwickler zum Sachgebietsleiter IT auf und wechselte 2001 zur Kommunalen Unfallversicherung in Bayern. Der Firmenwechsel brachte auch den Karrieresprung zum CIO mit sich. Eine Lehre für künftige CIOs? Dem Unternehmen treu bleiben, solange es geht. Und dann rechtzeitig den Absprung schaffen.
Gerald Scheurmann-Kettner, CIO Event Hotelgruppe
Vom Tellerwäscher zum Millionär - oder eben vom Hotelfachmann zum CIO: Scheurmann-Kettner schaffte genau das. Er arbeitete sich vom Empfangsleiter eines Holiday Inns hoch zum IT-Manager, um dann zur Event Hotelgruppe zu wechseln. Quereinsteiger, das funktioniert also auch bei CIOs.
Tobias Schmitt, CIO der NRW.Bank
Schmitt startete seine Karriere als Regional COO Asia /Pacific bei der WestLB. Der Betriebswirt stieg kurz darauf zum IT-Projektleiter auf - und erreichte dann bei der NRW-Bank die Stelle des CIO.