Enterprise Grids des Fraunhofer-Instituts

Rechnerleistung je nach Bedarf

08.09.2009 von Klaus Manhart
Die Entwicklung neuer Produkte hängt in vielen Branchen von der verfügbaren Rechnerleistung ab. Die ist nicht immer gegeben. Das Fraunhofer Institut bietet Lösungen für Enterprise Grids, die IT-Leistungen temporär zur Verfügung stellen. Dazu gehört ein Portal, das den einfachen Zugang zu Grid Ressourcen ermöglicht.
„Nicht nur große, auch kleine innovative Unternehmen mit anspruchsvollen technische Anwendungen oder ganz spezielle Applikationen sind die richtigen Kandidaten für den Einsatz von Grid Computing“, erklärt Anette Weisbecker, Direktorin des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.
Foto: Fraunhofer Institut

Rechenleistung für temporäre Leistungsspitzen im eigenen Haus vorzuhalten, ist teuer und unwirtschaftlich. Bei Banken und Versicherungen beispielsweise übersteigt die Analyse der Risiken und die Prognosen auf die Zukunft immer wieder die Kapazität der verfügbaren Server. Auch andere Branchen kämpfen immer wieder mit Rechen-Engpässen.

Grid Computing hilft aus dem Dilemma: Mehrere Server werden dabei je nach Bedarf an Rechenleistung zu einem virtuellen Superserver zusammengeschaltet. Die einzelnen Server können weltweit verstreut sein, an eigenen Standorten oder bei Service-Providern.

Eine solche Virtualisierung funktioniert nicht nur für Server-Hardware, sondern lässt sich auch auf Speichersysteme, Datenbanken und Softwareapplikationen übertragen. Liegt zum Beispiel ein Teil der Daten auf den Speichersystemen des Stammwerks in Süddeutschland, ein anderer Teil auf den Festplatten des chinesischen Standorts, andere bei weltweit verteilten Zulieferern, sehen sie für die Anwender wie eine einzige Datenbank auf einem einzelnen Server aus.

Grids für Unternehmen

Forschungsinstitute und Rechenzentren nutzen solche Computer-Grids schon länger intensiv. Diesen Erfahrungsschatz hat das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO zusammen mit den Fraunhofer-Instituten für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM, für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST und für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI auch für Unternehmen zugänglich gemacht - etwa für die Pharma-, Automobil-, Medien und Finanz- und Ölindustrie.

Das Zusammenspiel verschiedener Rechner über Unternehmens- und Ländergrenzen hinweg regelt eine von den Fraunhofer-Instituten entwickelte Software. »Diese Middleware-Komponenten analysieren, an welchem Unternehmensstandort Ressourcen frei sind, wo also aktuelle Jobs gerechnet werden könnten, aber auch, ob die Ressourcen überhaupt zu den Anforderungen passen«, sagt Anette Weisbecker, Direktorin des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart. Unternehmen können die Software auf den eigenen Rechnern oder bei einem externen Betreiber wie zum Beispiel der Fraunhofer-Gesellschaft nutzen.

Der Grid Check prüft die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von Grid-Technologien. Dabei werden sowohl Unternehmensziele, als auch IT-Infrastruktur sowie Anwendungen und Dienste berücksichtigt.

Der Zugang zum virtuellen Superserver und seinen Daten erfolgt über ein Portal im öffentlichen Internet oder im Intranet des Unternehmens. Die Idee des Portals: Der Anwender soll sich nicht mit dem Rechner-Grid oder bestimmten Applikationen beschäftigen müssen, sondern nur mit der Aufgabe, die es zu lösen gilt. Für welche Firmen sich Grid Computing rechnet, hängt von der Aufgabenstellung ab. »Nicht nur große, auch kleine innovative Unternehmen mit anspruchsvollen technische Anwendungen oder ganz spezielle Applikationen sind die richtigen Kandidaten für den Einsatz von Grid Computing«, versichert Weisbecker. Mit einem von der Fraunhofer-Gesellschaft angebotenen Grid-Check können Unternehmen prüfen, ob und wie sich der Einsatz lohnt.