Hamburger IT-Strategietage 2012

ProSiebenSat.1-CIO: Jurassic Park für CIOs

06.03.2012 von Andrea König
Wer auch noch in zehn Jahren als CIO arbeiten möchte, sollte sich zum Umsatztreiber entwickeln. Andreas König, CIO der ProSiebenSat.1 Media AG, nennt in seinem Vortrag auf den Hamburger IT-Strategietagen zahlreiche Vorschläge, mit denen CIOs Innovationen ins Unternehmen bringen und dabei den Umsatz steigern.
Andreas König, CIO der ProSiebenSat.1 Media AG auf den Hamburger IT-Strategietagen 2012.
Foto: Joachim Wendler

Andreas König, CIO der ProSiebenSat.1 Media AG, versteht es, Spannungsbögen aufzubauen. Die Frage, ob CIOs vom Aussterben bedroht sind, wirft er nicht einfach in den Raum, sondern veranschaulicht sie mit einem selbst zusammengestellten packenden Kurzfilm. Mit ausgewählten Episoden aus Star Wars, Independence Day und Jurassic Park visualisiert König die CIO-Zukunft. Und er zeigt, dass die Befürchtung vom aussterbenden CIO nicht neu ist.

Schon 2002 wurde im Zuge der Outsourcing-Diskussion darüber spekuliert, ob CIOs die nächste Dekade noch erleben werden. Sterben CIOs nun aus? Die Antwort hat Andreas König sofort parat: „Natürlich wird der CIO nicht aussterben“, sagt er. Schließlich werde man alles unternehmen, damit das nicht passieren werde.

Zurücklehnen dürfen CIOs sich nicht. König beobachtet, dass Anbieter sich mit ihren Cloud Computing-Angeboten nicht an den CIO sondern an den CEO wenden. Schwierig ist es für ihn auch, wenn IT-Verantwortliche, so wie er selbst, an ihren Finanzvorstand berichten müssen. Denn dann geht es in Diskussionen häufig um Kosteneinsparungen, weniger um Innovationen.

Überleben wird der CIO dann, wenn er sich zum Umsatztreiber im Unternehmen entwickelt, lautet Königs These. Damit das dem CIO gelingt, muss er zum Beispiel Kosten transparent nach innen kommunizieren und sich mit Analytics auseinandersetzen. Die Ausrede, dass die im Unternehmen vorhandene Metrik zu schlecht sei, entkräftet König mit dem Bild einer kostengünstigen Waage. Wenn man sich ein einziges Mal auf die Waage stellt, wird sie vermutlich nicht das korrekte Gewicht anzeigen. Wiegt man sich jedoch Tag für Tag auf dieser Waage, lässt sich daraus ein Trend ableiten, mit dem man arbeiten kann.

Sechs Denkanstöße für CIOs

Andreas König nennt eine Reihe von Denkanstößen, mit denen CIOs eigene Innovationen starten und so zum Umsatztreiber werden können:

Viele Ideen schön und gut, doch gibt es solche Innovationen bei Königs Arbeitgeber ProSiebenSat.1? Gibt es. Als Beispiel nennt der CIO den Frauensender Sixx, den das Medienunternehmen „auf Basis von Dingen, die wir schon hatten“ eingeführt hat. Sixx hält heute – weniger als zwei Jahre nach der Einführung - einen Marktanteil von drei Prozent.

12 Tipps für den CIO
Gartner-Tipps für Social Media
Die Kunst aber ist es, a) diese Kultur der Kommunikation zu fördern und b) die in ihr entstehenden Informationen herauszufiltern und in bestehende Business-Intelligence-Systeme zu integrieren. Zwölf Schritte gilt es laut Gartner für den CIO zu befolgen.
Aufmerksam schärfen:
IT und Business müssen sich bewusst werden, dass in den Informationen aus Sozialen Netzwerken ein Wert für das Business steckt. Das Sammeln und Interpretieren dieser Erkenntnisse - Social Analytics - muss darauf ausgerichtet sein, nach ihnen zu handeln.
Know-How ausbilden:
Ist das Wissen einmal da, sollte der CIO Entwicklungs-Pläne für wichtige Rollen in der Social-Media-Strategie gestalten.
Verständnis wecken:
Der CIO muss dem Business vermitteln, wie wichtig und hilfreich es ist, Menschen aus verschiedenen Abteilungen zu vernetzen und sie an Probleme zu setzen.
Vorleben:
Der CIO muss selbst in Sozialen Netzwerken aktiv sein - und dies auch kommunizieren. Nur wer diese Tools nutzt, kann sie auch glaubwürdig vertreten. Einmal die Woche sollte der IT-Chef mit den Kollegen, die am aktivsten sind in Sachen Social Media, Gedanken austauschen.
Loslegen:
Der CIO sollte sowohl Gruppen mit Leuten aus dem ganzen Unternehmen zusammenbringen als auch bestehende Gruppen an die Möglichkeiten heranführen, die in Social Media stecken.
Motivieren:
Mit Anreizen, und sei es öffentlicher Anerkennung, kann der CIO die Kollegen aus IT und den Fachabteilungen dazu bringen, selbst Social Media Projekte auf die Beine zu stellen.
Ziele stecken:
Social Media soll Business Value generieren, und deswegen auf Kern-Bereiche des Business zielen: Time to Market, Kundenbindung oder die Produktivität der Mitarbeiter.
Die IT-Governance überdenken:
Das Ziel muss das effektive und flexible Management von Informationen sein, nicht Kontrolle der Technologie. Das Auge der Security aber muss sich auf die neuen Technologien einstellen.
Social Media in die Architektur einbinden:
Dazu gehört, Tools und Prozesse zu gestalten, mit denen sich die Informationen zielführend verarbeiten lässt. Das Ziel ist, dass die Business-Entscheider nur die richtige Frage stellen müssen, um schnell Informationen für nachhaltige Entscheidungen zu bekommen.
Eine Strategie festlegen:
Sie sollte enthalten, wer die Adressaten und Teilnehmer der kollaborativen Kommunikation sind, wie weit das Engagement gehen soll - und wohin es das Unternehmen führen soll.
Zurückziehen:
Die IT sollte sich alsbald von der Kontrolle über die Social-Media-Ressourcen verabschieden und sich darauf konzentrieren, Verbindungen zwischen den Menschen herzustellen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)