Rechtzeitige Qualifizierung der Beschäftigten als ein Ziel:DGB wird Technologieberatung ausbauen

05.12.1986

OBERHAUSEN (CW) - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wird sich künftig stärker in der Technologieberatung von Arbeitnehmern und Betriebsräten engagieren. Nach Abschluß des fünfjährigen Modellversuchs einer Technologie-Beratungsstelle (TBS) für Nordrhein-Westfalen in Oberhausen kündigte deren Leiter Ulrich Weber den Aufbau ähnlicher Einrichtungen in anderen Bundesländern an.

Das bislang vom Bundesforschungsministerium finanzierte Pilotprojekt solle dagegen regionalisiert und ausgebaut werden. Das nordrhein-westfälische Arbeitsministerium bestätigte auf Anfrage, daß die Landesregierung die volle Weiterfinanzierung der Einrichtung plane.

Die 1981 gegründete TBS berät Betriebsräte bei der Einführung neuer Techniken, vermittelt Arbeitnehmern Weiterbildungswissen über Rationalisierungsverfahren und erarbeitet Grundsätze für eine sozialverträgliche Technologiepolitik. In Hamburg, Berlin und Hessen, so berichtete Weber, befänden sich derzeit ähnliche Beratungsbüros im Aufbau. In Niedersachsen und im Saarland seien Vorgespräche mit den Landesregierungen angelaufen.

Die Beratungsstelle werde nach den Planungen des DGB und des nordrhein-westfälischen Arbeitsministeriums zunächst regionale Außenstellen für das Sauer- und Siegerland in Hagen sowie für die Gebiete Ostwestfalen und Rheinland errichten. Jedes Büro soll mit jeweils einem Informatiker, einem Ingenieur und einem Ökonomen ausgestattet werden. Die Zentrale in Oberhausen werde voraussichtlich von bislang sechs auf neun Beschäftigte aufgestockt. Die TBS will auf diese Weise neben ihrem Beratungsservice für Unternehmen des Ruhrgebiets vor allem ihre Aktivitäten im Bereich Technologiepolitik ausbauen.

Die Erfahrungen der fünfjährigen Versuchsphase haben nach Ansicht Webers gezeigt, daß die Mitsprache von Betriebsräten bei der Einführung neuer Technologien nur mit der entsprechenden Fachberatung der Betroffenen möglich sei. Für kompetente Arbeitnehmervertreter lohne es dagegen, "sich zu wehren". Im übrigen seien auch die Unternehmen an einem möglichst hohen Detailwissen der Betriebsräte interessiert.

Durch Einschaltung der TBS konnte nach Angaben Webers in zahlreichen Unternehmen des Landes die Einführung rechnergestützter Arbeitsverfahren durch Betriebsvereinbarungen mitgestaltet werden Dabei gehe es bei den Beratungskonzepten nicht um das Blockieren von Rationalisierungstechniken, sondern um deren arbeitnehmerfreundliche Ausgestaltung. Gleichwohl gebe es auch weiterhin Bereiche, in denen die Gewerkschaften ablehnend blieben. Der TBS-Chef nannte die "Vernetzung" von Datenbanken und den Ausbau personenbezogener Datensammlungen.

Der anhaltende Verlust von Arbeitsplätzen durch Rationalisierungstechniken könne durch die Tätigkeit der TBS jedoch nicht gestoppt werden. Die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sei Aufgabe von Wirtschafts- und Tarifpolitik. Weber bezeichnete es außerdem als "illusionär", die von Modernisierungen bedrohten Arbeitsplätze durch Vereinbarungen sichern zu wollen. Mit einer rechtzeitigen Qualifizierung sei den betroffenen Beschäftigten langfristig mehr gedient.