Konsumerisierung auf dem Vormarsch

Regeln für Privatgeräte fehlen

15.09.2011 von Thomas Pelkmann
Die Mitarbeiter machen Druck: Immer mehr Unternehmen setzen daher private Geräte auch für geschäftliche Aufgaben ein. Allerdings fehlen meistens verbindliche Regeln für den Umgang mit Consumer-Devices.
Wenn Unternehmen eigene Geräte zulassen, sollten sie sich auch um die Sicherheit kümmern. Tatsächlich tun sie das viel zu selten.

Von Konsumerisierung ist allenthalben die Rede, wenn es um Trends in der IT geht: Immer mehr Menschen, heißt es, wollen ihre Privatgeräte auch für geschäftliche Zwecke nutzen. Aber stimmt das wirklich? Und was heißt das für die IT-Infrastruktur? Das hat das britische Marktforschungsunternehmen YouGov für den Virtualisierungsanbieter Citrix herauszufinden versucht. Rund 700 Senior Executives und Manager aus kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien standen für die Umfrage Rede und Antwort.

Erste Erkenntnis: Die Unternehmen stehen unter Druck. Die Mitarbeiter fordern von ihren Firmenleitungen flexiblere und mobile Arbeitsumgebungen, um ihre Work-Life-Balance zu verbessern. Damit einher geht ein Wachstum an ausgefuchsten Geräten, die auch für Geschäftszwecke eingesetzt werden. Insgesamt, heißt es in der Auswertung der Umfrage, verschwimmen die lange Zeit festen Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit.

Mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) sieht sich diesem steigenden Druck ausgesetzt. Überrascht konstatieren die Meinungsforscher, dass in Frankreich und England der Druck, wie beschrieben, vor allem von den eigenen Mitarbeitern ausgeht - und anwächst: Fast die Hälfte (43 Prozent) der Unternehmen berichten, dass der Druck von unten sich in den vergangenen 12 Monaten deutlich verstärkt habe. In Deutschland ist das ähnlich, allerdings sorgen hier eher externe Kräfte - der Wettbewerbsdruck auf die Unternehmen - für eine erhöhte Nachfrage nach privatem, mobilem Equipment.

Eine komfortable Mehrheit der Beschäftigten (59 Prozent) gibt an, schon jetzt eigene Geräte für geschäftliche Aufgaben zu nutzen. Weitere sieben Prozent würden das gerne, aber dürfen nicht. Weniger als ein Drittel (27 Prozent) hat entsprechende Wünsche ans Management bisher nicht geäußert. Dabei ziehen sich die Begierden quer durch alle Abteilungen, wenngleich bei IT, Verkauf und Marketing das Verlangen noch etwas größer ist. Bei der allgemeinen Verwaltung, die das oberste Management einschließt, ist die Begehr am größten, schreibt YouGov in seinem Abschlussbericht.

Zwei von drei Angestellten, die sich ein privates Gerät auch am Arbeitsplatz wünschen, erhoffen sich davon durchweg ein leichteres (Arbeits-) Leben. Jeder Fünfte gibt an, dass sein Privatgerät mehr Funktionalität bietet, als vergleichbare Geschäftsgeräte, jeder Vierte findet sein Eigentum zudem flexibler. Den Look & Feel ihres Eigentums bevorzugen 35 Prozent.

Die Begehrlichkeiten sprechen also eine klare Sprache, und obwohl auch die Manager Lust auf eigene Geräte verspüren, äußern sie sich ambivalent über die Konsumerisierung. Ein Viertel (23 Prozent) ermuntert seine Mitarbeiter sogar, private Geräte auch geschäftlich zu nutzen. Noch mal derselbe Anteil möchte solche Geräte nur in den Händen leitender Angestellter sehen.

Vier von zehn Unternehmen unterstützen diesen Trend mit eigenen Geräten wie Laptops, Smartphones oder Tablet-PCs und mit Anwendungen und Tools wie Remote Access- oder Web-Conferencing-Software. Allerdings weiß nur eine qualifizierte Minderheit von 43 Prozent überhaupt darüber Bescheid, welche privaten Geräte im Unternehmen mitarbeiten. Ein knappes Drittel glaubt immerhin das Meiste darüber zu wissen.

60 Prozent ohne Regeln für private Geräte

Noch schlimmer ist, dass 60 Prozent bisher überhaupt keine Policies zum Gebrauch der privaten Geräte haben. Da wundert es nicht, dass sich die Unternehmensverantwortlichen anhaltend Sorgen über die zunehmende Konsumerisierung machen, wenn sie den Fernzugriff aufs Firmennetz oder auf Unternehmensdaten bedeutet. Zu den häufigsten Bedenken gehören der Kontrollverlust über das Management von Geräten sowie durch Sicherheitslücken in Netzen und bei Daten. Immerhin ein Drittel fürchtet, dass Mitarbeiter durch eigene Geräte abgelenkt würden.

Dafür scheint der private Gerätepark sich auf die Produktivität der Mitarbeiter deutlich positiv auszuwirken: Jeder Fünfte verneint das, genau so viele reklamieren dagegen für sich einen Produktivätsanstieg von bis zehn Prozent. Ein Viertel (26 Prozent) geht von mehr Produktivität von zehn bis 30 Prozent, acht Optimisten sogar von mehr als 30 Prozent Zuwachs aus.