Rettungsplan der Telekom kann Investoren nicht überzeugen

18.08.2006
Nachdem die zuletzt schwachen Quartalszahlen und die Gewinnwarnungen für 2006 und 2007 zu einem deutlichen Kurseinbruch geführt hatten, versucht das Team um Konzernchef Ricke die Großaktionäre zu besänftigen - zumeist vergeblich.

Kai-Uwe Ricke ist seit einigen Tagen zusammen mit Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick unterwegs, um wichtige Investoren von dem geplanten Rettungsplan der Telekom zu überzeugen. Der Konzernchef hatte vergangene Woche nach den schwachen Ergebnissen angekündigt, es gebe keine Alternative zu einer rigorosen Verteidigung der Marktanteile. Um seine Position im Heimatmarkt zu sichern, will der ehemalige Staatsmonopolist entgegen der bisherigen Devise die Preise für Mobilfunk- und Festnetz deutlich senken.

Bei den Großaktionären, die im Zuge des Kursverlusts der vergangenen Woche teilweise schmerzhafte Verluste verbuchten, fanden die Pläne nur wenig Anklang. Man sei nach den Zahlen und dem anschließenden Gespräch mit Ricke und Eick ernüchtert, erklärte Klaus Kaldemorgen, Chef der zur Deutschen Bank gehörenden Fondsgesellschaft DWS, gegenüber der "Financial Times Deutschland". Es habe ihn erschreckt, dass die Telekom keinen fertigen Alternativplan in der Schublade habe. Die Vorstellung sei insgesamt enttäuschend gewesen, stimmte Andreas Mark, Fondsmanager bei Union Investment zu.

Laut FTD-Bericht vertreten einige Investoren die Ansicht, dass - abgesehen von Veränderungen im Management - auch ein Umbau in der Konzernstruktur dringend erforderlich sei. So müssten die drei weitgehend autarken Sparten T-Mobile, T-Com und T-Systems umgekrempelt werden. "Die Säulenstruktur und die interne Konkurrenz sind ein großes Problem für die Telekom", so Union-Fondsmanager Mark.

Die Kritik scheint berechtigt, wenn man die Angebotspalette der einzelnen Sparten betrachtet: So leidet die Telekom einerseits unter einem anhaltenden Kundenschwund im Bereich Festnetztelefonie. Allein im vergangenen Quartal verlor der Bonner Konzern nach eigenen Angaben mehr als 500.000 Anschlüsse an die Konkurrenz. Andererseits bewirbt die Mobilfunksparte mit T-Mobile@Home einen Handy-Tarif, der - für knapp fünf Euro monatlich - einen Festnetzanschluss ersetzen kann, beziehungsweise soll. Mit dem Dual-Phone-Angebot T-One, das Internet-Telefonie - auch via WLAN - unterstützt, macht T-Com wiederum T-Mobile und sich selbst Konkurrenz - sofern das Angebot Anklang findet.

Wenig Freunde unter den Anlegern hat sich das Management auch mit dem geplanten Bau des VDSL-Netzes für drei Milliarden Euro geschaffen. Wie die französische Zeitung "La Tribune" unter Berufung auf informierte Kreise berichtet, will die EU-Kommission den TK-Riesen am kommenden Montag offiziell dazu auffordern, das Netz für Wettbewerber zu öffnen.

Angesichts der aufkeimenden Kritik unter den Telekom-Investoren bleibt abzuwarten, wie die Blackstone Group reagieren wird, die im September in den Aufsichtsrat einziehen wird. Der mit 4,5 Prozent Beteiligung größte Telekom-Aktionär nach der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und dem Bund hat mit seiner Beteiligung bislang einen Verlust von über 600 Millionen Euro hinnehmen müssen. Seit dem Einstieg der Private-Equity-Gesellschaft vor vier Monaten büßte die Aktie des Bonner TK-Riesen fast ein Viertel ihres Wertes ein. Umso schwerer wiegt es, dass die Amerikaner 85 Prozent des Kaufpreises für die rund 192 Millionen Aktien mit einem Kredit der Deutschen Bank finanziert haben. Die für 2006 zugesagte Rekorddividende von 72 Cent je Telekom-Aktie reicht gerade einmal aus, um die anfallenden Zinsen zu decken. (mb)