Longline Phishing

Proofpoint warnt vor gezieltem Massen-Phishing

19.03.2013 von Simon Hülsbömer
Der E-Mail-Security-Dienstleister Proofpoint beobachtet einen starken Anstieg von sogenannten "Longline Phishing"-Attacken, bei denen Angreifer die Spam-Filter eines Unternehmens gezielter auzutricksen versuchen.
Proofpoint identifiziert Longlining als neue Ausprägung des Phishings.
Foto: Proofpoint

Longline Phishing sei eine Kombination aus Spear Phishing und Massenversand, so die Sicherheitsforscher von Proofpoint. Innerhalb weniger Sekunden würden Tausende E-Mails mit Malware-Links von verschiedenen IP-Adressen aus versendet. Der Text der Mail sei zumeist sehr generisch gehalten und weise wegen der schieren Menge der Empfänger auch keine persönliche Ansprache des Adressaten auf, erklärt Proofpoint-CEO Gary Steele. Dennoch enthalte er für den Empfänger interessante Stichworte und diverse Links, die schneller zum Klicken verleiten könnten als herkömmliche Spam-Botschaften. Grund: Sie führen zu augenscheinlich seriösen Websites, die kurze Zeit vorher mit Drive-by-Malware infiziert wurden. Ein Klick reicht und der Rechner des E-Mail-Empfängers ist befallen.

Proofpoints Erkenntnisse entstammen einer sechsmonatigen Untersuchung des E-Mail-Traffics seiner Kunden. Da sich die Longlining-Mails ständig veränderten, habe keines der untersuchten Unternehmen mehr als drei Nachrichten mit denselben Merkmalen erhalten - die bei allen im Einsatz befindliche Spam-Lösung hatte keine Chance. Den größten Fall von Longline Phishing entdeckte man Anfang Oktober, als wohl von Russland aus in weniger als drei Stunden über 135.000 Mails an mehr als 80 Empfängerunternehmen verschickt wurden - dabei kamen 80.000 verschiedene E-Mail-Adressen mit 35.000 unterschiedliche Absendernamen zum Einsatz.

Latent erfolgreich

"Das Problem für Unternehmen ist, dass sich viele E-Mails heute nicht mehr eindeutig in 'gut' oder 'böse' unterscheiden lassen", so Steele. Auch wenn die Anti-Spam-Lösungen zumeist über 99 Prozent des herkömmlichen Spams ausfilterten, kämen Longlining-Mails oft durch, weil sie sich durch die ständig wechselnde Absender-IP und den harmlosen Nachrichtentext in keine der bekannten Spam-Kategorien einsortieren ließen. Ihr Erfolg gibt den "Fischern" recht: Jede zehnte später als solche identifizierte Longline-Nachricht wurde vom Empfänger geöffnet. Fast ein Fünftel dieser Klicks (19 Prozent) erfolgte übrigens von außerhalb des Unternehmensnetzes, beispielsweise über nicht inventarisierte mobile Geräte.

Ignorieren Sie E-Mails, die zur Eingabe vertraulicher Daten auffordern!
<strong>Merkmal:</strong> Um eine möglichst hohe Öffnungsquote zu erreichen, wird oft versucht, Angst zu erzeugen in der Hoffnung, dass der Nutzer auf diese Weise seine übliche Vorsicht aufgibt. Besonders beliebt ist der Trick, eine Sperrung des Kontos (bei der Bank, bei PayPal oder bei Facebook) oder der Kreditkarte vorzutäuschen – verbunden mit der Aufforderung, sich auf eine von der E-Mail aus verlinkten Seite anzumelden, um die Sperrung aufzuheben. Meist versuchen die Betrüger auch, einen zeitlichen Druck aufzubauen, indem sie behaupten, die Eingabe der Daten müsse in den nächsten 24 Stunden erfolgen.<br /><br /> <strong>Tipp:</strong> Generell versenden Banken, aber auch Kreditkartenunternehmen und Online-Bezahldienste keinerlei E-Mails, die zu einer Seite verlinken, auf denen Sie Ihre Kontodaten eingeben sollen. Löschen Sie die E-Mail sofort und klicken Sie keinesfalls auf den Link! Schon der bloße Besuch der Seite kann zu einer Infektion mit einem Virus oder Trojaner führen (Drive-by-Download)!
Überprüfen Sie, ob die Website gesichert ist!
<strong>Merkmal:</strong> Webseiten, auf denen wichtige Daten eingegeben werden sollen, sind in der Regel durch eine sichere Verbindung geschützt. Dies lässt sich daran erkennen, dass die Web-Adresse (URL) mit https:// statt mit http:// beginnt. Verweist eine E-Mail, die zur Eingabe vertraulicher Daten auffordert, auf eine ungesicherte Website, ist diese mit hoher Wahrscheinlichkeit gefälscht. Oftmals verbergen die Phisher die tatsächliche Ziel-URL jedoch hinter einer angeblich gesicherten Scheinadresse.<br /><br /> <strong>Tipp:</strong> Überprüfen Sie, wohin der Link tatsächlich führt: mittels Rechtsklick auf den Link und Auswahl von „Eigenschaften“ oder, wenn Sie den Link bereits angeklickt haben, durch Überprüfung der Adresse in der Adresszeile. Auch hier gilt: Im Zweifel den Link nicht anklicken und die E-Mail löschen!
Achten Sie auf die genaue Schreibweise der URL!
<strong>Merkmal:</strong> Um an ihr Ziel zu kommen, müssen die Phisher den Anschein erwecken, die E-Mail sowie die Seite, auf welcher der Nutzer seine Daten eingeben soll, wären echt und gehörten dem angeblichen Absender. Daher wählen sie Adressen, die auf den ersten Blick wie eine echte Adresse, beispielsweise der Bank, aussehen. Dabei werden von der Bank nicht benutzte, aber plausibel erscheinende Adressen verwendet (z. B. www.sparkasseonline. de) oder unauffällige Schreibfehler eingebaut ("postank" statt "postbank").<br /><br /> <strong>Tipp:</strong> Achten Sie immer auf die Schreibweise der URL (auch schon im E-Mail-Absender!) und überprüfen Sie diese auf Schreibfehler! Überprüfen Sie auch, welche URL das Unternehmen normalerweise hat (durch Vergleich mit der Website oder mit echten E-Mails)!
Achten Sie genau darauf, welche Daten Sie eingeben sollen!
<strong>Merkmal:</strong> Zugänge zu Online-Konten, aber auch der Einsatz von Kreditkarten benötigen meist ein mehrstufiges Authentifizierungsverfahren. Bei Online-Konten sind das beispielsweise Kontonummer und TAN, bei Kreditkarten Kartennummer, Ablaufdatum und die dreistellige Prüfnummer. Als sichere Alternative gibt es seit einiger Zeit auch die Verifizierung über das so genannte 3D-Secure-Verfahren (z.B. „Verified by Visa“).<br /><br /> <strong>Tipp:</strong> Werden Sie aufgefordert, mehr als eine TAN oder sowohl ihre Prüfnummer als auch die 3D-Secure-ID einzugeben, handelt es sich um Phishing. Seriöse Websites verlangen nie beide Daten gleichzeitig.
Nicht nur Konto- und Kreditkarten-Phishing ist gefährlich!
<strong>Merkmal:</strong> Schon längst beschränkt sich das Interesse der Phisher nicht mehr nur auf Bank- oder Kreditkartendaten. Generell ist jeder Zugang zu Online-Diensten interessant, sei es das Webmail-Konto, der Zugang zu sozialen Netzwerken, selbst Business-Dienste wie Google AdWords. Dabei nutzen beispielsweise Spammer die erbeuteten Daten, um Kampagnen für eigene Seiten zu schalten – auf Kosten der betrogenen Nutzer.<br /><br /> <strong>Tipp:</strong> Behandeln sie alle Zugangsdaten zu Internetdiensten vertraulich, auch wenn sie Ihnen nicht wichtig erscheinen! Angebliche E-Mails von Facebook oder Hotmail können genauso gefährlich sein wie solche von Ihrer Bank.